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Kohortenstudie

Schweres Covid-19 kann Kognition beeinträchtigen

Schwere Covid-19-Verläufe erhöhen das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen bei älteren Menschen. Das zeigt eine Kohortenstudie aus China. Langfristig könnte diese Entwicklung die weltweite Demenzbelastung steigern.
Laura Rudolph
10.03.2022  11:00 Uhr

Covid-19 geht mit einer erhöhten Inzidenz kognitiver Beeinträchtigungen bei älteren Menschen einher. Das zeigte eine Kohortenstudie mit Covid-19-Überlebenden (DOI: 10.1001/jamaneurol.2022.0461). Seine Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam des Department of Neurology and Centre for Clinical Neuroscience des Daping Hospitals in China nun im Fachjournal »JAMA Neurology«.

Die insgesamt 3233 Probanden im Alter ab 60 Jahren wurden zwischen dem 10. Februar und dem 10. April 2020 aus Covid-19-Krankenhäusern in Wuhan entlassen. Sie waren neurologisch nicht vorbelastet, frei von Krebs- und schweren Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen. Als Kontrollgruppe dienten 1317 nicht infizierte Ehepartner der Überlebenden. Die einjährige Nachbeobachtung anhand der Beantwortung von Fragebögen und Telefoninterviews zur kognitiven Entwicklung schlossen 1438 Covid-19-Überlebende sowie 438 Kontrollpersonen ab. Die Forscher teilten die kognitiven Verläufe der Probanden in vier Kategorien ein: stabile Kognition, früh einsetzender kognitiver Abbau, spät einsetzender kognitiver Abbau und fortschreitender kognitiver Abbau.

Erhöhtes Risiko für kognitiven Verfall durch schwere Verläufe

Die Inzidenz der kognitiven Beeinträchtigung bei den Überlebenden zwölf Monate nach der Entlassung betrug 12,45 Prozent. Besonders ein schwerer Covid-19-Verlauf führte zu stärkeren Problemen: Die Betroffenen erreichten in den Telefoninterviews schlechtere Werte als Überlebende nach einem nicht schweren Verlauf und Kontrollpersonen. Sie zeigten ein knapp fünffach erhöhtes Risiko für einen früh einsetzenden kognitiven Abbau (Odds Ratio 4,87). Das Risiko für einen spät einsetzenden kognitiven Abbau erhöhte sich bei den schwer Erkrankten etwa um den Faktor 7,5 (OR 7,58), das Risiko für einen progressiven kognitiven Abbau um den Faktor 19 (OR 19,0). Doch auch moderate Covid-19-Verläufe führten zu kognitiven Beeinträchtigungen. Nach Berücksichtigung von Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Body-Mass-Index und Komorbiditäten war nicht schweres Covid-19 im Vergleich zur Kontrollgruppe mit einem etwa 70 Prozent erhöhten Risiko für früh einsetzende Kognitionseinbußen verbunden (OR 1,71).

Laut den Autoren sind die Mechanismen des Covid-19-bedingten kognitiven Verfalls vielschichtig. Es könnten vaskuläre Schäden oder neuronale Defizite nach länger anhaltender Hypoxie beteiligt sein. Ebenso diskutiert würden Entzündungswerte, die über Monate erhöht bleiben und die Neurodegeneration fördern, oder ein direkter Viruseintritt in das zentrale Nervensystem. Die Forscher erwähnen auch, dass die Studienergebnisse kritisch zu betrachten seien: Ungleiche Stichprobengrößen von Überlebenden und Kontrollpersonen und fehlende Informationen zum kognitiven Zustand vor Covid-19 seien limitierend.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein langfristiger kognitiver Abbau besonders nach einem schweren Covid-19-Verlauf häufig ist. Die Pandemie könnte somit Auswirkungen auf die weltweite Demenzbelastung haben, was es jedoch in weiteren Studien zu untersuchen gilt.

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