Reicht es, vor der eigenen Tür zu kehren? |
Beim diesjährigen DAT diskutierten die Delegierten reichlich über Nachhaltigkeit und Klimaschutz. / Foto: PZ/Alois Mueller
Vor allem die Apothekerkammern Hamburg und Thüringen, aber unter anderem auch Kammer und Verband aus Baden-Württemberg sowie der ABDA-Vorstand selbst hatten zahlreiche Anträge zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit zum Deutschen Apothekertag in München eingereicht.
Die Antragsberatung startete mit einem Leitantrag, der unter anderem den Gesetzgeber dazu auffordert, »grundsätzlich in allen Gesetzgebungsverfahren des Bundes und der Länder im Gesundheitswesen, aber auch in allen anderen Bereichen, auf deren Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zu prüfen«.
Ein »nicht erfüllbarer Auftrag«, wie es von einem Delegierten aus dem Plenum hieß. Auch die ABDA-Präsidentin Overwiening regte an, bevor man anderen Maßnahmen auferlege, sollten »wir als Apotheker und Apothekerinnen schauen, was wir tun können«. »Dann haben wir die Zielsetzung erreicht, die wir im letzten Jahr ins Auge gefasst hatten«, meinte sie.
»Es reicht nicht aus, vor der eigenen Tür zu kehren. Wir müssen andere auffordern, es uns gleich zu tun«, entgegnete eine Vertreterin der Apothekerkammer Hamburg. Einig wurde sich die Apothekerschaft letztlich nicht und verwies den Antrag an den Ausschuss.
Doch bestand Einigkeit darin, dass die Apothekerschaft sich als Teil des Gesundheitswesens dafür einsetzen soll, die Arbeit in den Apotheken klimafreundlich zu gestalten, die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels adäquat in die Aus-, Fort-, und Weiterbildung der Apothekerberufe zu integrieren sowie Patienten darüber zu informieren, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Gesundheit und Arzneimitteltherapie haben kann.
Darüber hinaus beschloss die Versammlung, die Berufsorganisationen sollen sich auf Bundes- und Landesebene dafür einsetzen, dass die Apotheker und sie selbst ihren Beitrag zum Klima- und somit Gesundheitsschutz leisten.
Auch die Pharmaziestudierenden, vertreten durch Antonia Schmitz als Beauftragte für Public Health des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), meldeten sich bei der Diskussion zu Wort. »Wir als Studierende und nächste Generation, die noch auf diesem Planeten leben möchte, begrüßen das Motto Klimawandel Pharmazie und Gesundheit der diesjährigen Hauptversammlung sehr«, sagte sie.
Die pharmazeutische Versorgung und der gesamte Gesundheitssektor seien mitverantwortlich für den Klimawandel. »Das muss uns und Ihnen bewusst sein und dafür müssen wir alle Verantwortung übernehmen«, appellierte sie.
Der Bundesverband hätte sich in den vergangenen Jahren durch Vorträge, Workshops und Arbeitsgruppen verstärkt mit der Klimakrise in Zusammenhang mit der Pharmazie beschäftigt. »Wir haben das Bewusstsein für die Thematik unter den Studierenden gestärkt und Maßnahmen eingeleitet, um unseren Beitrag zu Umwelt und Klimaschutz und damit auch Gesundheitsschutz zu leisten«, berichtete sie.
Danach wurde noch eine Reihe von Anträgen angenommen. So sprach sich die Hauptversammlung für die Etablierung einer Arbeitsgruppe in der ABDA aus, die die Regelungen der Apothekenbetriebsordnung prüfen soll, ob sie nicht nachhaltiger und klimafreundlicher gestaltet werden könnten.
Auch die Identifizierungsmethoden von Ausgangsstoffen sollen auf den Prüfstand: Die Delegierten stimmten einem Antrag der Landesapothekerkammer Thüringen zu, ein Modellprojekt zu ressourceneffizienten und kostengünstigen Nachweismethoden zu unterstützen. Mit großer Zustimmung wurde auch ein Antrag angenommen, der die Aufhebung der Bonpflicht forderte.
Nach Kritik an den ausliegenden Sitzungsunterlagen auf gebleichtem, nicht recyceltem Papier wurde ein Ad-hoc-Antrag eingereicht, die Praxis in Zukunft zu ändern und den Delegierten das Antragsheft nur noch in digitaler Form zu übermitteln. Nach einiger Diskussion darüber, ob dies tatsächlich energiesparender und nachhaltiger sei, wurde der Antrag zurückgezogen. Die ABDA-Geschäftsstelle wird diese Praxis überprüfen, um die nachhaltigste Methode wählen zu können.
Auch die Geschäftsstellen wollen vor ihrer eigenen Haustür kehren: die Hauptversammlung sprach sich dafür aus, dass die Geschäftsstellen der 34 Mitgliedsorganisationen der ABDA und deren Geschäftsstelle auf eine Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks hinwirken soll. Diese Institutionen bis 2030 klimaneutral zu bekommen, schien den Delegierten zu ambitioniert.
Viel diskutiert, aber letztlich gar nicht abgestimmt, wurde der Antrag, einen Nachhaltigkeitsbeauftragten bei der ABDA zu schaffen. Die Hauptgründe hierfür waren die Kosten und die Tatsache, dass schon die Schaffung einer Arbeitsgruppe zur Nachhaltigkeit beschlossen worden war. Ebenfalls übergangen wurde ein Antrag, Sozial- und Umweltstandards als weitere Kriterien für die Vergabe von Rabattverträgen der Krankenkassen einzuführen.