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Unter Umständen wirksam

Positive Neuigkeiten zu Remdesivir

Es gibt neue Daten zu Remdesivir bei Covid-19. Gestern wurden (Zwischen-)Ergebnisse von gleich drei Studien veröffentlicht. Eine zeigt keine signifikante Wirksamkeit, die anderen beiden aber schon. Vor allem Patienten im Frühstadium der durch SARS-CoV-2 verursachten Erkrankung scheinen zu profitieren.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 30.04.2020  16:32 Uhr

Die negative Nachricht des Tages erschien im Fachjournal »The Lancet« und war bereits erwartet worden. Es handelt sich um die Ergebnisse der ersten placebokontrollierten Studie mit Remdesivir, die zwischen dem 6. Februar und dem 20. März 2020 in Wuhan in China stattgefunden hat. Da die Covid-19-Fälle dort in diesem Zeitraum bereits stark sanken, konnte nur etwas mehr als die Hälfte der geplanten Teilnehmerzahl rekrutiert werden (237 statt 453). Der Inhalt der Veröffentlichung war vorab bekannt geworden, weil die Rohdaten vor wenigen Tagen vorübergehend auf der Website der Weltgesundheitsorganisation aufgetaucht waren – offenbar ein Versehen, das umgehend korrigiert wurde.

Die Teilnehmer waren schwer erkrankte Covid-19-Patienten, die innerhalb von zwölf Tagen nach Symptombeginn in die Studie aufgenommen werden mussten. Sie erhielten randomisiert und doppelblind entweder Remdesivir als tägliche Infusion in der Dosierung 200 mg am Tag 1 gefolgt von je 100 mg an den Tagen 2 bis 10 (n = 158) oder über zehn Tage täglich Placebo-Infusionen (n = 79). Ein Patient aus der Placebogruppe beendete seine Teilnahme, bevor er die erste Infusion erhalten hatte. Alle Patienten erhielten zusätzlich zur Studienmedikation eine Standardtherapie, die als Komedikation Lopinavir plus Ritonavir, Interferone und Corticosteroide beinhaltete.

Über 28 Tage wurde der klinische Zustand der Patienten anhand einer Sechs-Punkte-Skala verfolgt, auf der 1 Entlassung aus der Klinik bedeutete und 6 den Tod des Patienten. Der primäre Endpunkt war definiert als Zeit bis zum Eintreten einer Verbesserung um zwei Punkte auf dieser Skala. Remdesivir verkürzte diesen Zeitraum nicht signifikant: In der Verumgruppe betrug er durchschnittlich 21 Tage und in der Placebogruppe 23 Tage.

Aus den diversen sekundären Endpunkten lässt sich jedoch mit etwas gutem Willen durchaus ein Vorteil für Remdesivir herauslesen, wobei die Einschränkung der begrenzten Aussagekraft aufgrund der geringen Teilnehmerzahl hier natürlich genauso gilt wie für das Gesamtergebnis. Insbesondere wenn die Behandlung früh im Krankheitsverlauf begonnen wurde, hatte Remdesivir einen positiven Effekt: Patienten, bei denen die Therapie mit dem Virostatikum innerhalb von zehn Tagen nach Symptombeginn startete, brauchten im Schnitt nur 18 Tage, bis sie das Kriterium des primären Endpunkts erreicht hatten. Sie hatten auch eine niedrigere Mortalität als Patienten in der Placebogruppe (11 versus 15 Prozent). Beide Unterschiede waren jedoch nicht statistisch signifikant. Hinzu kommt, dass lediglich 118 Teilnehmer zur Untergruppe der früh therapierten Patienten gehörten, da die Krankenhausbetten in Wuhan damals vor allem schwer erkrankten Patienten mit Covid-19 vorbehalten sein sollten. Die meisten Probanden konnten somit erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium für die Studie rekrutiert werden.

ACTT-Studie in den USA

Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass relativ zeitgleich mit der Publikation der Ergebnisse aus Wuhan auch erste Daten einer US-amerikanischen Remdesivir-Studie veröffentlicht wurden. Das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) teilte gestern mit, dass Remdesivir laut einer Interimsanalyse der ACTT-Studie die Krankheitsdauer von Covid-19 gegenüber Placebo um 31 Prozent verkürzt (p < 0,001). Patienten, die mit Remdesivir behandelt wurden, hätten im Median elf Tage bis zur Erholung gebraucht, Patienten in der Placebogruppe dagegen 15 Tage. Als »erholt« gelten in dieser Studie Patienten, die wieder fit genug sind, um das Krankenhaus zu verlassen oder ihren normalen Alltagsaktivitäten nachzugehen.

