»Pharmacists for Future« warnen vor umweltgefährdenden Arzneimitteln |
Melanie Höhn |
25.07.2023 11:00 Uhr |
Der EU-Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass Arzneimittel generell verschreibungspflichtig werden, wenn es sich um ein antimikrobielles Mittel oder um einen umweltschädlichen Wirkstoff handelt. Wie die PZ bereits berichtet hat, ist dies aus Sicht des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) für die Apotheken brisant und würde auch große Auswirkungen für die Ärzte sowie die Hersteller von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nach sich ziehen, die ihre Präparate vom Markt ziehen würden.
Laut »Pharmacists for Future« sei die Verschreibungspflicht ein Weg, den Zugang zu umweltgefährdenden und antimikrobiellen Mitteln zu erschweren und so möglicherweise den Verbrauch zu senken. Apothekerinnen und Apotheker hätten aber »eine umfassende fachliche Qualifikation« und würden jeden Tag beweisen, dass sie verantwortungsvolle Beratung leisten. Dazu würden zunehmend auch Umwelt- und weitere nachhaltige Aspekte zählen. Deshalb schätzt es die Gruppe als bedenklich ein, wenn in der Apotheke Arzneimittel wie etwa Jodsalbe oder Fußpilzcreme nicht mehr ohne ärztliche Verordnung abgegeben werden dürfen. Zudem werde das Gesundheitssystem unnötig belastet, wenn Menschen wegen geringer Beschwerden wie leichtem Fußpilz ärztlichen Rat suchen müssten.
Andererseits stehen die »Pharmacists for Future« einigen OTC-Präparaten aufgrund der schlechten Umweltverträglichkeit kritisch gegenüber, wie etwa Schmerzsalben mit dem Wirkstoff Diclofenac. Auch Mitarbeitende öffentlicher Apotheken würden schon seit Langem einen Übergebrauch von topischen Analgetika beobachten. Ein Großteil der Diclofenac-Rückstände in der Umwelt stammten von topischen Zubereitungen, die durch das Abwaschen der Haut beim Duschen in den Wasserkreislauf gelangen.
»Aufgrund des demographischen Wandels und der Zunahme des Verbrauchs von Arzneimitteln im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass auch der Verbrauch von topischen Analgetika und der Eintrag in die Umwelt von chemischen Schmerzmitteln zunehmen werden. Den schädlichen Diclofenac-Eintrag in die Umwelt könnte man aus unserer Sicht durch einen verantwortungsbewussteren Umgang stark minimieren. Hier lohnt sich ein Blick nach Schweden«, so die »Pharmacists for Future«: Dort sind seit März Diclofenac-Salben aus der Freiwahl verschwunden und man erhält diese nur nach ausführlicher Beratung.
Doch nicht nur Diclofenac sei ein für die Umwelt problematischer Arzneistoff: Viele Wirkstoffe würden nach der oralen Aufnahme zu einem großen Prozentsatz unverändert wieder ausgeschieden und reicherten sich in der Umwelt an. Die Gruppe fordert deshalb, »dass mehr Informationen in den Arzneimittel-Datenbanken zum Thema Ökotoxizität bereitgestellt werden. Nur so können sowohl bei der Verschreibung von Arzneimitteln als auch bei der Beratung zu Arzneimitteln in der Apotheke ökologische Gesichtspunkte besser berücksichtigt werden.«