Preis: »Dieser Branche geht es nicht gut« |
Alexander Müller |
15.09.2025 11:48 Uhr |
Beim Apothekenklima-Index (AKI) sollten die Teilnehmenden die für die Apotheken relevanten gesundheitspolitischen Vorhaben der schwarz-roten Koalition nach Dringlichkeit ordnen. Die vorderen drei Ränge sind allesamt von den Wirtschaftsthemen besetzt: Auf Platz 1 liegt die versprochene Erhöhung des Apothekenfixums auf 9,50 Euro, gefolgt von der Aufhebung des Skonto-Verbots und der Dynamisierung des Honorars mittels Verhandlung zwischen Apotheken und GKV-Spitzenverband.
Aber die Apothekerschaft will auch neue Aufgaben übernehmen – sofern die Finanzierung des Personals gesichert ist. Im April hatte die ABDA ihr Zukunftskonzept vorgestellt, beim AKI wurden die verschiedenen Leistungen abgefragt. Demnach wünschen sich 83 Prozent mehr Abgabefreiheiten bei Lieferengpässen (aut idem und aut simile), 79 Prozent wollen Chroniker im Notfall mit einer kleinen Rx-Packung versorgen dürfen. 74 Prozent würden bestimmte Rx-Arzneimittel bei unkomplizierten, akuten Erkrankungen auch ohne Rezept abgeben wollen, genannt wird beispielhaft die Antibiotika-Abgabe bei einfachen Harnwegsinfektionen.
Auch Rezeptverlängerungen (70 Prozent), die Pflege des elektronischen Medikationsplans (59 Prozent) und ein Reminder-Service in der Versorgung von chronischen Patientinnen und Patienten (56 Prozent) werden als mögliche Leistungen angenommen. »Die Apothekerinnen und Apotheker sind bereit, mehr Verantwortung
und Kompetenzen zu übernehmen und die großen Herausforderungen unseres Gesundheitswesens anzugehen«, so Preis. Der ABDA-Präsident ist überzeugt, dass sich damit im System viel Geld sparen lässt, wenn die Versicherten besser versorgt sind. Preis kündigte an, dass man das Projekt ARMIN zur Arzneimitteltherapiesicherheit zusammen mit der Ärzteschaft in einer Neuauflage angehen werde. »ARMIN 2.0 wird kommen«, kündigte Preis an.
Mehr als die Hälfte aller Apotheken (55,2 Prozent) plant laut AKI Neueinstellungen in den nächsten zwei bis drei Jahren. Etwa ein Viertel aller Inhaber rechnet allerdings mit keiner einzigen Bewerbung bei einer Stellenausschreibung für Approbierte. Besonders heikel wird der Fachkräftemangel bei der Nachfolgersuche sichtbar: Mehr als die Hälfte aller Inhaberinnen und Inhaber (56,8 Prozent) erwartet höchstens einen ernsthaften Interessenten für die Übernahme der eigenen Apotheke. »Man sieht, dass es dieser Branche nicht gut geht«, so Preis.
Zu den größten Ärgernissen im Apothekenalltag gehören Bürokratie (93 Prozent), die unzureichende Honorierung von Leistungen (84 Prozent) und die Lieferengpässe (66 Prozent). Erstmals abgefragt wurden hier »technische Probleme bei Nutzung der digitalen Infrastruktur«, also beim E-Rezept und der elektronischen Patientenakte (ePA). Für 59 Prozent der Befragten zählen die Ausfälle zu den größten Ärgernissen im Alltag. Mehrmals wöchentlich breche das System komplett oder in Teilen zusammen, kritisierte Preis. Das habe erhebliche Auswirkungen für die Patienten, aber auch die Apotheken würden dadurch wirtschaftlich belastet. »Deshalb brauchen wir ein stabiles E-Rezept-System«, so Preis.