Quarantäne effektiv, Screening nicht |
Annette Rößler |
17.09.2020 08:00 Uhr |
Eine wichtige Aussage der Arbeit: Ein isoliertes Screening auf Covid-19-Symptome bei der Ein- und Ausreise entdeckt wahrscheinlich nicht genügend Fälle, um zu verhindern, dass sich neue Infektionsketten ausbreiten. Burns erläutert: »Reisebezogene Kontrollmaßnahmen finden nicht im luftleeren Raum statt. Ihre Auswirkungen werden von anderen Faktoren beeinflusst wie dem Stadium der Pandemie, ob eine Übertragung in der Gemeinschaft nachgewiesen wurde oder ob andere Maßnahmen wie physical distancing und das Tragen von Gesichtsmasken durchgeführt wurden. In den Studien, die in unseren Review Eingang fanden, wurden diese Aspekte selten untersucht.«
Auch der dritte Review verstärkt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Screenings. Seine Hauptaussage lautet: Bei einem einmaligen Screening anscheinend gesunder Menschen auf Covid-19-Symptome, Fieber, internationale Reisen, Risiko-Kontakte oder eine Kombination von Symptomen plus Körpertemperatur werden infizierte Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit übersehen. Schnelltests auf Corona, deren breitere Anwendung Professor Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité gerade erst gefordert hat, hatten in den berücksichtigten Studien jedoch keine Verwendung gefunden. Hauptautorin Dr. Meera Viswanathan vom unabhängigen Forschungsinstitut RTI International in North Carolina räumt denn auch ein, dass schnelle Labortests ebenso wie kombinierte Screenings oder eine wiederholte Symptombeurteilung sinnvoll sein könnten. Da Infizierte dennoch übersehen werden könnten, seien zusätzliche Maßnahmen wie Quarantäne, Abstandhalten und Maskentragen weiterhin sehr wichtig.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.