Pharmazeutische Zeitung online
Patienten mit DPD-Mangel

Rote-Hand-Briefe für Fluoropyrimidin-Analoga

Heute gingen gleich zwei Rote-Hand-Briefe raus, die vor Gefahren bestimmter Arzneimittel warnen, wenn bei Patienten ein Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD)-Mangel vorliegt.
PZ
04.06.2020  12:02 Uhr

Der erste Rote-Hand-Brief betrifft das parenteral verabreichte Zytostatikum 5-Fluorouracil (5-FU) und seine peroral applizierbaren Prodrugs Capecitabin und Tegafur. Patienten mit partiellem oder vollständigem Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel (DPD-Mangel) haben bei der Behandlung mit diesen Arzneistoffen ein erhöhtes Risiko für schwere Toxizität. Viele wissen jedoch nicht, wie ihre Enzymausstattung diesbezüglich aussieht. Daher wird nun empfohlen, vor Beginn einer entsprechenden Therapie der Phänotyp und/oder Genotyp der DPD zu bestimmen, trotz Unsicherheiten, was die optimale Testmethodik ist, heißt es im Rote-Hand-Brief.

Die DPD ist das geschwindigkeitsbestimmende Enzym beim Abbau von 5-FU. Ein vollständiger Mangel dieses Enzyms ist selten (0,01 bis 0,5 Prozent der Kaukasier), allerdings sind schätzungsweise 3 bis 9 Prozent der Menschen kaukasischer Abstimmung von einem partiellen Mangel betroffen. Dann kann sich das Zytostatikum in toxischen Mengen anreichern, was mit lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen kann. Beim Genotyp gibt es vier Varianten, die mit einem erhöhten Risiko für schwere Toxizität in Verbindung gebracht werden. Bei der Phänotypisierung wird der Uracil-Spiegel im Plasma vor Behandlungsbeginn als Indikator genutzt.

Liegt ein vollständiger DPD-Mangel vor, ist die Chemotherapie mit Fluoropyrimidin-Analoga kontraindiziert. Bei partieller DPD-Insuffizienz ist eine reduzierte Anfangsdosis in Betracht zu ziehen. Bei der 5-FU-Behandlung wird zudem ein therapeutisches Drug Monitoring empfohlen. Auch Nukleosidanaloga wie Brivudin können die DPD funktionell hemmen und damit eine Kumulation von 5-FU bewirken, ergänzt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Davor warnte erst kürzlich ein anderer Rote-Hand-Brief.

Die AMK weist zudem darauf hin, dass dermatologische Indikationen für 5-FU, wie die (multiple) aktinische Keratose, bei der unter anderem eine 5-prozentige Creme wie Efudix® bis zu zweimal täglich auf maximal 500 cm2 Hautfläche über maximal vier Wochen aufgetragen wird, von dieser Risikominimierungsmaßnahme nicht betroffen sind. Doch auch hier könne das Risiko starker lokaler oder gar systemischer Nebenwirkungen durch eine verminderte DPD-Aktivität erhöht sein. »Auch in diesen Fällen ist die Bestimmung eines DPD-Mangels vor Therapiebeginn sinnvoll«, schreibt die AMK.

Auch Rote-Hand-Brief für Pilzmittel Flucytosin

Auch das Antimykotikum Flucytosin ist ein 5-FU-Prodrug. Es hemmt die fungale Protein- und DNA-Synthese und wird intravenös verabreicht (Ancotil® Infusionslösung). Daher gelten die Risikominimierungsmaßnahmen in Bezug auf die DPD-Ausstattung auch hier, wie einem parallel verschickten Rote-Hand-Brief zu entnehmen ist. »Die Bestimmung der DPD-Aktivität kann in Betracht gezogen werden, wenn eine Arzneimitteltoxizität bestätigt oder vermutet wird«, teilt Zulassungsinhaber Meda Pharam darin mit. Um Verzögerungen in der antimykotischen Therapie zu vermeiden, seien jedoch keine Tests auf DPD-Mangel vor Behandlungsbeginn vorgeschrieben.

Es gilt wie bei den Zytostatika: Bei vollständigem DPD-Mangel ist eine Behandlung mit Flucytosin kontraindiziert, bei partiellem Mangel bestehe ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine schwere Toxizität. Treten entsprechende Nebenwirkungen auf, soll ein Abbruch der Behandlung mit Flucytosin in Betracht gezogen werden. Das Mittel wird eingesetzt bei systemischen Hefe- und Pilzinfektionen, die durch Candida- und Kryptokokken-Spezies sowie Erregern der Chromoblastomykose hervorgerufen werden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Zytostatika

Mehr von Avoxa