Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Fingolimod

Preisgekrönte orale MS-Therapie

Lange Zeit standen zur Behandlung von Multipler Sklerose im Wesentlichen zwei Wirkstoffe zur Verfügung: Interferon-β und Glatirameracetat. Die Zulassung von Fingolimod (Gilenya®) im Jahr 2011 wurde daher zu Recht als Sensation gefeiert. Noch im selben Jahr wurde der erste oral applizierbare Arzneistoff für MS mit dem PZ-Innovationspreis ausgezeichnet.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 29.04.2019  08:00 Uhr

Multiple Sklerose (MS) ist eine Krankheit des jungen Menschen. Betroffene bemerken meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, dass etwas nicht stimmt. Mit der Diagnose wird ihnen schnell klar, dass sich von nun an das Leben drastisch ändern wird. Am eigenen Leib verspüren die Patienten eine stetige, aber kaum aufhaltbare Neuro­degeneration, mit der eine zunehmende Behinderung einhergeht.

Fingolimod ist ein synthetisches Strukturanalogon von Sphingosin, das sich von Myriocin ableitet, einem immunsuppressiven Metaboliten aus dem Pilz Isaria sinclairii. Es ist ein Modulator an den fünf Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren S1PR1 bis S1PR5. Der endogene Ligand dieser Rezeptoren ist Sphingosin-1-Phosphat (S1P). Interessant im Kontext der MS ist vor allem der S1P-Rezeptorsubtyp 4. Dieser kommt ausschließlich in lymphatischen und hämato­poetischen Geweben vor und über diesen Rezeptor regelt S1P den Austritt von Lymphozyten aus peripheren lymphatischen Geweben sowie aus dem Thymus.

Nach oraler Gabe wird Fingolimod zu 93 Prozent aufgenommen und ähnlich wie endogenes Sphingosin durch eine Sphingosin­kinase phosphoryliert und damit aktiviert. Das resultierende Fingolimod-Phosphat wirkt dann zunächst genauso wie Sphingosin-1-Phosphat als Agonist an S1P-Rezeptoren, bewirkt dann aber durch seine langdauernde Rezeptorbindung eine Downregulation und Internalisierung des Rezeptors mit anschließendem intrazellulärem Rezeptorabbau. Über diesen Mechanismus wird Fingolimod-Phosphat zum funktionellen Antagonisten, der die physiologischen Funktionen von S1P abschaltet. Damit fehlt den antigen­aktivierten, autoreaktiven Lympho­zyten das Austrittssignal aus den Lymphknoten und es resultiert eine peri­phere Lympho­penie, die auch die Rezirkulation der Lymphozyten in das Gehirn unterbricht. So werden bei der MS akute Schübe durch zentrale Entzündungsherde verhindert.

Fingolimod entpuppte sich als lang ersehnte Sprunginnovation und damit als neue Option für einen rationalen Ansatz zur Behandlung der MS. In klinischen Studien war die Wirksamkeit beeindruckend. Viele Patienten blieben über eine lange Zeit schubfrei und auch die Progression der Behinderung nahm mit circa 30 Prozent deutlich ab. Allerdings ist Fingolimod erwartungsgemäß nicht nebenwirkungsfrei, wie dies auch für alle anderen modernen MS-Therapeutika zutrifft. Zudem muss bei gebärfähigen Frauen eine sichere Kontra­zeption gewährleistet sein, da Fingolimod auch teratogen wirkt.

Der Gemeinsame Bundesausschuss sah damals den Nutzen von Gilenya skeptisch und hat seine Meinung in der Zwischenzeit auch nicht substanziell revidiert. Trotzdem wurde Gilenya bereits im Jahr seiner Markteinführung mehr als 10.000 Mal verordnet. Laut Arzneiverordnungs-Report 2018 verursacht das Präparat für die Gesetzliche Krankenversicherung 257,4 Millionen Euro Nettokosten und nahm damit im Jahr 2017 Platz 14 der nach Nettokosten führenden Arzneimittel ein.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa