Politik

Trotz eines Defizits von knapp vier Milliarden DM in den ersten sechs
Monaten erzielte die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im
vergangenen Jahr noch einen Überschuß von 1,1 Milliarden DM. Das geht
aus einer Übersicht das Bundesgesundheitsministeriums hervor. Danach
reduzierten sich die Leistungsausgaben der Krankenkassen 1997 in Ost und
West gegenüber dem Vorjahr um insgesamt zwei Prozent.
Im zweiten Halbjahr bremste die dritte Stufe der Gesundheitsreform vor allem die
GKV-Ausgaben für die Arzneimittelversorgung. Sie gingen je Mitglied zwischen Juli
und Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum bundesweit um 9,7 Prozent
zurück. Zwischen Elbe und Oder verzeichnet die ministerielle Statistik sogar ein
Minus von 13,1 Prozent. In Westdeutschland wendeten die Krankenkassen im
Vergleich zum dritten und vierten Quartal 1996 für Medikamente dagegen "nur" 8,9
Prozent weniger auf.
Spitzenreiter beim Sparen in diesem Bereich waren die Betriebskrankenkassen. Sie
gaben nach dem Inkrafttreten der Reformgesetze in der zweiten Hälfte des
vergangenen Jahres für die Arzneimittelversorgung ihrer westdeutschen Mitglieder
inklusive der Rentner 14,7 Prozent weniger aus, für Ostdeutschland ergibt sich ein
Minus von 22,2 Prozent.
Günstig beeinflußt hat die finanzielle Situation der Gesetzlichen Krankenversicherung
vor allem die im Juli 1997 drastisch erhöhte Selbstbeteiligung der Versicherten. Sie
ersparte den Krankenkassen seither rund 2,5 Milliarden DM. Die Leistungen der
Gesetzlichen Krankenversicherung reduzierten sich im Vergleich zum zweiten
Halbjahr 1996 im Westen um 2,9 Prozent. In den neuen Ländern fiel die Tendenz
mit einem Minus von 3,3 Prozent noch deutlicher aus. Bezogen auf alle vier Quartale
des vergangenen Jahres ergibt sich ein Ausgabenrückgang von 2,1 Prozent im
Westen und 1,6 Prozent im Osten der Republik.
Die Aufwendungen der Krankenkassen für ambulante ärztliche Behandlung erhöhten
sich von Januar bis Dezember des vergangenen Jahres je Mitglied um
durchschnittlich 1,9 Prozent. Während sie bei den Innungskrankenkassen um 0,3
Prozent zurückgingen, verzeichneten die Ortskrankenkassen mit einem Plus von 2,4
Prozent die höchste Zuwachsrate. Nach der Statistik gaben die Kassen für die
stationäre Versorgung ihrer Mitglieder durchschnittlich zwei Prozent mehr aus.
Die anhaltende Rekord-Arbeitslosigkeit wirkte sich negativ auf die
Beitragseinnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung aus. Sie erhöhten sich in
Westdeutschland im ganzen vergangenen Jahr gegenüber 1996 lediglich um 0,3
Prozent. In den neuen Ländern mußte sogar ein Rückgang von 0,8 Prozent
verkraftet werden.
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer lobte in einer ersten Stellungnahme vor
allem die Sparbemühungen der Krankenkassen. Konsequentes Fallmanagement
sowie eine kreative Nutzung der neuen Instrumente des Sozialgesetzbuches V hätten
die finanzielle Situation der Gesetzlichen Krankenversicherung entspannt.
PZ-Artikel von Jürgen Becker, Bonn



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