Schweizer Apotheken testen auf SARS-CoV-2 |
Die Apotheker in der Schweiz testen seit Montag auf das Coronavirus: Einer Patientin wird in der Zürcher Europaallee Apotheke ein Nasen-Abstrich abgenommen. / Foto: Christoph Kaminski/AVKZ
Bei den aktuell stark ansteigenden Infektionszahlen liegen die Hoffnungen vor allem auf flächendeckenden Tests. Erst vergangene Woche hatte die Bundesregierung eine Umstellung der Teststrategie angekündigt. Künftig sollen Antigentests, die als sogenannte Schnelltests innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis vorweisen, die bisher üblichen PCR-Tests ergänzen. Daraufhin forderte die ABDA, dass auch Apotheker in Zukunft auf das Coronavirus mithilfe der Antigen-Schnelltests testen dürfen sollen.
Was hierzulande aktuell zur Diskussion steht, ist in der Schweiz seit Montag Wirklichkeit. Dort dürfen im Rahmen eines Pilotversuchs aktuell vier Zürcher Apotheken Coronavirus-Tests durchführen, so berichtete am Montag die Schweizer Nachrichtenagentur SDA. Allerdings handelt es sich hierbei um PCR-Tests, die Antigen-Schnelltests sind aktuell noch nicht in die offizielle Teststrategie der Schweizer eingebunden. Antikörpertests dürfen Schweizer Apotheken bereits seit August durchführen.
Das Testen auf SARS-CoV-2 liegt in der Schweiz in kantonaler Obhut, die einzelnen Gesundheitsdirektionen sind für die jeweilige Teststrategie verantwortlich. Die zuständige Kantonsärztin Christiane Meier ist froh über die zusätzlichen Testkapazitäten und erklärte in einer Pressemitteilung des Kantons Zürich: »In der aktuellen Situation ist es wichtig, dass auch leicht symptomatische Personen schnellstmöglich getestet werden können. Apotheken sind gut erreichbar und daher eine optimale Ergänzung zu den bereits bestehenden Anlaufstellen.«
Dass die Zürcher Apotheken auf das Coronavirus testen können, ist dank einer Anfrage des Apothekerverbands des Kantons Zürich (AVKZ) bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, möglich. »Insbesondere im Hinblick auf den Winter ist es sinnvoll, dass auch Apotheken testen«, erklärte Reto Steinmann, Geschäftsführer des AVKZ, gegenüber der PZ. Nach einer Aufforderung im Zürcher Kantonsrat genehmigte die Gesundheitsdirektion den Vorstoß im Rahmen eines Pilotprojekts. »Im Moment haben vier Apotheken im Kanton Zürich die nötige Bewilligung um zu testen, weitere 53 Apotheken werden bald nachfolgen«, erklärte Steinmann weiter. Überrascht ist er von der positiven Resonanz der Apotheker. Ursprünglich rechnete der Verband mit lediglich 30 Apotheken. Insgesamt gibt es im Kanton Zürich 250 Apotheken. Auch bei den Schweizer Patienten kommt das Angebot gut an, laut Verband sind die vier Apotheken, die die Tests anbieten, bereits in den ersten Tagen sehr stark frequentiert.
Um testen zu dürfen, müssen die Apotheker eine Schulung absolvieren, die sich vor allem auf die korrekte Abnahme des Nasen-/Rachen-Abstrichs konzentriert. Einen Tag lang müssten sich die Apotheker dafür Zeit nehmen, so Steinmann. Die Schulungen werden von der Ausbildungsstätte Careum angeboten. Wer die nötigen Ausbildungspapiere hat und die Vorgaben bezüglich Infrastruktur und Schutzmaterial einhält, kann in seiner Apotheke auf das Virus testen. Allerdings sei es wichtig, einen separaten Raum und Zugang zu haben, so dass möglicherweise infizierte Personen nicht mit anderen Apothekenkunden in Kontakt kämen. Wer keinen separaten Raum in der Apotheke vorweisen kann, dürfe auch in einem Zelt draußen testen, so Steinmann. Die Zielgruppe der Personen, die in die Apotheke für einen Test kommen, seien jedoch vor allem asymptomatische Patienten, zum Beispiel Reisende, die ein Testergebnis benötigen, oder Personen mit nur leichten Symptomen.
Die Tests erfolgen dabei nach Voranmeldung zu einem bestimmten Termin. »Bei Personen, welche die Testkriterien des Bundes erfüllen, übernimmt der Bund einen Großteil der Kosten. 50 Franken hat der Kunde bei der Testung in der Apotheke selber zu tragen«, erklärte Steinmann. Der Abstrich in der Apotheke ist also auch wenn die Testkriterien erfüllt sind, eine Privatleistung. Die Apotheken selbst verdienen pro Testabnahme demnach umgerechnet rund 47 Euro abzüglich der Kosten für Schutzausrüstung und Testmaterial. Der Preis von 50 Franken gilt jedoch nur für symptomatische Patienten. Auf der Internetseite einer der teilnehmenden Apotheken kostet ein Abstrich in der Apotheke für asymptomatische Patienten sogar 176 Franken. Da die Apotheken die Proben für die Analyse an ein Labor schicken, kommen für die Patienten ohne Symptome zudem noch Laborkosten hinzu.
Die Testkriterien sind vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) festgeschrieben. Ein PCR-Test wird bei symptomatischen Personen empfohlen, welche eines der klinischen Kriterien wie beispielsweise Fieber, Symptome einer akuten Atemwegserkrankung oder auch einen plötzlichen Verlust des Geruchssinns erfüllen. Zudem werden bei Personen, die Kontakt mit einer infizierten Person hatten und dies über die SwissCovid App gemeldet wurde, die Laborkosten bis zu einer gewissen Höhe übernommen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.