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Levonorgestrel

»Pille danach« wirkt besser zusammen mit Piroxicam

Das antientzündlich wirkende Piroxicam scheint die empfängnisverhütende Wirkung von Levonorgestrel zur Notfallkontrazeption zu ergänzen und zuverlässiger zu machen. Darauf deutet eine Studie aus Hongkong hin.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 17.08.2023  09:00 Uhr

Levonorgestrel wird als »Pille danach« eingesetzt, da es, kurz nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen, die Ovulation hemmen soll. »Levonorgestrel verhindert eine Schwangerschaft, indem es den Anstieg des luteinisierenden Hormons blockiert oder aufschiebt, was den Eisprung unterbricht«, erklärt Professor Dr. Kristina Gemzell-Danielsson vom schwedischen Karolinska-Institut, Koautorin einer neuen Studie, die in Hongkong durchgeführt wurde. Die Daten sind jetzt im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht worden.

In der Studie wurde untersucht, ob die gleichzeitige Anwendung von Piroxicam, das als nicht steroidales Antirheumatikum (NSAR) die Bildung von Prostaglandinen hemmt, die empfängnisverhütende Wirkung von Levonorgestrel verstärken kann. »Prostaglandine erleichtern verschiedene Fortpflanzungsprozesse wie Eisprung, Befruchtung und Einnistung des Embryos. Daher spekulieren wir, dass Piroxicam eine empfängnisverhütende Wirkung sowohl vor dem Eisprung (durch Blockierung des Eisprungs) als auch nach dem Eisprung (durch Verhinderung der Einnistung des Embryos) haben könnte«, so Gemzell-Danielsson weiter. 

In der Studie, die zwischen 2018 und 2022 in einem großen Zentrum für sexuelle und reproduktive Gesundheit in Hongkong stattfand, erhielten 836 Frauen mit Bedarf für eine Notfallkontrazeption innerhalb von 72 Stunden 1,5 mg Levonorgestrel. Dieses wurde entweder mit 40 mg Piroxicam kombiniert oder mit Placebo.

Schutzwirkung steigt von 63 auf 95 Prozent

In der Folge kam es in der Piroxicam-Gruppe mit 418 Frauen nur zu einer einzigen ungewollten Schwangerschaft gegenüber sieben Schwangerschaften bei den anderen 418 Frauen, die Levonorgestrel plus Placebo erhalten hatten. Ohne die Notfallkontrazeption hätte man mit 19 Schwangerschaften pro 418 Frauen rechnen müssen (4,5 Prozent). Die Studienautoren berechneten, dass die Schutzwirkung demnach für Levonorgestrel plus Piroxicam bei 95 Prozent lag (18/19) gegenüber 63 Prozent unter Levonorgestrel allein (12/19). Bei den Nebenwirkungen gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

»Unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass ein leicht verfügbares und sicheres Medikament, das gleichzeitig mit der Levonorgestrel-Pille eingenommen wird, mehr Schwangerschaften verhindern kann als Levonorgestrel allein«, resümiert Erstautor Dr. Raymond Li von der Universität Hongkong. »Wir hoffen, dass diese Ergebnisse zu weiteren Forschungen und schließlich zu Änderungen der klinischen Leitlinien führen werden, damit Frauen auf der ganzen Welt Zugang zu einer wirksameren Notfallverhütung erhalten.«

Noch keine offizielle Zusatzempfehlung

Vor einer offiziellen Empfehlung müssen die Ergebnisse jedoch zunächst unabhängig und mit einer größeren Probandinnen-Gruppe reproduziert werden. Auch waren bei dieser Studie Frauen ausgeschlossen, die derzeit oder in letzter Zeit hormonelle Verhütungsmittel verwendeten, sowie Frauen, die vor der Einnahme von Notfallverhütungsmitteln mehr als eine Episode ungeschützten Geschlechtsverkehrs hatten. Aus der Studie kann also nicht geschlossen werden, ob die Piroxicam-Levonorgestrel-Kombinationsbehandlung bei Frauen in diesen Fällen ebenso wirksam ist, schränkt das Autorenteam ein.

Levonorgestrel als Notfallkontrazeptivum ist in Deutschland ebenso wie Ulipristalacetat seit einigen Jahren rezeptfrei erhältlich. Laut einer Untersuchung aus den 1990er-Jahren beträgt die Schutzrate vor ungewollter Schwangerschaft bei Levonorgestrel (ohne Piroxicam) 95 Prozent, wenn es innerhalb von 24 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird, 85 Prozent, wenn die Einnahme nach 25 bis 48 Stunden erfolgt und 58 Prozent nach 49 bis 72 Stunden.

Piroxicam untersteht in Deutschland der Verschreibungspflicht. Nicht untersucht wurde, ob der kontrazeptive Effekt von Levonorgestrel auch mit anderen NSAR verstärkt/ergänzt wird. Für die Studie wurde der Wirkstoff ausgewählt, weil er von den bekannten Hemmern der Prostaglandin-Synthese die längste Halbwertszeit hat.

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