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Covid-19

Remdesivir senkt die Sterblichkeit womöglich doch

Verfügbar war es bereits seit Monaten, aber erst zum 1. Juni wurde das Covid-19-Medikament Remdesivir (Veklury®) offiziell auf dem deutschen Markt eingeführt. Bei einem Fachkongress für Infektiologen wurden jetzt zudem neue, noch bessere Wirksamkeitsdaten präsentiert.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 18.06.2021  18:00 Uhr

Remdesivir (Veklury® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Gilead) ist ein Prodrug, das in vivo in die Wirkform Remdesivir-Triphosphat überführt wird. Letzteres wirkt als Analogon des Nukleotids Adenosin-Triphosphat (ATP), das unter anderem Viren wie SARS-CoV-2 für ihre Replikation brauchen. Wird Remdesivir-Triphosphat statt ATP in die entstehende Virus-RNA eingebaut, kommt es zum Kettenabbruch und die Virusvermehrung wird gestoppt. Angesichts des Wirkmechanismus leuchtet es ein, dass eine Behandlung mit Remdesivir vor allem in der Frühphase der SARS-CoV-2-Infektion sinnvoll ist.

Derzeit besitzt Remdesivir in der EU eine bedingte Marktzulassung zur Therapie von Covid-19-Patienten ab zwölf Jahren mit mindestens 40 kg Körpergewicht, die an einer Pneumonie leiden und auf zusätzliche Sauerstoffzufuhr angewiesen sind. Sie erhalten Remdesivir als intravenöse Infusion an Tag 1 der Behandlung mit 200 mg und danach für mindestens vier und maximal neun Tage mit 100 mg täglich.

In der US-amerikanischen ACTT-1-Studie konnte gezeigt werden, dass dies bei bestimmten Patienten krankheitsverkürzend wirkt: In der Gesamtpopulation von 1063 hospitalisierten Patienten betrug die mediane Zeit bis zur Besserung der Erkrankung elf Tage statt 15 Tage unter Placebo. Besserung war hier definiert als Entlassung aus dem Krankenhaus oder fortbestehende Hospitalisierung, aber ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf. Ein Vorteil war dabei ausschließlich in der Gruppe der 943 schwer erkrankten Patienten zu sehen: Bei ihnen betrug die Zeit bis zur Besserung zwölf Tage in der Remdesivir-Gruppe versus 18 Tage in der Placebogruppe. Bei leicht bis mittelschwer erkrankten Probanden gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen (jeweils fünf Tage bis zur Besserung).

Den harten Endpunkt Senkung der Sterblichkeit verfehlte Remdesivir allerdings in der ACTT-1-Studie: Die 29-Tage-Mortalität betrug in der Gesamtpopulation 11,6 Prozent unter Verum und 15,4 Prozent unter Placebo – ein statistisch nicht signifikanter Unterschied. Beim virtuellen Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) wurden jetzt neue Daten aus dem Lean European Open Survey on SARS-CoV-2 infected patients (LEOSS) präsentiert, die einen Mortalitätsvorteil für Patienten zeigen, die sich in der kritischen Phase von Covid-19 befinden (definiert hauptsächlich durch den Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff). Laut der Analyse, für die 459 mit Remdesivir behandelte Patienten und 918 gematchte Kontrollen berücksichtigt wurden, starben in der Remdesivir-Gruppe 38 von 459 Patienten (8,3 Prozent) und in der Kontrollgruppe 149 von 913 Patienten (16,3 Prozent). Eine Publikation der Daten in einem wissenschaftlichen Fachjournal steht noch aus.

Was bei der Anwendung zu beachten ist

Remdesivir sollte bei Patienten mit schlechter Nierenfunktion (eGFR unter 30 ml/min) nicht angewendet werden. Vor Beginn der Therapie und währenddessen sollte die Leberfunktion überwacht werden; beträgt der Wert des Leberenzyms Alanin-Aminotransferase (ALT) das Fünffache der normalen Obergrenze oder mehr, soll Remdesivir nicht gegeben werden. Bei der Infusion kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen, auf die das Behandlerteam vorbereitet sein und schnell reagieren können sollte.

Laut In-vitro-Daten hat der Wirkstoff das Potenzial für verschiedene pharmakokinetische Interaktionen, da er ein Substrat für verschiedene CYP-Enzyme und zelluläre Transportsysteme ist. Dies wird jedoch vor dem Hintergrund der kurzen Behandlungsdauer mit Remdesivir überwiegend als klinisch nicht relevant angesehen. Nicht empfohlen wird die gleichzeitige Gabe von starken P-gP-Induktoren wie Rifampicin, da dies die Plasmakonzentration von Remdesivir senken kann. Für Dexamethason, das als mittelstarker CYP3A4- und P-gP-Induktor beschrieben wurde, gilt dies jedoch ausdrücklich nicht.

Während der Schwangerschaft darf Remdesivir nicht angewendet werden, es sei denn, der klinische Zustand der Frau erfordert dies. In der Stillzeit ist eine Entscheidung zu treffen, ob das Stillen oder die Behandlung mit Remdesivir zu unterbrechen sind beziehungsweise auf Letztere zu verzichten ist, wobei sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen sind.

Last, but not least die Nebenwirkungen: Unter Remdesivir kommt es sehr häufig zu einem Anstieg der Transaminasen und häufig zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Hautausschlag. Neu als potenzielle Nebenwirkung in die Fach- und Gebrauchsinformationen aufgenommen wurde zudem Bradykardie.

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