Säure runter, Blutdruck rauf? |
Annette Rößler |
28.07.2025 18:00 Uhr |
Entwickeln Frauen jenseits der Menopause einen Bluthochdruck, kann es dafür viele Gründe geben. Einer davon ist laut einer aktuellen Studie möglicherweise die Anwendung eines Protonenpumpenhemmers (PPI). / © Getty Images/alvarez
Protonenpumpeninhibitoren wie Pantoprazol und Omeprazol zählen in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen. Sie bringen durch Hemmung der Protonenpumpe im Magen die Säuresekretion zum Erliegen, was bei einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür beziehungsweise vorliegenden Risikofaktoren hierfür segensreich ist. Wegen möglicher Nebenwirkungen wie Osteoporose und Clostridioides-difficile-Infektionen drängen Gastroenterologen allerdings darauf, PPI nur streng indikationsgerecht einzusetzen und insbesondere die Langzeitanwendung regelmäßig zu hinterfragen.
Hierfür sprechen auch die Ergebnisse einer retrospektiven Beobachtungsstudie, die aktuell im »Journal of the American Heart Association« erschienen sind. Ein Autorenteam um Dr. Ahmed I. Soliman von der University at Buffalo im US-Bundesstaat New York bringt in dem Artikel die Anwendung von PPI mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck bei postmenopausalen Frauen in Verbindung.
Hinter der Studie steckt die Überlegung, dass ein saurer Magen-pH notwendig ist, um mit der Nahrung aufgenommenes Nitrit (NO2-) in Stickstoffmonoxid (NO) umzuwandeln. Letzteres ist ein starker Vasodilatator und Blutdrucksenker, der auch therapeutisch genutzt wird. Studien hätten gezeigt, dass der sogenannte Nitrat-Nitrit-NO-Weg an der Blutdruckregulation beteiligt sei, schreiben die Autoren. Erste Ergebnisse deuteten zudem darauf hin, dass die Anwendung von PPI über ebendiesen Weg den Blutdruck erhöhen könnte.
Diesen Zusammenhang überprüfte das Team nun an einer großen Kohorte, die aus Teilnehmerinnen des Beobachtungsarms der Women’s Health Initiative (WHI) bestand. Insgesamt waren 64.720 Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren beteiligt, die zunächst keinen Bluthochdruck gehabt hatten. Innerhalb eines Nachbeobachtungszeitraums von durchschnittlich 8,7 Jahren hatten 28.951 Frauen laut Selbstauskunft eine ärztlich diagnostizierte Hypertonie entwickelt. Mit statistischen Methoden errechneten die Autoren das relative Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck abhängig vom PPI-Gebrauch, wobei sie diverse demografische, Lebensstil-abhängige und klinische Einflussfaktoren berücksichtigten.
Laut der Originalpublikation ging die Anwendung eines PPI zu Studienbeginn verglichen mit der Nicht-Anwendung mit einem um 17 Prozent höheren Risiko für Bluthochdruck einher. Eine längere Anwendungsdauer war dabei mit einem stärkeren Risikoanstieg verbunden: Während das Risiko bei einer PPI-Einnahmedauer unter einem Jahr um 13 Prozent erhöht war, bedeutete eine Dauer zwischen einem und drei Jahren ein Plus um 17 Prozent und eine Dauer länger als drei Jahre um 28 Prozent.
Bei Frauen, die neu mit einer PPI-Anwendung begonnen hatten, war innerhalb von drei Jahren ein Anstieg des systolischen Blutdrucks um durchschnittlich 3,39 mmHg zu verzeichnen. Teilnehmerinnen, die in der Vergangenheit PPI angewendet hatten, dies aber nicht mehr taten, hatten kein erhöhtes Hypertonierisiko.
Die Anwendung von PPI sei in ihrer Studie bei postmenopausalen Frauen mit einem erhöhten Risiko für Blutdruck verbunden gewesen, wobei sich das Risiko mit der Dauer der Anwendung verstärkt habe, fassen die Autoren zusammen. Weitere Studien seien nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Ärzte sollten die Wirkstoffe nur indikationsgemäß einsetzen, um mögliche negative Folgen für die Patienten zu vermeiden.