Schleimhaut braucht Schutz |
Blaseninfektionen kommt man wiederum bei, indem man nicht die säurebildenden Laktobazillen der Vaginalflora, sondern einen Zucker »eine Etage höher« nutzt. Laut S3-Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten ist das Monosaccharid D-Mannose (wie Femannose®) in der Lage, beim akuten Infekt die Symptome zu lindern und das Risiko des Auftretens einer erneuten Entzündung herabzufahren. Das Wirkprinzip ist simpel, macht man sich doch das körpereigene Vorhandensein der Mannose im Urothel zunutze.
Das funktioniert so: Die Pathogenese einer Harnwegsinfektion spielt sich am Urothel, der Auskleidungsschicht von Blase und Harnwegen, ab. Escherichia coli, der Hauptübeltäter im Infektionsgeschehen, heftet sich mithilfe seiner Fimbrien an die Mannose-haltige Glycoprotein-Oberfläche des Urothels, auch Glykokalyx genannt. Das setzt die lästigen inflammatorischen Prozesse in Gang. Durch die orale Einnahme zusätzlicher Mannose – die zum großen Teil unverstoffwechselt über den Harn wieder ausgeschieden wird - binden die Fimbrien von E. coli nicht an die Glykokalix, sondern an die zugeführten Mannose-Moleküle. Diese ummanteln quasi die Bakterien, sodass diese nicht mehr an der Schleimhaut anhaften können.
Dazu reicht die Einnahme von 2 Gramm Mannose pro Tag. Der Organismus kann Mannose zwar auch selbst aus Fructose herstellen, aber nicht in dafür erforderlichen Mengen. Interessant für die Beratung: Das Stereoisomer zu D-Glucose schlägt im Kalorienkonto nicht zu Buche.
Seit Jahrzehnten genutzt, doch bislang fehlten wissenschaftlich solide Belege für die Wirksamkeit: Die in Cranberrys enthaltenen Proanthocyanidine sollen das Anhaften von Escherichia coli an den Urothelzellen der Blase hemmen und deshalb helfen, ständigen Blasenentzündungen vorzubeugen. Ein aktuelles Cochrane-Review, das 50 randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 8857 Teilnehmenden analysierte, belegt nun Evidenz.
Bei Differenzierung der Studien nach Personengruppen reduzierten Cranberry-Präparate mit »moderater Evidenz« das relative Risiko bei Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten um etwa ein Viertel, bei Kindern um etwa die Hälfte und bei Personen mit einer Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen aufgrund eines Eingriffs ebenfalls etwa um die Hälfte. Bei älteren Menschen, Patienten mit Blasenentleerungsstörungen oder Schwangeren sprächen die vorliegenden Daten hingegen nicht für eine Anwendung, so die Cochrane-Wissenschaftler.
Ob sich die Wirksamkeit von Cranberry-Saft und -Tabletten sowie von unterschiedlichen Proanthocyanidin-Dosierungen unterscheidet, lässt sich durch das Review nicht beantworten, da die Evidenz zu diesen Fragestellungen sehr gering war.