Pharmazeutische Zeitung online
Medikationsanalyse 

Psychopharmaka – wann intervenieren, wann nicht?

Medikationsanalyse anhand von Fallbeispielen aus der Praxis üben – das ist das Konzept hinter der Webinarreihe »100 Analysen später« von Pharma4u. Kürzlich ging es dabei um das Thema Psychopharmaka und darum, wann Apotheker die Medikation »anfassen« sollten und wann eher nicht.
Laura Rudolph
02.04.2025  14:00 Uhr

Viele verordnende Ärzte

»Die Arzneistoffe wurden von vielen verschiedenen Ärzten verordnet«, sagte Haul. »Ich habe daraufhin mit allen Verordnern gesprochen.« Dabei kam heraus: Die aktuelle Hausärztin hatte die Sertralin- und Promethazin-Medikation, die erstmals von ihrem Vorgänger verordnet wurde, beibehalten und zusätzlich Cinnarizin/Dimenhydrinat gegen den Schwindel verordnet. Das Melperon hatte die ambulant tätige Neurologin wegen Schlafstörungen verordnet und das Oxybutynin-Pflaster die ambulante Urologin wegen des häufigen Harndrangs. Im Krankenhaus kam dann das Levetiracetam hinzu.

Nach dem Gespräch mit der Apothekerin setzte die Hausärztin Promethazin und Cinnarizin/Dimenhydrinat ab. Der ambulanten Urologin sei die anticholinerge Last nicht bewusst gewesen. Sie tauschte zuerst Oxybutynin gegen Trospium aus, stellte dann aber fest, dass die Inkontinenz-Arzneimittel generell nicht besonders gut bei der Patientin wirkten, aber viele Nebenwirkungen hervorriefen. Daraufhin wurden sie abgesetzt.

Die ambulante Neurologin setzte Sertralin ab und verordnete stattdessen Mirtazapin, das geringere anticholinerge Effekte hat. »Der Schlaf verbesserte sich dadurch so sehr, dass Melperon als Bedarfsmedikation abgesetzt werden konnte«, berichtete Haul. »Die Intervention hat erhebliche Verbesserungen für das Ehepaar gebracht«, ergänzte die Apothekerin. Ein Antidementivum bekam die Patientin aufgrund schlechter Verträglichkeit allerdings nicht.

Eingreifen oder nicht – eine Entscheidungshilfe

In einem Impulsvortrag betonte Haul, dass man nicht in jedem Fall in die Medikation eines Patienten »eingreifen« sollte, der Psychopharmaka einnimmt. Sie teilte eine Entscheidungshilfe mit den Teilnehmern.

Eher nicht intervenieren sollte man, wenn

  • die psychiatrische Medikation von einem einzigen Facharzt verordnet wurde,
  • regelmäßig EKG und Blutkontrollen stattfinden,
  • es dem Patienten gut geht und er von der Medikation profitiert,
  • bereits viel »ausprobiert« wurde und der Patient aktuell stabil ist,
  • der Patient labil oder ängstlich erscheint.

Eher intervenieren sollte man, wenn

  • die psychiatrische Medikation von verschiedenen Verordnern kommt,
  • die Medikation nicht von einem Facharzt kommt,
  • Kontrolluntersuchungen nicht stattfinden oder schon lange zurückliegen,
  • der Patient Beschwerden hat, sich auffällig verhält oder Wünsche in der Selbstmedikation hat, die alarmieren,
  • es Hinweise auf potenzielle, folgenschwere arzneimittelbezogene Probleme oder gibt oder klinische Hinweise (Hyponatriämie, plötzliche Veränderungen/Beschwerden, Auffälligkeiten im Verhalten),
  • der Patient »sorglos mit seinen Tabletten jongliert«.

Wichtig sei in jedem Fall, nicht über den Kopf des Patienten hinweg mit dem Arzt zu sprechen, sondern sich vorher von der Schweigepflicht entbinden zu lassen – am besten schriftlich.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa