Wer die Abführlösung mit einem Strohhalm trinkt, umgeht die vorderen Geschmacksknospen der Zunge. Der salzig-seifige Geruch und Geschmack fallen weniger auf. / Foto: Getty Images/Willowpix
Der große Vorteil einer Koloskopie besteht darin, dass während des Eingriffs Polypen nicht nur diagnostiziert, sondern unmittelbar abgetragen werden können. »Deren Detektionsrate ist dabei unmittelbar von der Güte der Darmreinigung abhängig. Für eine gute Sicht bei der Endoskopie muss der Dickdarm vollständig von Stuhlresten entleert sein«, so Professor Dr. Alexander Meining, Vorstand Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Wer beim Abführen deshalb nicht gründlich vorgeht, riskiert eine Wiederholungsuntersuchung zu einem späteren Zeitpunkt oder – bedeutungsvoller - wiegt sich in falscher Sicherheit. Eine umfassende Aufklärung des Patienten über die enorme Bedeutung der Darmreinigung hält Meining deshalb für unerlässlich. »Alles, was an Information zusätzlich geleistet wird, egal ob vom Hausarzt oder Gastroenterologen oder bei der Abgabe des Abführmittels in der Apotheke, ist von Vorteil. Die Vorbereitung ist nicht trivial und beginnt bereits fünf Tage vor dem eigentlichen Eingriff.«
Für die Darmreinigung steht eine Vielzahl von Lavage-Präparaten zur Verfügung. Ihre Wirkstoffe lassen sich im Wesentlichen in zwei Gruppen aufteilen, und zwar in Polyethylenglykol (PEG, Magrogol)-basierte Präparate (wie Plenvu®, Moviprep®, Endofalk®) sowie Zubereitungen mit anderen osmotisch wirkenden Substanzen wie Natriumphosphat, Natriumpicosulfat, Magnesiumsulfat, Magnesiumoxid und Magnesiumcitrat (wie Citrafleet®, Eziclen®, Picoprep®), entweder allein oder in Kombination.
Die Europäische Gesellschaft für gastrointestinale Endoskopie (ESGE) empfiehlt, zusätzlich Simeticon einzunehmen, da der Entschäumer die Blasenbildung im Darm reduziert. In Studien erhöhte Simeticon die Sauberkeit des Darms und die Adenom-Detektionsrate. In Deutschland enthält nur das Präparat Clensia® diesen Wirkstoff.
PEG ist ein chemisch inertes, wasserlösliches Polymer, das stark osmotisch wirkt. Im Darm zieht es Wasser an, erhöht das Stuhlvolumen und löst so über neuromuskuläre Wege eine Steigerung der Darmbewegungen aus. Häufig ist den Präparaten auch Ascorbinsäure/Natriumascorbat zugesetzt, da sie diese Wirkung verstärkt. So konnte das Trinkpensum im Lauf der Jahre von vier auf rund zwei Liter reduziert werden. Allerdings schmecken PEG-Lösungen leicht salzig-seifig, was die Einnahme für manche Anwender auch wegen des Geruchs große Überwindung kostet.
Angenehmer im Geschmack sind meist die ebenfalls osmotisch wirkenden Mineralsalz-haltigen Trinklösungen. Natriumpicosulfat steigert zusätzlich die Darmperistaltik. Im Unterschied zu den Macrogolen wird das Pulver in einer kleinen definierten Menge Wasser aufgelöst und getrunken. Erst nach einer kurzen Pause von etwa dreißig Minuten stehen dann 1,5 bis zwei Liter klare Flüssigkeit zum Trinken an. Nach mehreren Stunden oder am nächsten Tag wird das Prozedere wiederholt. Wer also mit osmotischen Substanzen abführt, muss insgesamt mehr Flüssigkeit konsumieren (vier statt zwei Liter).
Es gibt verschiedene Einnahmeschemata für die Abführlösungen. Von der ESGE wird die Split-Dose-Darmvorbereitung empfohlen, wobei ein Teil der Abführlösung am Nachmittag/Abend des Vortags und der zweite am Morgen der Untersuchung getrunken wird. Die Überlegenheit des gesplitteten Einnahmemodus lässt sich Gastroenterologen zufolge damit erklären, dass sich dadurch die Zeit zwischen der Einnahme der letzten Dosis und der Koloskopie verkürzt. Die morgendliche Gabe wirke wie ein Boost für den Darm, sich zu entleeren. Die zweigeteilte Einnahme empfiehlt sich auch für die salinischen Abführmittel.
Zur Vorbereitung auf die Darmspiegelung gehört auch, die Einnahme von Arzneimitteln mit dem Arzt zu besprechen. Nimmt der Patient etwa Blutverdünner ein, sollte der untersuchende Arzt dies wissen. Die Koloskopie unter der Therapie ist zwar prinzipiell möglich. Doch können beim Eingriff keine Polypen oder Hämorrhoiden abgetragen werden. Bei insulinpflichtigen Diabetikern sollte die Insulindosis an dem Tag der Vorbereitung angepasst werden. Und das Abführen kann die Wirkung von oralen Kontrazeptiva abschwächen; bis zum Ende des Zyklus sind zusätzliche Verhütungsmethoden zu nutzen.