| Theo Dingermann |
| 29.09.2022 16:30 Uhr |
Spike-spezifische B-Zell-Antworten lagen bei infizierten Personen (Gruppe 2) zwar vor der Auffrischung höher als bei den Probanden der Gruppe 1. Jedoch erreichten die B-Zell-Titer 60 Tage nach der Auffrischung nicht das Niveau der Probanden aus der Gruppe 1. Somit induzierte eine Auffrischimpfung bei Vorinfizierten (Gruppe 2) nur eine schwach ausgeprägte und wenig robuste Immunverstärkung. Andererseits wurde der Immunschutz bei denjenigen, die sich erst nach der Boosterimpfung mit einem Omikron-BA.1-Stamm infiziert hatten (Gruppe 3), noch einmal deutlich verstärkt.
Auch die Ausprägung eines guten B-Zell-Gedächtnispools war durch eine Boosterimpfung bei Probanden der Gruppe 2 eingeschränkt. Insgesamt stiegen die von den Gedächtnis-B-Zellen gebildeten Spike-spezifischen Antikörper bei den Vorinfizierten (Gruppe 2) nach dem Booster nicht an. Zwar lagen diese Werte im Vergleich zu denen der nicht infizierten und der postinfizierten Probanden zu Beginn geringfügig höher, fielen dann aber am Tag 60 deutlich ab.
Insgesamt zeigen die Daten, dass eine frühere Infektion, insbesondere wenn sie erst kurz vor der geplanten Boosterimpfung erfolgt, mit einer schwächeren Reaktion auf den Booster verbunden ist. Die verminderte Reaktion in der Gruppe der Vorinfizierten war vor allem deshalb bemerkenswert, da die neutralisierenden Antikörper und die B-Zell-Antworten auf die Boosterimpfung zwischen dem Ausgangswert und dem Endpunkt der Studie (Tag 60) nicht zunahmen.
Damit zeichnet diese Studie ein klares, wenn auch komplexes Bild. Wenn ungünstigerweise vor einer Boosterimpfung eine Coronainfektion vorlag, ist es wichtig, mit der Impfung abzuwarten. Der erforderliche zeitliche Abstand wurde in der vorliegenden, nur über zwei Monate laufenden Studie nicht exakt ermittelt. Man geht aber davon aus, dass mindestens drei, wahrscheinlich besser sechs Monate zwischen zwei Antigenkontakten liegen sollten.
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