Prophylaktischer Defibrillator-Einsatz auf dem Prüfstand |
Herzinfarkt-Überlebende mit schlechter Pumpfunktion des Herzens erhalten oft einen Defibrillator, um das Risiko für einen plötzlichen Herztod zu senken. Eine neue Studie hinterfragt den Einsatz. / © Adobe Stock/brizmaker
Der plötzliche Herztod ist eine der führenden Todesursachen und für etwa 20 Prozent der Todesfälle in Europa verantwortlich. Vor allem nach einem Myokardinfarkt steigt das Risiko für ventrikuläre Arrhythmien an und diese führen häufig zu einem Herzstillstand. Bisher wurden viele Herzinfarkt-Überlebende mit einem implantierten Defibrillator (ICD) versorgt. Das Gerät erkennt Arrhythmien und beendet sie.
Die Implantation des Defibrillators nach einem Herzinfarkt wurde bisher davon abhängig gemacht, wie gut die linke Herzkammer noch das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge in den Körper pumpen kann. Liegt diese linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) ≤ 35 Prozent, ist die Pumpfunktion stark beeinträchtigt. Gültige Leitlinien wie die S3-Leitlinie zur chronischen Herzinsuffizienz empfehlen für dieses Stadium die Implantation eines Defibrillators.
Das Deutsche Herzzentrum der Berliner Charité (DHZC) macht nun in einer Pressemitteilung darauf aufmerksam, dass der Einsatz dieses Therapieverfahrens überdacht werden sollte. Eine neue Studie im »European Heart Journal« habe gezeigt, dass das Risiko für einen plötzlichen Herztod durch die Messung der LVEF nicht zuverlässig eingeschätzt werden könne (DOI: 10.1093/eurheartj/ehae326).
In der Studie wertete das internationale Team unter der Leitung von Professor Dr. Gerhard Hindricks und Privatdozent Dr. Nikolaos Dagres vom DHZC die Daten aus 20 internationalen Kohortenstudien mit insgesamt mehr als 140.000 Patienten aus.
Betrachtet wurden drei Gruppen:
Die Patienten wurden mehrere Jahre beobachtet, maximal knapp fünf Jahre. Primärer Endpunkt der Studie war ein plötzlicher Herztod oder, bei Patienten mit ICD, ein entsprechender Defibrillator-Einsatz.