Screening senkt Brustkrebssterblichkeit erheblich |
Bei einer Mammografie wird das Brustgewebe mit Röntgenstrahlung durchleuchtet. Im Rahmen des Mammografie-Screening-Programms erfolgt die Untersuchung und die Auswertung der Aufnahmen nach einem standardisierten Prozess. / © Imago Images/HalfPoint Images
Die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist Brustkrebs: Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. 75.000 Neuerkrankungen treten pro Jahr auf, für 18.500 Frauen jährlich endet die Erkrankung tödlich. Um die Brustkrebssterblichkeit zu senken, wurde vor 20 Jahren das kostenlose Mammografie-Screening-Programm (MSP) für Frauen von 50 bis 69 Jahren eingeführt.
Eine Studie belegt nun, dass die strukturierte Früherkennung die Brustkrebssterblichkeit deutlich verringert hat. Das wurde heute auf einer Veranstaltung in Berlin mit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) deutlich, die federführend vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) organisiert wurde. Die 13-jährige Evaluation des Mammografie-Screenings zum Nutzen des Programms wurde vom BfS koordiniert und von der Universität Münster federführend durchgeführt. Die erstmaligen Daten aus Deutschland, die ein Team um Professor Dr. André Karch auf den Seiten des BfS zur Verfügung stellt, zeigen die bisherigen Erkenntnisse.
Unter den Frauen, die an dem Screening teilnahmen, gingen die Brustkrebs-Todesfälle demnach zwischen 20 und 30 Prozent zurück (abhängig von der Analysemethode) und die Heilungschancen für erkrankte Frauen erhöhten sich, wie das BfS mitteilte. Für die Untersuchung wurden Daten aus den Jahren 2009 bis 2018 ausgewertet, dabei wurden Krankenkassen- und Krebsregisterdaten kombiniert.
»Die Studienergebnisse sind eine sehr gute Nachricht für alle Frauen in Deutschland, die eine Einladung zum Mammografie-Screening erhalten«, sagte Warken. Die betroffenen Frauen könnten darauf vertrauen, dass eine Teilnahme nachweislich von Nutzen ist – sie ermögliche Früherkennung und erhöhe die Heilungschancen. »Daher mein Appell an alle Frauen, die angeschrieben werden: Nehmen Sie die Einladung an.«
Die Studie zeige, dass sich die mit dem Programm verbundenen Erwartungen erfüllt hätten: »Das Mammografie-Screening wirkt.« Dabei sei der Nutzen der Untersuchung größer als das Risiko – »insbesondere, weil der Strahlenschutz in der Medizin in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau ist«, ergänzte Schneider.
Allerdings hatte die Studie nur zum Ziel, den Nutzen des Screenings, also die Reduktion der Brustkrebsmortalität zu evaluieren. Die Risiken wurden nicht bewertet. Das sollte aber laut BfS noch erfolgen. Die Ergebnisse zum Nutzen »sollten idealerweise im weiteren Verlauf für eine umfassende Nutzen-Risiko-Abwägung mit Daten zur Lebensqualität, zu Überdiagnosen, zu falsch-positiven Befunden und zu gesundheitlichen Folgen der durch das MSP generierten Strahlenexposition zusammengeführt und in einem entsprechenden Modell gegeneinander abgewogen werden«, heißt es in dem Bericht.
Das deutsche MSP wurde ursprünglich für 50- bis 69-Jährige eingeführt, aktuell wird Frauen zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre eine Untersuchung angeboten, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. »Unter den 50- bis 69-Jährigen nimmt jedes Jahr etwa die Hälfte der Eingeladenen am Mammografie-Screening-Programm teil.«
Das Programm biete Frauen die Sicherheit, dass jede Untersuchung nach festen Qualitätsstandards erfolge – von der Einladung über die Erstellung und Begutachtung der Röntgenbilder bis zur Befundmitteilung, so Paulini. Die hohen Anforderungen an die Qualität dienten auch dem Strahlenschutz der Teilnehmerinnen.
Im vergangenen Jahr hatte das BfS berichtet, dass die Teilnahme am MSP auch für Frauen ab 45 Jahren mit mehr Nutzen als Risiken verbunden ist. Das Screening könne die Brustkrebs-Sterblichkeit demnach bei den 45- bis 49-Jährigen ähnlich wie in der Gruppe der 50- bis 69-Jährigen um rund 20 Prozent reduzieren. Das Bundesamt empfiehlt darum, die untere Altersgrenze für die Teilnahme von 50 auf 45 Jahre herabzusetzen. In der Altersgruppe zwischen 45 und 50 Jahren erkranken dem BfS zufolge in Deutschland jedes Jahr etwa 5000 Frauen an Brustkrebs. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sprach sich schon im Jahr 2022 dafür aus, die untere Altersgrenze für das Mammografie-Screening auf 45 Jahre zu senken.
Das Mammografie-Screening-Programm ist das erste systematische Krebs-Früherkennungs-Programm nach europäischen Qualitätsstandards in Deutschland und mit rund 14 Millionen anspruchsberechtigten Frauen das größte Screening-Programm in Europa. Für Frauen von 50 bis 69 Jahren wurde es ab 2005 schrittweise eingeführt. Seit 2009 steht es flächendeckend zur Verfügung. Im Juli 2024 wurde es auf Frauen bis 75 Jahre ausgeweitet.
Das Programm richte sich an symptomfreie Frauen. Frauen mit Symptomen oder mit vorangegangener Brustkrebserkrankung erhalten die nötigen Untersuchungen im Rahmen der regulären Krankenversorgung.
An augenscheinlich gesunden, also symptomfreien Menschen sind Röntgenuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten nur dann erlaubt, wenn die Untersuchung durch das Bundesumweltministerium zugelassen wurde. Voraussetzung ist, dass der Nutzen das mit der Untersuchung verbundene Strahlenrisiko deutlich übersteigt. Für ein Mammografie-Screening-Programm für Frauen von 50 bis 69 Jahren fiel diese Bewertung Anfang der 2000er-Jahre positiv aus. Seit 2018 ist das Bundesamt für Strahlenschutz für die Nutzen-Risiko-Bewertung zuständig.