An der ACTT-Studie (Adaptive Covid-19 Treatment Trial), der ersten Covid-19 Studie in den USA, ist das NIAID federführend beteiligt. Die Studie startete am 21. Februar und untersucht in einem randomisierten, placebokontrollierten Design Remdesivir bei Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadium mit Lungenbeteiligung. Perspektivisch sollen auch andere Arzneistoffe in der Studie getestet werden. Bislang nehmen 47 Zentren in den USA und 21 in Europa und Asien teil.

Für die geplante Zwischenauswertung konnten die Daten von 1063 Patienten berücksichtigt werden. Neben dem primären Endpunkt, der Zeit bis zur Erholung, wurde auch die Mortalität erfasst. Sie betrug in der Remdesivir-Gruppe 8,0 Prozent und in der Placebogruppe 11,6 Prozent (p = 0,059). Weitere Details und Ergebnisse sollen laut NIAID bald veröffentlicht werden.

Dr. Anthony Fauci sagte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender »NBC News«, diese Studie sei ein sehr wichtiger Proof of Concept für Remdesivir. Fauci ist der Direktor des NIAID und damit so etwas wie der amerikanische Professor Wieler. Er hob hervor, dass die Studie placebokontrolliert sei und eine hohe Teilnehmerzahl habe, was den Goldstandard der klinischen Forschung darstelle. Die Ergebnisse seien zwar positiv und statistisch signifikant, aber die Verbesserung sei nur moderat ausgefallen. Remdesivir sei nicht »die absolute Antwort« auf das Coronavirus, aber ein wichtiger erster Schritt. Er gehe davon aus, dass die Zulassungsbehörde FDA dem Wirkstoff sehr bald eine Notfall-Zulassung erteilen werde.

Gileads eigene Studie: SIMPLE

Auch Remdesivir-Hersteller Gilead legte gestern neue Daten zu seinem Covid-19-Hoffnungsträger vor. Es sind die Zwischenergebnisse der offenen Phase-III-Studie SIMPLE. Zum SIMPLE-Programm gehört noch eine zweite Studie. Beide laufen in Ländern mit hoher Covid-19-Prävalenz und vergleichen eine fünftägige Remdesivir-Therapie mit einer zehntägigen, SIMPLE-1 bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten und SIMPLE-2 bei moderat erkrankten. Von Experten war es bedauert worden, dass SIMPLE-1, bei der Gilead eine Teilnehmerzahl von 6000 Patienten anstrebt, keinen Placeboarm als Vergleich enthält.

In der jetzt abgeschlossenen ersten Phase von SIMPLE-1 wurden 397 Patienten gemäß dem Studienprotokoll im Verhältnis 1:1 auf die beiden Behandlungsarme aufgeteilt und enthielten entsprechend entweder über fünf oder über zehn Tage Remdesivir als intravenöse Infusion. Die Dosis betrug am ersten Tag 200 mg und an den Folgetagen je 100 mg. Auf die Verbesserung des klinischen Status wirkten sich beide Behandlungsregimes gleich aus: An Tag 14 erfüllten von den fünf Tage lang behandelten Patienten 65 Prozent die Kriterien einer klinischen Erholung, 60 Prozent waren aus der Klinik entlassen worden und 8 Prozent gestorben. Von den zehn Tage lang behandelten Patienten waren es 54 Prozent, 54 Prozent und 11 Prozent.

Eine längere Behandlungsdauer als fünf Tage bringt für die Patienten demnach keinen Vorteil. Die kürzere Behandlungsdauer ermögliche es, mehr Patienten mit der vorhandenen, begrenzten Menge an Remdesivir zu behandeln, so Dr. Merdad Parsey, Chief Medical Officer von Gilead, in der Mitteilung. Auch in dieser Studie zeigte sich eine bessere Wirkung bei Patienten, die innerhalb von zehn Tagen nach Einsetzen der Symptome behandelt wurden. Details hierzu werden in einer Veröffentlichung der Ergebnisse in einem wissenschaftlichen Fachjournal zu lesen sein, die Gilead in den kommenden Wochen plant.

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