Schutz gegen Schmutz |
Der Markt an sogenannten »Anti-Pollution« Präparaten boomt; viele Kosmetikserien haben ihre Palette mit entsprechenden Präparaten ergänzt. Der englische Begriff »pollution« kann mit »Belastung« oder »Umweltverschmutzung« übersetzt werden. In der Werbesprache ist dann vom Blue-Light-Filter und von Anti-Pigment oder auch vom Brown Spot Corrector, einer Even Brighter oder einer Hautton perfektionierenden Creme die Rede. Derlei Zubereitungen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Entweder verhindern ihre Inhaltsstoffe das Anheften der Schadstoffpartikel aus der Luft an die Haut oder sie enthalten »Bleichmittel«.
Was hält Expertin Bayerl von diesen »aufhellenden« Kosmetika? »Hier muss man differenzieren. Es gibt zwar bleichende Substanzen auch in der Kosmetik, aber auch Wirkstoffe, die den Turnover der Haut steigern wie Retinoide, Salicylsäure oder deren Derivate oder die Exfoliation per chemischem Peeling mit Fruchtsäuren. Durch deren schälenden Charakter wird auch das Pigment abgetragen«, informiert die Dermatologin, die auch dem Vorstand der Gesellschaft für Dermopharmazie angehört.
Medizinisch-kosmetische Wirkstoffe können die Pigmentierung vor, während und nach der Melaninbildung beeinflussen. Goldstandard unter den rezeptpflichtigen Bleichmitteln ist Hydrochinon. Es hemmt die Melaninsynthese. Verschreibungsfreie und schonendere Alternativen sind Vitamin C, Niacinamid und Azelainsäure (Nonandisäure, bis 15 Prozent rezeptfrei).
Daneben lässt sich mit klassischen Radikalfängern gut gegen die Zeichen der Zeit vorgehen. Am besten untersucht ist die Ascorbinsäure, informiert Bayerl. Diese antioxidative Eigenschaft in Kombination mit der Fähigkeit, hemmend in die Bildung von Melanin einzugreifen und die Keratinozytenreifung zu stimulieren, machen die Ascorbinsäure zu dem Parademittel gegen Pigmentstörungen. Ein weiterer Grund für seinen Einsatz in der Anti-Aging-Kosmetik ist seine anregende Wirkung auf die Kollagensynthese in der Lederhaut, wodurch sich zum Teil gar altersbedingte Bindegewebsschäden regenerieren lassen. Zudem hemmt Vitamin C kollagen- und elastinabbauende Enzyme. »Ab einer Konzentration von 5 Prozent sind aufhellende und aufbauende Effekte dokumentiert.«
Tipp: Aufgrund seiner leichten Oxidierbarkeit und damit Instabilität muss Vitamin C zuverlässig vor Licht und Sauerstoff geschützt werden, um sich nicht innerhalb kürzester Zeit nach dem Öffnen des Behältnisses zu zersetzen. Deshalb eignen sich für die empfindliche Ascorbinsäure nur dunkelfarbige Brechampullen oder für ein Serum luftdichte Pumpspender als Behältnisse. Mikroverkapselungen oder veresterte Formen verleihen der Ascorbinsäure-Formulierung zusätzlich Stabilität.
Die Hautexpertin legt Wert auf konsequente Reinigung. »Je gründlicher die Haut gereinigt wird, desto weniger Mikro-Umweltschadstoffe bleiben an der Hautoberfläche haften und können den Säureschutzmantel angreifen.« Dazu verwendet man am besten hautmikrobiomfreundliche, leicht sauer eingestellte Reinigungszubereitungen, die die Hautbarriere stärken, etwa mit Ceramiden.
In den Monaten von März bis Oktober sollte hierzulande täglicher Sonnenschutz mit ausreichend breiten Lichtschutzfaktoren zum Pflege-Pflichtprogramm gehören. Nach aktuellem Kenntnisstand ist das gesamte Spektrum von UV-A-, UV-B- sowie hochenergetischer violetter Strahlung bis zur Infrarot-A-Strahlung gefährlich und kann Hautschäden bewirken. Dieses hochenergetische sichtbare Licht (HEV) liegt im Lichtspektrum direkt neben der UV-Strahlung und erscheint für das Auge blau-lila. In künstlicher Form wird es auch von Bildschirmen (Blue Light) abgestrahlt.
»UVA- und UVB-Strahlen sind zwar sehr schädlich, decken aber nur rund 5 Prozent des Strahlenspektrums der Sonne ab. Bei HEV sprechen wir von mehr als 30 Prozent des Spektrums«, informiert Professor Dr. Eggert Stockfleth von der European Skin Cancer Foundation. »Es dringt tief in die unteren Hautschichten ein. Studien zufolge erzeugt es immensen oxidativen Stress und kann damit die Zellen schädigen. Es zerstört Kollagen und Elastin und lässt die Haut vorzeitig altern. Altersflecken und Hyperpigmentierung sind die Folgen. Außerdem behindert blaues Licht die Reparatur von DNA-und RNA-Schäden, die durch UVB-Strahlen entstehen.«
Inzwischen bietet der Markt spezielle Brillen, Kontaktlinsen und Sonnenschutzpräparate mit Blue-Light-Filtern (wie Avène Intense Protect Sonnenfluid SPF 50+, Eucerin® Photoaging Control Face Sun Fluid LSF 50+, Freiöl® Öl Essence).