Rx-Versandverbot bleibt Linken-Thema |
Cornelia Dölger |
05.06.2024 16:15 Uhr |
Im Mittelpunkt müsse eine moderne pharmazeutische Betreuung stehen, die dazu beitragen könne, »die gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden durch unsachgemäße Arzneimittelanwendung und -verschreibung zu verringern«. Hier könnten die Vor-Ort-Apotheken einen wichtigen Beitrag leisten.
Überhaupt seien lokale Apotheke Garanten für eine krisenfeste Gesundheitsversorgung. Apotheken sollten aufgewertet werden, etwa durch weitere pharmazeutische Dienstleistungen, aber auch durch eine stärkere Kooperation mit Ärzten, der Pflege und weiteren Gesundheitsakteuren, schlug Schirdewan vor.
Insbesondere in strukturschwachen Gebieten müssten versorgungswichtige Apotheken gezielt gefördert werden, forderte Schirdewan, ohne konkret zu benennen, wie diese Förderung aussehen könnte. Grundlage dafür müsse jedenfalls ein so genannter Versorgungsatlas sein, der den Bedarf der Bevölkerung und die bestehenden Apotheken einander gegenüberstellt und so Versorgungslücken deutlich mache.
Zur Stärkung beitragen würde zudem weniger Bürokratie bei der Arzneimittelabgabe, etwa durch die Abschaffung von Rabattverträgen sowie die Reimportregelung. Die Lieferkette vom Hersteller über den Großhandel zur Apotheke müsse so robust wie einfach sein; Direktvertrieb und Arzneimittelzwischenhändler müssten auf Einzelfälle begrenzt werden.
Schirdewan ist neben der Französin Manon Aubry Co-Fraktionschef der Linken im Europaparlament, dem er seit 2017 angehört. Am 9. Juni tritt er zusammen mit der Aktivistin Carola Rackete als Spitzenkandidat für die Linke zur Europawahl an.
Drei Jahre länger als Schirdewan sitzt Fabio de Masi im EU-Parlament, zunächst für die Linken. Im September 2022 trat er aus der Partei aus und gehört inzwischen dem »Bündnis Sahra Wagenknecht« (BSW) an, das als neu gegründete Partei erstmals bei der Europawahl antritt. De Masi ist neben Thomas Geisel Spitzenkandidat für das Bündnis.
Anders als sein ehemaliger Parteigenosse Schirdewan spricht sich de Masi nicht gegen den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln aus. Er sehe durchaus, dass die Vor-Ort-Apotheken »eine Funktion für Stadt und Land« hätten, so de Masi zur PZ. Allerdings gebe es aber auch eine zunehmende Bedeutung des zertifizierten Onlinehandels für Medikamente, insbesondere im Zusammenhang mit E-Rezepten.
Wie andere Parteien sich zum Rx-Versandhandel und anderen gesundheitspolitischen Themen positionieren, hat der Landesapothekerverband Niedersachsen erfragt. Wie begegnen die Parteien dem Problem der Lieferengpässe, wie bringen sie die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran, wie stärken sie die Heilberufe? Der LAV hat der CDU, den Grünen, der SPD, der FDP sowie der Partei Die Linke sieben Fragen zu ihren gesundheitspolitischen Positionen stellte.
Bei der Frage nach dem Erhalt der Freiberuflichkeit stärkt die CDU den Apotheken demnach den Rücken. »Wir wollen Strukturen erhalten, denn die inhabergeführte Apotheke hat sich aus unserer Sicht sehr bewährt«, heißt es. Auch die Grünen halten eine patientennahe, flächendeckende Arzneimittelversorgung durch die Apotheken für »unverzichtbar«. Eindeutig positioniert sich auch die SPD: »Das anerkannte und gut funktionierende System der Apotheken und Apothekerberufen in Deutschland sollte auch in einem vertieften Binnenmarkt erhalten bleiben.« Und die FDP kündigt an: »Jeglichen dem entgegenstehenden europapolitischen Vorhaben ist der Widerstand der Freien Demokraten hingegen gewiss.«
Nachzulesen sind alle Antworten auf der Website des LAV.