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2020 gab es bundesweit 913 postmortale Organspenderinnen und Organspender. »Damit bleiben wir trotz Corona-Pandemie ungefähr auf dem Stand vom Vorjahr mit 932 Organspenderinnen und Organspendern«, informiert die beim BMG angesiedelte Fachbehörde. Pro Spenderin oder Spender seien durchschnittlich drei und somit insgesamt 3581 Organe entnommen und transplantiert worden – davon 14,3 Prozent nach einer Lebendorganspende. 9000 Menschen stehen derzeit auf der Warteliste.
Mit 746 postmortal entnommenen und transplantierten Lebern ist bei Lebertransplantationen im letzten Jahr eine Steigerung um 2,8 Prozent zu verzeichnen gewesen. »Zu dieser Entwicklung haben vor allem die Teams auf den Intensivstationen beigetragen, die sich trotz der hohen Belastungen durch Covid-19 im vergangenen Jahr zunehmend für die Organspende engagieren«, gibt sich Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, überzeugt.
Hingegen verweist die Vorsitzende des Bundesverbandes Niere, Isabelle Jordans, in einem Schreiben an ihre Mitgliedsorganisationen im März dieses Jahres auf einen Negativtrend bei Nierentransplantationen in Deutschland. Mit einer Gesamtzahl von 1.915 Nierentransplantationen (postmortal und Lebendspenden) sei im vergangenen Jahr ein trauriger Negativrekord erzielt worden. Ob und inwieweit die Corona-Pandemie für diese Entwicklung mitverantwortlich ist, lasse sich nur schwer abschätzen, zumal der Abwährtstrend seit 2018 besteht. So oder so: Jordans spricht von einem »unsäglichen Zustand«, der dringend der Verbesserung bedarf.
Die Transplantationsmedizin krankt nach wie vor an einem eklatanten Organmangel. »Auch ein kurzzeitiger Anstieg der Organspenderzahlen im Jahr 2019 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation für die Menschen, die auf ein Organ warten, nach wie vor desolat ist«, hatte die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) im Rahmen eines Statements anlässlich ihrer Jahrestagung bereits im Oktober des vergangenen Jahres deutlich gemacht.
»Jedes Jahr werden über 1000 Patientinnen und Patienten von der Warteliste genommen – entweder, weil sie zwischenzeitlich verstorben oder nicht mehr für eine Transplantation geeignet sind. Viele westeuropäische Nachbarn transplantieren auch Organe von Spendern nach Herztod, um die Zahl der zur Verfügung stehenden Organe zu erhöhen«: Laut DTG ist es an der Zeit, auch in Deutschland eine Diskussion über diese Möglichkeit anzustoßen.
Man wünsche sich eine ehrliche Debatte – dieses gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, die die prekäre Situation der Transplantationsmedizin in den Hintergrund habe rücken lassen. Nach wie vor sei die Spenderrate in Deutschland gemäß Daten der Stiftung Eurotransplant aus 2019 mit 10,8 Spendern pro 1 Million Bürger mit Ausnahme von Luxemburg (8,1 pro 1 Million) die mit Abstand niedrigste unter den Eurotransplant-Mitgliedsländern. In Österreich liege die Rate bei 20,3, in Belgien sogar bei über 27 Spendern pro 1 Million.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.