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Ibuprofen und Co.

Schmerzmittel könnten Antibiotikaresistenzen begünstigen

Ibuprofen und Paracetamol zählen zu den gängigsten Schmerzmitteln – auch, weil sie ohne Rezept in der Apotheke erhältlich sind. Doch welchen Einfluss haben sie auf die Entstehung von Antibiotikaresistenzen?
Johanna Hauser
03.09.2025  11:30 Uhr

Dieser Frage ging eine australische Forschungsgruppe nach und kam zu einem bedenklichen Ergebnis, das kürzlich in »Nature« veröffentlicht wurde. 

Es ist allgemein bekannt, dass der übermäßige Einsatz von Antibiotika sowohl in der Human- als auch der Tiermedizin ein Treiber von Antibiotikaresistenzen ist. Allerdings können auch nicht antibiotische Medikamente (NAM) wie Diuretika, Statine und Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) Antibiotikaresistenzen begünstigen und eine Antibiotika-ähnliche Wirkung auf Darmbakterien haben.

Dies kann direkt, über Kreuzresistenzen oder den zusätzlichen Erwerb von Resistenzmechanismen, beispielsweise über Plasmid-Aufnahme, geschehen. Außer Acht gelassen werden darf nicht, dass es auch im Abwasser zur Entwicklung und Verbreitung von Resistenzen kommen kann, wenn Arzneistoffe wie Ciprofloxacin und Tramadol, die nicht vollständig abgebaut werden, aufeinandertreffen.

Insbesondere im Hinblick auf Polypharmazie ist es interessant zu wissen, ob und in welchem Maß häufig verwendete Arzneistoffe einen Einfluss auf die Ausprägung von Antibiotikaresistenzen (ABR) haben können. Dazu führte ein Team um Hanbiao Chen von der University of South Australia in Adelaide verschiedene Laborversuche durch. Sie konnten zeigen, dass eine Exposition mit nicht antibiotischen Medikamenten Mutationen in E. coli induzieren und in ausgewählten Isolaten zu einer erhöhten Ciprofloxacin-Resistenz führen kann.

Dazu untersuchte das Team für neun in der Geriatrie gängige, nicht antibiotische Medikamente, ob sie die Wirkung von Ciprofloxacin auf das Wachstum von E. coli in subinhibitorischen Konzentrationen beeinflussen. Untersucht wurden Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Furosemid, Atorvastatin, Metformin, Pseudoephedrin, Temazepam und Tramadol.

Es zeigte sich, dass einige dieser Arzneistoffe die Fitness und Anpassungsfähigkeit von E. coli erhöhen können: Die Wachstumsrate und maximale Zelldichte wurden bei 75 Prozent der Minimalen Hemmkonzentration (MHK) von Ciprofloxacin deutlich beeinflusst.

Atorvastatin/Ciprofloxacin und Ibuprofen/Ciprofloxacin zeigten einen achtfachen Anstieg, Paracetamol/Ciprofloxacin einen bis zu 16-fachen Anstieg der Ciprofloxacin-Resistenz, sprich, einen Anstieg der MHK von Ciprofloxacin.

Die Exposition gegenüber nicht antibiotischen Medikamenten erhöhte auch die Resistenz gegen Levofloxacin. Die Kombination zweier NAM erhöhte ebenfalls die Ciprofloxacin-Resistenz um das Zwei- bis Vierfache gegenüber nur einem NAM und Ciprofloxacin.

Die Ergebnisse zeigen, dass Ibuprofen und Paracetamol als häufig konsumierte Schmerzmittel eine Antibiotikaresistenz in E. coli zumindest in vitro signifikant erhöhen können. Die Daten unterstreichen das Potenzial von E. coli, Mutationen mit nachfolgender Resistenz zu entwickeln, nachdem sie nicht antibiotischen Arzneimitteln und Ciprofloxacin ausgesetzt waren – Kombinationen, die in Altenheimen weit verbreitet sind.

Als Schwäche kann der experimentelle Status in Zellkultur angesehen werden. Die Forschergruppe folgert aus den Ergebnissen, dass die Daten den Weg für Untersuchungen zu polypharmazeutischen Therapien ebnen.

»Bei Antibiotikaresistenzen geht es nicht mehr nur um Antibiotika«, sagt Associate-Professorin Dr. Henrietta Venter in einer Pressemitteilung ihrer Universität. »Diese Studie macht deutlich, dass wir die Risiken der Verwendung mehrerer Medikamente sorgfältig abwägen müssen – insbesondere in der Altenpflege, wo den Bewohnern oft eine Kombination aus Langzeitmedikamenten verschrieben wird. Das bedeutet nicht, dass wir diese Medikamente nicht mehr verwenden sollten, aber wir müssen uns stärker bewusst machen, wie sie mit Antibiotika interagieren – und dabei nicht nur Kombinationen aus zwei Medikamenten berücksichtigen.«

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