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Studie über drei Jahre

PPI sicherer als gedacht

Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind zur Behandlung von säurebedingten Erkrankungen kurzfristig sehr wirksam und sicher. Längerfristig ist die Sicherheit jedoch umstritten: Diverse Studien haben die Langzeitanwendung der Säureblocker mit erhöhten Raten verschiedener Nebenwirkungen in Verbindung gebracht. Nun gibt das Ergebnis einer dreijährigen randomisierten Studie teilweise Entwarnung.
Annette Mende
14.06.2019  14:00 Uhr

PPI erhöhen den Magen-pH deutlich, bei entsprechender Dosierung lässt sich die Säureproduktion quasi total zum Erliegen bringen. Kurzfristig mag das für den Körper unproblematisch sein, doch längerfristig fehlt die Säure: Die Resorption von Nährstoffen und Vitaminen, die vom Säuregradienten der Magen-Darm-Passage abhängt, kann gestört sein, zudem können schädliche Keime, die normalerweise im sauren pH des Magens abgetötet werden, möglicherweise leichter in den Darm gelangen.

So überrascht es nicht, dass die Langzeitanwendung von PPI in verschiedenen Studien mit negativen Folgen wie Osteoporose oder Clostridium-difficile-Infektionen in Verbindung gebracht wurde. Allerdings handelte es sich hierbei überwiegend um Beobachtungsstudien, wie eine Forschergruppe um Dr. Paul Moayyedi von der McMaster University in Hamilton, Kanada, jetzt im Fachjournal »Gastroenterology« ausführt. Anders als randomisierte Studien können Beobachtungsstudien aber bekanntlich keinen Beleg für eine Kausalität liefern, sondern lediglich Assoziationen aufzeigen. Die Gruppe untersuchte daher die Sicherheit von PPI nun in einer randomisierten Studie.

Diese war gleichzeitig auch ein Vergleich zwischen Rivaroxaban und ASS in der Langzeitanwendung bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Unabhängig von der gerinnungshemmenden Medikation wurden die insgesamt knapp 17.600 Patienten im Verhältnis 1:1 auf Pantoprazol 40 mg einmal täglich oder Placebo randomisiert. Damit sollte untersucht werden, wie sich die Daueranwendung des PPI auf das Risiko für gastrointestinale Blutungen auswirkt, das sowohl unter dem NOAK als auch unter ASS erhöht ist.

Über einen Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 3,1 Jahren erfassten die Forscher alle sechs Monate Daten zu Lungenentzündungen, Infektionen mit Clostridium difficile oder anderen enterischen Keimen, Frakturen, Magenatrophie, Niereninsuffizienz, Diabetes, chronischer obstruktiver Lungenerkrankung, Demenz, kardiovaskulären Erkrankungen, Krebs, Hospitalisierungen und Gesamtsterblichkeit. In all diesen Kategorien gab es zwischen der Pantoprazol- und der Placebogruppe keinen statistisch signifikanten Unterschied mit Ausnahme von enterischen Infektionen, die nicht durch C. difficile verursacht waren. Diese kamen unter dem PPI bei 1,4 Prozent der Patienten vor und unter Placebo nur bei 1,0 Prozent. C.-difficile-Infektionen waren unter Pantoprazol doppelt so häufig wie unter Placebo; da es insgesamt nur 13 Fälle gab, war dieser Unterschied jedoch nicht statistisch signifikant.

Mit der möglichen Ausnahme von enterischen Infektionen zeige diese große randomisierte Studie somit keinen Nachteil für PPI in der Daueranwendung, so das Fazit der Autoren. Das dürfte Ärzte beruhigen, die Patienten aufgrund einer gesicherten Diagnose auch längerfristig die Säureblocker verordnen. Denn hierfür gibt es trotz aller berechtigter Bedenken Indikationen, etwa die chronische Refluxkrankheit, wiederholte oder komplizierte Magengeschwüre, eine Dauerbehandlung mit nicht steroidalen Antirheumatika oder – wie hier – die Einnahme des Thrombozytenaggregationshemmers ASS. Gastroenterologen betonen jedoch auch, dass außer in diesen Fällen die Langzeitanwendung der PPI unterbleiben sollte.

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