Sartane, Betablocker und Diuretika |
Hier ist die Blutdruckeinstellung offenbar nicht optimal. Viele Patienten brauchen eine antihypertensive Kombitherapie. / Foto: Adobe Stock/auremar
Alle Sartane sind zur Behandlung der essenziellen Hypertonie bei Erwachsenen indiziert (1). Einzelne Wirkstoffe sind unter anderem zusätzlich zur Therapie der Herzinsuffizienz zugelassen (1). Diese beiden Hauptindikationsgebiete sind in der Vergleichstabelle berücksichtigt. Die Sartane sind ein Beispiel für eine Arzneistoffgruppe, bei der es aufgrund der Datenlage möglich ist, Äquivalenzdosen anzugeben.
Diese leiten sich aus mehreren Vergleichsstudien bezüglich der Blutdrucksenkung ab (2–5). Da die Dosierungen bei den Indikationen Herzinsuffizienz und Hypertonie unterschiedlich sind und nur einige Sartane bei Herzinsuffizienz zugelassen sind, wurden beide Dosierungsempfehlungen berücksichtigt (1).
Bei beiden Indikationen wird mit einer niedrigen Start- beziehungsweise Initialdosis begonnen und die Arzneistoffe werden dann, falls notwendig, langsam aufdosiert. Als Faustregel gilt eine Verdopplung der Dosis alle zwei Wochen. Für die Behandlung der Hypertonie hängt die Erhaltungsdosis vom Erreichen des angestrebten Blutdrucks und der häufig notwendigen Kombinationstherapie ab. Bei Herzinsuffizienz ist hingegen die Zieldosis anzustreben (6).
Teil 2 des dreiteiligen Beitrags zu den AMK-Vergleichstabellen. / Foto: Sebastian Erb
Bei einem Wechsel auf einen anderen Arzneistoff innerhalb derselben Arzneistoffklasse müssen die Patienten nicht erneut mit der empfohlenen Initialdosis beginnen. Als gute Orientierung kann hier die Äquivalenzdosis zur Anwendung kommen. Ein Beispiel: Patienten, die Valsartan 160 mg (einmal pro Tag) erhalten, könnten bei Nichtlieferbarkeit des Arzneistoffs auf Candesartan 16 mg oder Telmisartan 80 mg, jeweils einmal pro Tag, umgestellt werden.
Sind für ein Indikationsgebiet nur bestimmte Arzneistoffe zugelassen, ist die Frage nach der Erkrankung des Patienten vor einer Substitution besonders relevant. Dann sollten zuerst die hierfür zugelassenen Arzneistoffe auf Lieferbarkeit geprüft werden. Die Indikation ist auch grundsätzlich eine wichtige Information für das Gespräch mit Patient und Arzt. Allgemein sollten vor einem Aut-simile-Austausch arzneistoffspezifische Besonderheiten, zum Beispiel Dosisanpassungen oder gegebenenfalls Kontraindikationen bei Leber- oder Niereninsuffizienz, erörtert werden.
Betablocker werden bei zahlreichen kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt (7). Aufgrund der niedrigen Startdosis bei Herzinsuffizienz im Vergleich zu anderen Anwendungsgebieten werden die Dosierungsempfehlungen auch hier separat angegeben.
Zur medikamentösen Behandlung bei Herzinsuffizienz sind Bisoprolol, Metoprololsuccinat, Nebivolol und Carvedilol zugelassen (1). Auch Betablocker werden einschleichend dosiert. Jedoch erlaubt die Datenlage hier keine Angabe von Äquivalenzdosen. Als Orientierung zur Substitution innerhalb dieser Gruppe dient bei dieser Vergleichstabelle stattdessen der angegebene Dosierungsbereich, der je nach Indikation verschieden ist. Eine Umstellung sollte bei Betablockern nur mit einem engmaschigen Monitoring, vor allem aufgrund des Bradykardie-Risikos erfolgen.
Bei Betablockern gibt es arzneistoffspezifische Interaktionen, die auf der Metabolisierung über CYP2D6 beruhen (Kasten).
Foto: Adobe Stock/eyepark
Der Hausarzt hat einer Seniorin Bisoprolol 5 mg (einmal pro Tag) zur Behandlung ihrer Hypertonie verordnet. Weder das verordnete noch ein wirkstoffgleiches Präparat sind lieferbar. Aus der Medikationshistorie geht hervor, dass die Frau schon länger zusätzlich Fluoxetin 20 mg einnimmt.
Metoprololtartrat wäre in einer Stärke von 50 mg lieferbar. Ein Interaktionscheck zeigt aber eine potenzielle Wechselwirkung mit Fluoxetin: Der Abbau von Metoprolol wird über CYP2D6 katalysiert (8). Fluoxetin, ein starker CYP2D6-Inhibitor (9), kann die Bioverfügbarkeit von Metoprolol erhöhen und zu verstärkten Effekten wie Bradykardie oder Hypotonie führen (10). Als Alternative kommt Atenolol 25 mg (einmal pro Tag) infrage, da es unabhängig von CYP2D6 metabolisiert wird und somit keine Wechselwirkung droht (1).
Sartane und Betablocker sind Arzneistoffgruppen, bei denen die angegebenen Dosierungen in den Fachinformationen weitestgehend mit den Dosierungsempfehlungen der entsprechenden Leitlinien übereinstimmen. Anders ist es bei den Diuretika. Hier weichen die Indikationsgebiete und die Dosierungen der Vergleichstabelle zum Teil von den Angaben in den Fachinformationen ab.
Thiazide/Thiazid-Analoga, Schleifendiuretika, Aldosteron-Antagonisten und andere kaliumsparende Diuretika werden in getrennten Tabellen dargestellt. Bei diesen Arzneistoffgruppen ist wie bei den Betablockern aufgrund der Datenlage keine Angabe von Äquivalenzdosen möglich. Hier wird eine empfohlene Dosierung pro Tag aufgeführt.
Besonderheit dieser Tabellen: Neben den Angaben zu Indikationsgebieten und Dosisempfehlungen der Fachinformationen wurden auch Empfehlungen einschlägiger Leitlinien berücksichtigt. Dies beruht auf den zum Teil vorhandenen Abweichungen zwischen Angaben von Fachinformationen und Leitlinienempfehlungen. So hat beispielsweise Spironolacton trotz fehlender Zulassung aufgrund der vorliegenden Evidenz einen festen Stellenwert in der leitliniengerechten Behandlung der Herzinsuffizienz mit reduziertem Ejektionsvolumen (11). Dieses Indikationsgebiet wurde daher in der Tabelle berücksichtigt.