Ruf nach Strategie zur Klimaneutralität |
Ev Tebroke |
20.02.2025 09:30 Uhr |
Um Treibhausgase zu verringern und auch um das Gesundheitssystem resilienter zu machen, müsse es das Ziel sein, Produkte aus der Nähe zu beziehen. »Das erfordert Investitionen für den Aufbau und die Förderung von Produktionskapazitäten in Europa für medizinisch relevante Produkte, wie es zum Beispiel mit HERA für notwendige medizinische Güter für Krisenfälle etabliert wurde.« HERA, das ist der Name einer EU-Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion.
Der »notwendige Weg zu Netto-Null-Emissionen im Gesundheitswesen« sei nicht nur entscheidend zur Eindämmung des Klimawandels, sondern auch »ein zentraler Eckpfeiler eines gesellschaftlichen Wandels hin zu Gesundheit und Wohlbefinden für alle«, so das Fazit der Expertinnen und Experten. Netto-Null-Emissionen seien nur durch einen Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft erreichbar, bei der etwa medizinische Geräte für die Wiederverwendung konzipiert werden.
Eine Gesundheitsreform, die Umwelt-, Finanz- und Leistungsaspekte kombiniere, könne den ökologischen Fußabdruck weiter verringern und Gesundheit und Resilienz aller langfristig stärken, heißt es.
• Gewährleistung gesunder Umwelten als gesamtstaatlicher Auftrag und Verankerung dieses Auftrages im Normgefüge.
• Nationale Strategie zur Reduktion von Emissionen mit spezifischen, schrittweisen Zielen für eine Klimaneutralität des Gesundheitssystems spätestens im Jahr 2040.
• Deutliche Steigerung der Ausgaben für klimaverträgliche Prävention und Gesundheitsförderung, um die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen zu senken und dadurch das Gesundheitssystem klimafreundlicher, nachhaltiger und resilienter zu gestalten.
• Unterstützung der Gesundheitseinrichtungen zur Erfassung vergleichbarer Daten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sogenannten CSRD-Berichte (Corporate Sustainability Reporting Directive). Dies umfasst die Erstellung von CSRD-Berichten durch Krankenhäuser für nationale Klimaschutzberichte sowie eine standardisierte und unbürokratische Datenerhebung in ausgewählten Sentinel-Gesundheitseinrichtungen (etwa Arztpraxen, Altenheime). So kann ein repräsentatives Gesamtbild modelliert werden, ohne alle Einrichtungen übermäßig zu belasten. Einrichtungen wie das UBA können hierbei eine unterstützende Rolle übernehmen.
• Umfassende Förderungen von Neubauvorhaben und baulichen Anpassungen von Gesundheitseinrichtungen nur bei klimaneutralen, gesundheitsförderlichen und ressourcenschonenden Bauvorhaben und technischen Anlagen, die gleichzeitig der Sicherstellung der Handlungsfähigkeit auch im Rahmen von zum Beispiel extremen Wetterereignissen (Hitzeperioden, Überflutungen und Stürme) dienen.
• Schaffung von Anreizen und rechtlichen Rahmenbedingungen zur rationalen und evidenzbasierten Verwendung klima- und umweltfreundlicher Arzneimittel und Medizinprodukte.
• Förderung von Aufbau und Erhalt von Produktions- und Lagerkapazitäten in Deutschland und Europa für medizinisch relevante Produkte, wie es zum Beispiel mit HERA für notwendige medizinische Güter für Krisenfälle etabliert wurde, um damit die Krisenvorsorge und Reaktionsfähigkeit des Gesundheitswesens zu stärken.
• Förderung von Anreizen für Multiple Sourcing und globale Diversifikation, um einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren.
Das Gremium »Gesundheit und Resilienz« ist das Nachfolgegremium des Corona-ExpertInnenrats. Am 18. Februar 2025 hatte der neue Rat seine konstituierende Sitzung im Bundeskanzleramt.
Der Runde gehören Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen an, unter anderem Public Health, Epidemiologie, Ethik, Medizin, Informatik, Statistik, Modellierung, Pflegewissenschaft, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Sozialwissenschaften und Virologie. Den Vorsitz hat Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. Co-Vorsitzende ist Susanne Moebus von der Universitätsmedizin Essen. Mitglieder sind unter anderem auch die ehemalige Vorsitzende des Ethikrats, Alena M. Buyx, sowie der Virologe Christian Drosten.