Reformpläne verschlechtern Situation der Apotheken |
Melanie Höhn |
24.04.2024 12:46 Uhr |
In der Arzneimittelversorgung bewege man sich in einem bekannten Spannungsfeld: Einerseits benötigten die Leistungserbringer gute und verlässliche Rahmenbedingungen, zu denen auch eine auskömmliche Honorierung gehört. Andererseits müsse die Finanzierbarkeit für die Krankenkassen gewährleistet bleiben.
Dem Eckpunktepapier für eine Apothekenreform gestand die Ministerin zwar zu, dass es einige besonders kritische Punkte jetzt nicht mehr enthält, wie etwa die Erleichterungen für die Gründung von Apotheken-Filialen. »Das ist sehr erfreulich, weil sie nämlich den Einstieg investorengeführter Ketten in den deutschen Apothekenmarkt begünstigt hätten. Hier wurde wohl auf die Stimmen der Apothekerschaft und der Länder gehört«, betonte sie. Dennoch hält sie den vorgelegten Entwurf »definitiv nicht dafür geeignet, die Apothekenversorgung in Deutschland zu stärken – im Gegenteil«, so die Ministerin.
Die geplanten »Video-Apotheken ohne Apotheker«, die von Pharmazeutisch-technischen Assistenten geführt werden sollen, verschlechtern laut Gerlach die Beratung und Versorgung der Menschen gerade im ländlichen Raum. Zudem sei eine angemessene Vergütung von Apothekerinnen und Apothekern »überhaupt nicht in Sicht«, die natürlich an die massiv gestiegenen Kosten von Personal, Energie und die Inflation angepasst werden müsse. Gerlach spricht von einer »Mogelpackung«, denn vorhandene Mittel würden lediglich umverteilt.
Sie betonte, dass eine Erhöhung des Fixzuschlags essenziell sei, denn 84 Prozent ihres Umsatzes erwirtschafteten Apotheken mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Die künftige Anpassung zwischen GKV-Spitzenverband und Apothekerschaft in Abstimmung mit der PKV im Jahr 2027 sei viel zu spät. »Es geht um eine wirtschaftliche Unabhängigkeit«, so Gerlach. Die Bevölkerung habe ein ureigenes Interesse daran, dass die Apotheken leistungsfähig sind: »Es ist nicht fünf vor 12, eigentlich hat die Uhr schon geschlagen«.
Doch wie die Erhöhung des Fixums gelingen kann, ohne die Zusatzbeiträge zu erhöhen, darauf konnte Gerlach keine eindeutige Antwort bei der anschließenden Diskussionsrunde geben. »Ich glaube, dass wir nicht immer ein zu eins aufrechnen können«, sagte sie. Es müssten aber beispielsweise überbordende Verwaltungsstrukturen bei den Krankenkassen in den Blick genommen werden. Auch müsse überlegt werden, was zukünftig von den Krankenkassen gezahlt werde und was nicht – Stichwort Bürgergeld, das eigentlich die »ureigenste Aufgabe des Sozialstaates und nicht des Beitragszahlers« sei.
Der DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann hofft jedoch, dass durch die »Kraft der guten Argumente« eine Erhöhung des Fixums erreicht werden kann, sagte er bei der Diskussion mit Gerlach. Er forderte eine angemessene Vergütung der Kernleistung der Apotheken. Bei der Honorarverhandlung mit den Krankenkassen brauche es »harte Kriterien«, die von den Kassen nicht angezweifelt werden könnten, wie etwa das Bruttoinlandsprodukt.