Schmitz: »Wer überdreht, kommt auch nicht weiter« |
Jennifer Evans |
16.12.2024 16:00 Uhr |
»Politik ist immer ein Kompromiss«, stelle in diesem Zusammenhang auch ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold klar. Man müsse bei der politischen Arbeit immer deutlich trennen können zwischen objektiver Analyse sowie Wünschen und Ängsten – intern wie extern. Außerdem sollte hinter jeder Maßnahme ein Konzept stehen. Schwer gestalte es sich oftmals dem Berufsstand zu erklären, warum ein bestimmtes Vorgehen nicht zielführend gewesen sei, weil sich das dahinterliegende Konzept aus Gründen der Vertraulichkeit nicht immer offenlegen lasse. »Das kann nach außen komisch aussehen und widersprüchlich wirken«, gab er zu.
Er appellierte daran, in kritischen Situationen der ABDA zu vertrauen. »Transparenz hört auf, wo Vertrauen anfängt«, brachte Arnold es auf den Punkt. Es gehe der Standesvertretung nicht darum, die Macht zu haben. Seiner Ansicht nach ist es Ziel einer Berufsvertretung wie der ABDA – sowie auch einer Demokratie – stets gemeinsam nach der besten Lösung zu suchen. Wichtig ist in seinen Augen, deutlich zu machen, was »realistisch machbar ist« – auch gegenüber der Mitgliedsorganisationen.
Im Gegenzug betonte Arnold, dass ebenso viel Macht in der Hand einzelner Vertreterinnen und Vertreter aus dem Berufsstand selbst liege, wenn sie persönliche Gespräche mit Politikerinnen und Politkern führten. Der direkte Austausch vor Ort habe bei den meisten Abgeordneten mehr Gewicht, als die Positionen eines Lobbyverbands.
Auf die Kritik, dass die ABDA nicht dauerhaft auf Proteste setzte, entgegnete Schmitz, es könne aus der Perspektive der Bundesvereinigung auch einmal sinnvoll sein, die Füße still zu halten. In der Praxis bedeute das, nicht dauerhaft Druck auf die Politik auszuüben. Denn das könne auch schaden, sagte er. »Wer überdreht, kommt auch nicht weiter«, sagte er.
Der politische Berater des ABDA-Hauptgeschäftsführers, Ralf Denda, blickte in seinem Vortrag nicht nur auf die Geschichte des Lobbyismus zurück, sondern zeigte ebenfalls auf, wie es in der Praxis gelingt, alle relevanten Beteiligten im Blick zu behalten. Also, mit wem redet man wann und in welcher Reihenfolge? Das Netzwerk bestehe dabei aus den Komponenten Staat, Kostenträger, Leistungserbringer, Patienten und Versicherten sowie Medien.
Dabei zählte er auf, welche Personen und Bereiche beispielsweise allein aus dem Umfeld der Politik für die Kontaktpflege zu bedenken sind. Dazu gehören laut Dendas Liste neben dem Minister, Staatssekretäre, BMG-Mitarbeiter, Fraktionsvorsitzende, gesundheitspolitische Sprecher, Obleute, Arbeitsgruppen, Abgeordnetenmitarbeiter und Fachausschüsse.
Damit hört die Lobbyarbeit aber noch lange nicht auf. Auch der Austausch mit Vertretern der Krankenkassen, der pharmazeutischen Industrie, des Großhandels, Patientenorganisationen, Stiftungen, Fachmedien oder Nachrichtenagenturen sowie mit anderen Apothekenorganisationen im In- und Ausland seien wichtig.