Reinfektionen bei weniger als 1 Prozent der Genesenen |
Christina Hohmann-Jeddi |
15.01.2021 12:30 Uhr |
Dass der Coronatest ein zweites Mal positiv ausfällt, ist eher selten: Reinfektionen traten in einer britischen Untersuchung bei etwa 0,66 Prozent der Genesenen auf. / Foto: Adobe Stock/ microgen
Berichte zu sinkenden Antikörpertitern haben Zweifel an der Nachhaltigkeit der Immunität nach einer SARS-CoV-2-Infektion geweckt. Wie gut und andauernd ist die Immunität wirklich? Um diese Frage zu untersuchen, haben Forscher um Dr. Victoria Hall von Public Health England die prospektive Kohortenstudie »SARS-CoV-2 Immunity and Reinfection Evaluation« (SIREN) initiiert, an der insgesamt 20.000 im Gesundheitswesen Beschäftigte teilnahmen. Die Ergebnisse wurden nun in einer Preprint-Publikation veröffentlicht.
Demnach sind die meisten Menschen, die eine Infektion durchgemacht haben, eine Weile lang geschützt. Der Schutz betrage etwa 83 Prozent für fünf Monate. Der Immunschutz könne in etwa so gut sein wie nach einer Impfung, sagte Seniorautorin Professor Dr. Susan Hopkins in einem Pressebriefing des Science Media Center. Die 20.000 Probanden wurden zu Beginn der Studie mittels Antikörpertest auf eine zurückliegende Coronavirus-Infektion untersucht und entsprechend in eine positive und eine negative Gruppe aufgeteilt. Diese wurden von Juni bis November 2020 auf neu auftretende SARS-CoV-2-Infektionen untersucht.
In der Gruppe mit zurückliegenden Infektion (6614 Probanden) traten 44 Neuinfektionen auf (0,66 Prozent), in der negativen Gruppe (14.173 Probanden) waren es 318 (2,24 Prozent). Die Inzidenz lag in der Reinfektionsgruppe bei 3,3 Neuinfektionen pro 100.000, in der Vergleichsgruppe bei 22,4 pro 100.000.
Von den Patienten mit Reinfektion entwickelte jeder dritte Symptome, zwei Drittel der Infektionen blieben asymptomatisch. Anhand der Personen, von denen der Zeitpunkt der ersten Infektionen bekannt war, ließ sich ein Intervall zwischen den Infektionen berechnen. Im Durchschnitt waren dies 162 Tage, heißt es in der Publikation. Einige Reinfizierte wiesen eine hohe Viruslast in Nase und Rachen auf, die eine Übertragung auf andere möglich machen könnte.
In der Studie zeigte sich, dass in der Gruppe der Reinfektionen mit 66 Prozent der Anteil an asymptomatischen Infektionen deutlich höher war als in der Gruppe der Erstinfektionen (22 Prozent). Professor Dr. Paul Hunter von der University of East Anglia erklärte gegenüber dem SMC, dass Reinfektionen bei Personen, die ständig Erregern ausgesetzt sind, vermutlich gar nicht unüblich wären, sie verliefen aber seltener symptomatisch. Aber auch Asymptomatische könnten für andere infektiös sein. Daher sollten auch Genesene noch weiterhin die Schutzmaßnahmen gegen die Virusübertragung einhalten, um andere nicht zu gefährden. Das betonen auch die Autoren der Studie.
Das Team wird die Untersuchung weiterführen und weitere Daten zur Langzeitimmunität sammeln – gerade auch mit Blick auf die neu aufgetretene Virusvariante B.1.1.7, die sich derzeit in Großbritannien stark verbreitet. Der Einfluss der Variante auf den zukünftigen Immunschutz sei noch unklar und solle ermittelt werden.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.