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AOK-Report
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Reserveantibiotika immer noch zu oft verordnet

Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat die Antibiotika-Verordnungen für das Jahr 2022 ausgewertet. Zwar lag die Gesamtmenge unter dem Vor-Pandemie-Niveau, auch bei den Reserveantibiotika. Doch sei gerade deren Anteil immer noch zu hoch. Ein Grund könnten die Lieferengpässe für Erstlinien-Antibiotika sein. Grundsätzlich mahnt das Institut, jede Antibiotika-Verordnung zu hinterfragen.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 08.02.2024  16:30 Uhr
Lieferengpässe könnten Resistenzen verschärfen

Lieferengpässe könnten Resistenzen verschärfen

Das WIdO befürchtet, dass die Arzneimittel-Lieferengpässe die Resistenzproblematik weiter verschärfen könnten, wenn von der Standardtherapie abgewichen werden muss. Vor allem betroffen waren und sind Standardantibiotika wie Amoxicillin, Phenoxymethylpenicillin und Ampicillin, aber auch Reserveantibiotika wie Cotrimoxazol und Cefaclor. »Das kritische Hinterfragen jeder Antibiotikaverordnung und ein rationaler, leitlinienkonformer Einsatz von Reserveantibiotika sind weiter angezeigt«, mahnt Schröder trotz Lieferengpässen.

Damit in Deutschland auch weiterhin ein Versorgungsengpass bei Antibiotika vermieden werden könne, müsse der Gesetzgeber durch ein verpflichtendes Meldeverfahren von pharmazeutischen Herstellern, Großhändlern und Apotheken für eine lückenlose Transparenz über die komplette Lieferkette für Antibiotika und andere Arzneimittel sorgen, fordert das WIdO.

Zudem erinnert das Institut daran, dass weiterhin dringender Bedarf an neuen antibiotischen Wirkstoffen besteht. »In den vergangenen zehn Jahren waren lediglich neun von insgesamt 362 Wirkstoffen, die neu in den Markt eingeführt worden sind, Antibiotika«, heißt es in der Pressemitteilung. Der betriebswirtschaftliche Anreiz scheine zu fehlen. »Die Pharmaindustrie fokussiert sich lieber auf Wirkstoffe, mit denen noch höhere Preise und noch höhere Umsätze erzielt werden können«, klagt Schröder. Eine öffentliche Finanzierung sei denkbar, nur dürfe die Industrie dann nicht mit hohen Preisen zur Kasse bitten.

Positiver Trend bei Antibiotika für die Tierhaltung

Erfreulich sei, dass der Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung anhaltend rückläufig ist. Während zur Versorgung von Menschen im Jahr 2022 rund 272 Tonnen Antibiotika zum Einsatz kamen, waren es gemäß der Zahlen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit rund 540 Tonnen durch Tiermediziner – zehn Jahre vorher hatten die Veterinäre noch 1452 Tonnen Antibiotika abgegeben (minus 63 Prozent im Vergleich zum Jahr 2013).

»Hier hat eine Anpassung im Arzneimittelgesetz gegriffen, nach der seit 2014 der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung auf das therapeutisch unverzichtbare Mindestmaß reduziert werden soll«, erklärt WIdO-Chef Schröder. Trotzdem bestehe immer noch die Gefahr, dass zu viele Antibiotika-Wirkstoffe mit tierischen Ausscheidungen über Kläranlagen oder als Dünger ins Oberflächen- und Grundwasser gelangen.

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