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Blutuntersuchung

Prognostischer Test sagt Alzheimer voraus

Bochumer Forscher haben einen Test entwickelt, mit dem sich voraussagen lässt, ob ein Mensch in den kommenden sechs Jahren wahrscheinlich an Alzheimer-Demenz erkranken wird. In einer Studie funktionierte der Test zuverlässig.
Annette Rößler
11.01.2021  13:30 Uhr

Trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung gibt es immer noch keine ursächliche Therapie für Patienten mit Alzheimer-Demenz. Ein auffälliges Merkmal in den Gehirnen Betroffener ist die Ablagerung fehlgefalteter β-Amyloid-Moleküle (Aβ). Allerdings hat die gezielte Förderung des Abbaus der Plaques, etwa durch monoklonale Antikörper wie Aducanumab, bislang keine überzeugenden Ergebnisse gebracht: Noch keine Substanz mit diesem Wirkmechanismus ist zugelassen. Über die Zulassung von Aducanumab berät im März die US-Arzneimittelbehörde FDA; nach einem Negativvotum eines externen Beratergremiums im November 2020 stehen die Vorzeichen allerdings eher schlecht.

Als Grund für das enttäuschende Abschneiden der meisten Therapeutika wird allgemein angesehen, dass die therapeutische Intervention in aller Regel zu spät kommt. Denn das Krankheitsgeschehen nimmt wohl bereits Jahre vor der Manifestation von Symptomen seinen Anfang. Ein prognostischer Test, wie ihn die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum jetzt im Fachjournal »Alzheimer's Research & Therapy« vorstellt, könnte somit dazu dienen, Patienten frühzeitiger als bislang zu identifizieren – und den gezielten Einsatz von Medikamenten ermöglichen.

Es handelt sich um einen Immuno-Infrarot-Sensor, der im Blut fehlgefaltetes Aβ erkennt. Die Vorhersagegenauigkeit des Tests überprüften die Forscher an 203 Personen, die zu Beginn der Studie durchschnittlich 61 Jahre alt waren und nicht an Alzheimer litten, aber sich selbst als kognitiv beeinträchtigt empfanden (Subjective Cognitive Declined, SCD). Mithilfe des Sensors detektierten die Forscher bei 22 Probanden fehlgefaltetes Aβ. Alle diese Personen erkrankten im Lauf der folgenden sechs Jahre an Alzheimer oder der Alzheimer-Vorstufe leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI).

Bei Teilnehmern, die eine leichte Fehlfaltung zeigten, dauerte es im Mittel länger bis zur Erkrankung (3,4 Jahre) als bei Probanden mit starker Aβ-Fehlfaltung (2,2 Jahre). Die Forscher errechneten, dass bei SCD mit leichter Fehlfaltung gegenüber SCD ohne fehlgefaltetes Aβ das Erkrankungsrisiko innerhalb der nächsten sechs Jahre elffach erhöht war und bei SCD mit starker Fehlfaltung sogar 19-fach. Bezogen sie in die Berechnung des Erkrankungsrisikos noch die Konzentrationsabnahme von Aβ42 im Vergleich zu Aβ40 im Blut mit ein – das Verhältnis dieser beiden Oligomere zueinander spielt nachweislich eine Rolle für die Erkrankungswahrscheinlichkeit – erhöhte das die Testgenauigkeit sogar noch weiter, nämlich von einer AUC 0,94 auf 0,99.

»Wir können jetzt mit einem einfachen Bluttest an symptomfreien Personen mit subjektiven Bedenken das Risiko, in Zukunft an klinischem Alzheimer zu erkranken oder eben nicht, sehr präzise vorhersagen«, so Gerwert in einer Pressemitteilung der Universität. »Ebenso sicher können wir aber auch älteren Menschen eine Entwarnung geben, die nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit haben, in den kommenden sechs Jahren an Alzheimer zu erkranken.« Die Forscher wollen sich nun dafür einsetzen, dass ihr Immuno-Infrarot-Sensor künftig bei der Auswahl von Teilnehmern für Studien mit potenziellen Alzheimer-Medikamenten eingesetzt wird.

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