Schleimhaut trifft Immunsystem |
Eine starke Barriere hilft, Krankheitserreger abzuwehren. / Foto: Adobe Stock/Sunny studio
Genauso wie die Haut erfüllt auch die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum verschiedene Aufgaben. Eine wesentliche ist die Barrierefunktion gegenüber Krankheitserregern sowie deren Abtransport. Wie man heute weiß, fungiert die Schleimhaut nicht nur als physikalische Barriere, sondern interagiert durch das integrierte Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe (MALT-System) als echtes Schutzschild.
Die gesamte innere Oberfläche vieler (Hohl-)Organe des Körpers ist quasi mit Schleimhaut ausgekleidet. Der dieser Mukosa aufliegende viskose Schleim (Mucus) wird von Becherzellen in der Epithelschicht freigesetzt und arbeitet eng mit den darunterliegenden Strukturen des MALT zusammen. Dieses System umfasst eine Vielzahl von Immunzellen, darunter Makrophagen, Lymphozyten und dendritische Zellen, die darauf spezialisiert sind, Krankheitserreger zu erkennen und zu bekämpfen. Das Mukosagewebe enthält etwa drei Viertel aller Lymphozyten und auch die meisten Immunglobuline A werden hier produziert. Insofern ergänzt das MALT-System die systemische Immunabwehr an forderster Front.
Je nach Körperregion ist das MALT unterschiedlich ausgeprägt und wird entsprechend benannt. Am besten untersucht ist das mit dem Gastrointestinaltrakt assoziierte GALT (gut-associated lymphoid tissue), das Ansammlungen von Lymphfollikeln in Form von Peyer’s Plaques im Dünndarm, den Appendix vermiformis (Wurmfortsatz) und zahlreiche isolierte lymphatische Follikel im gesamten Darm umfasst. Das Bronchien-assoziierte lymphatische Gewebe (BALT) ist in den unteren Atemwegen und den Bronchien lokalisiert, während das NALT-System mit Lymphgewebe in Mund, Nasenhöhle und Pharynx einschließlich der Tonsillen für die Immunabwehr im Nasen-Rachen-Raum bereitsteht. Zudem scheint auch das jeweils ansässige Mikrobiom eine wichtige Rolle für die Toleranzentwicklung zu spielen.
Das NALT trägt unter anderem zur Kontrolle von Atemwegsinfekten bei und vermittelt die sogenannte »Schleimhautimmunität«, die etwa im Zuge der Covid-19-Impfstoffe diskutiert wurde. Eine Impfung gegen Coronaviren baut dagegen vor allem einen systemischen Schutz auf, nicht jedoch eine vollständige Schleimhautimmunität. Das erklärt, warum Geimpfte nicht »steril« sind und nach wie vor Coronaviren übertragen können.
Den Schutz und die Pflege der Schleimhäute macht man sich etwa als Supportivtherapie in der Krebsbehandlung zunutze. Schmerzhaft entzündete Schleimhäute im Mund-Rachen-Raum sowie im Magen-Darm-Bereich etwa infolge einer Strahlentherapie führen nicht selten zu einem vorzeitigen Therapieabbruch. Neben der Kühlung der Mundhöhle mit Eiswürfeln während der Infusionen ist die supportive Nährstoffzufuhr etwa mit Papain, Bromelain, Lektin- und Selen-haltiger Linsenextrakt sowie Biotin (zum Beispiel Sanomucin®, Equinovo®, Equizym®) ein probates Mittel, um Nebenwirkungen zu begrenzen.
Wenn es um die Abwehr von Erkältungserregern geht, befeuchten Präparate mit Schleimstoff-haltigen Drogen wie Isländisch Moos (wie Isla® Halspastillen), Eibisch (wie Phytohustil®) oder Primelwurzel (wie Ipalat® Halspastillen) die Schleimhäute, indem sie den Speichelfluss anregen und mucilaginös wirken. Die in den Schleimstoffen enthaltenen Polysaccharide bilden mit dem Speichel eine Art Schutzfilm, der sich über die Schleimhaut legt. Entzündete Epithelzellen werden so vor weiteren Reizen geschützt.
Eine befeuchtende Wirkung bringen zudem Rachentherapeutika und Gurgellösungen mit Hyaluronsäure (wie Isla® med, GeloRevoice®, Gelotonsil® Gurgelgel) mit sich. Eine schleimhautstärkende Wirkung wird auch Ectoin (wie Naturalis® Mund- und Rachenspray) zugeschrieben. Attackieren Pflanzenpollen die Schleimhäute von Allergikern, spülen regelmäßige Nasenduschen mit Salzlösungen die Symptomerreger weg von der Schleimhaut.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.