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Stickstoffmonoxid

Reaktionsfreudiger Tausendsassa

Stickstoffmonoxid (NO) ist an der Regulation vieler physiologischer Abläufe beteiligt. Während früher der therapeutische Fokus auf den vasodilatatorischen Eigenschaften lag, interessieren heute die antiviralen Wirkungen. Ein neues Einsatzgebiet sind Dellwarzen.
AutorKontaktNils Bandomir und Pascal Heitel
Datum 26.04.2023  07:00 Uhr

Zahlreiche therapeutische Anwendungsgebiete

Entsprechend den pharmakologischen Wirkungen ergeben sich zahlreiche therapeutische Anwendungsgebiete. Gasförmiges NO wird zur Behandlung von Neugeborenen mit hypoxisch-respiratorischer Insuffizienz eingesetzt, wo es den Partialdruck des arteriellen Sauerstoffs durch Dilatation der Pulmonalgefäße erhöht. Eine Zulassungserweiterung für peri- und postoperative pulmonale Hypertonie erfolgte 2011.

Da der Umgang mit Gasen nicht zuletzt hinsichtlich der Lagerung und Dosierung nicht ganz einfach ist, sind kontrolliert freisetzende NO-Donatoren seit Langem beliebt. Organische Nitrate wie Glyceroltrinitrat, Isosorbiddinitrat und Pentaerythrityltetranitrat sind Prodrugs und werden zur Prophylaxe und Behandlung eines akuten Angina-Pectoris-Anfalls verwendet. Molsidomin wird ebenfalls bei der Prophylaxe und Langzeittherapie der Angina Pectoris eingesetzt, setzt allerdings im Gegensatz zu den Nitraten NO nicht enzymatisch frei und zeichnet sich deshalb durch einen vergleichsweise langsamen Wirkeintritt aus.

Neben den organischen NO-Donatoren steht mit Nitroprussidnatrium (Natriumpentacyanidonitrosylferrat(III)-Dihydrat) ein anorganisches Komplexsalz zur Verfügung. Es wird als Infusionslösung appliziert und zeichnet sich durch einen besonders schnellen Wirkungseintritt (30 Sekunden) mit sehr kurzer Halbwertszeit (ein bis zwei Minuten) aus, sodass die Therapie durch die Flussrate der Infusion sehr gut steuerbar ist. Da neben NO auch Cyanid-Ionen freigesetzt werden, muss es in Kombination mit einer Natriumthiosulfatlösung verabreicht werden, mit deren Hilfe das Enzym Rhodanase Cyanid zum weitestgehend ungiftigen Thiocyanat (Rhodanid) umsetzt.

Neues Einsatzgebiet: Dellwarzen

Aktuell befinden sich zwei Wirkstoffe (Berdazimer und Cantharidin) in später Phase der klinischen Entwicklung zur Behandlung von Dellwarzen (Molluscum contagiosum, MC), die durch das gleichnamige Virus hervorgerufen werden. Beim Berdazimer macht man sich die antiviralen Eigenschaften von NO zunutze. 

MC ist nach Monaten zwar selbstlimitierend, aber hochansteckend. Auf eine spontane Abheilung kann meist nicht gewartet werden. Zudem sind überwiegend kleine Kinder von den Mollusken betroffen. Derzeitige Behandlungsmethoden sind in Deutschland meist physikalischer Natur (Kryotherapie, Laser und Kürettage). Darüber hinaus steht einzig 5-prozentige Kalilauge als Medizinprodukt zur Verfügung. Wirksame Optionen, die diese therapeutische Lücke füllen, werden dringend benötigt.

Berdazimer ist ein Polysiloxan, das in der Seitenkette eine sogenannte NONOat-Gruppe (2-Hydroxy-2-nitrosohydrazin oder Diazeniumdiolat) trägt. Das besondere Merkmal des Berdazimer-Gels ist die ausgeklügelte Formulierung für die topische Applikation. Das NONOat-Polymer ist in ein protisches Hydrogel eingebettet, um so den pH-Wert abzusenken und in einem langsamen, kontrollierten Prozess die NONOat-Gruppe zu protonieren. Im sauren Milieu ist diese nämlich instabil und setzt zwei Moleküle NO frei (Abbildung).

In einer doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie erwies sich die topische Anwendung eines 10,3-prozentigen Berdazimer-Gels als wirksam und sicher. An der Studie nahmen 891 MC-Patienten im Alter zwischen 0,9 und 47,5 Jahren (Durchschnittsalter 6,6 Jahre) mit drei bis 70 Läsionen teil. Sie trugen über zwölf Wochen entweder das Berdazimer-Gel oder ein wirkstofffreies Gel auf die Haut auf. 

Bei Studienende waren bei 32,4 Prozent der Verum-Patienten die Läsionen komplett verschwunden gegenüber 19,7 Prozent bei den mit Vehikel behandelten Patienten. 14,4 Prozent der Berdazimer-Gruppe beendeten die Behandlung vorzeitig, da alle Mollusken verschwunden waren. In der Vehikel-Gruppe waren dies 8,9 Prozent. Als häufigste Nebenwirkungen traten Schmerzen an der Applikationsstelle und Hautrötungen auf. 

Aufgrund dieser Daten hat Hersteller Novan im Januar dieses Jahres bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA einen Zulassungsantrag eingereicht. Mit einer möglichen US-Zulassung ist im ersten Quartal 2024 zu rechnen.

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