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Thrombosen aktiv vorbeugen

28.06.2004  00:00 Uhr
PZ-Akademie Kongress

Thrombosen aktiv vorbeugen

Venenkomplikationen sind nicht nur ein kosmetisches Problem. Tiefe Beinvenenthrombosen sind lebensgefährlich, sagte Professor Dr. Hartmut Morck, PZ-Chefredakteur und Hochschullehrer für pharmazeutische Chemie an der Universität Marburg. Mit 16 Fällen auf 10.000 Einwohner käme die Erkrankung relativ häufig vor. Ihre Ursachen lägen in Veränderungen der Gefäßwand, des Blutflusses und der Blutkonsistenz. Vorhandene Krampfadern, Adipositas, mangelnde Bewegung, zum Beispiel nach größeren operativen Eingriffen, sowie Tabakkonsum sind Risikofaktoren für die Entstehung einer tiefen Beinthrombose.

Folgeschäden der Erkrankung sowie Komplikationen bleiben nicht aus. In Deutschland seien 120.000 bis 150.000 dokumentierte Fälle von akuter Lungenembolie auf Venenleiden zurückzuführen. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich sehr viel höher, Experten gehen von rund 600.000 Patienten pro Jahr aus. An akuter Lungenembolie leidende Menschen klagen über Schmerzen im Thorax, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckveränderungen. Zudem gesellt sich zur tiefen Beinvenenthrombose häufig das postthrombotische Syndrom hinzu. Darunter verstehen Mediziner Krämpfe, Juckreiz sowie schmerzhaftes Kribbeln in den Beinen. Wenn Patienten mit diesen Symptomen die Apotheke aufsuchen, ist es laut Morck notwendig, einen Arztbesuch anzuraten.

Aber was tun, um der Erkrankung vorzubeugen? Eine medikamentöse Prophylaxe ist nicht möglich, sagte der Pharmazeut. Vor allem das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -binden habe sich bewährt. Daneben bieten sich Gymnastikgeräte an, die ähnlich wie auch Treppensteigen die Venenpumpe in ihrer Funktion unterstützen. Weniger bekannt sind so genannte Pumpstiefel, die durch eine intermittierende Kompressionsbehandlung den Weg des Blutes Richtung Herz unterstützen.

Da der Zusammenhang zwischen Langstreckenflügen und Beinvenenthrombosen durch mehrere Studien bewiesen ist, empfehle es sich bei Flugreisen, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Nach einer Studie aus dem Jahr 2000 erhöhe bereits ein Langstreckenflug pro Jahr das Jahresrisiko für eine tiefe Beinvenenthrombose um 12 Prozent. Ein vierfach so hohes Risiko bestehe in den auf den Flug folgenden 14 Tagen. Durch das lange, meist unbequeme Sitzen im Flieger ist die Venenpumpe in ihrer Funktion beeinträchtigt, erklärte Morck. Das Blut sacke in die Beine ab und lasse vor allem die Knöchel anschwellen. Damit seien die primären Vorraussetzungen für das Auftreten einer Venenthrombose gegeben. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -binden drückt erweiterte Venen von außen zusammen. Die Venenklappen können wieder schließen, und die Beinmuskulatur kann die Venen besser zusammenpressen, was den Abtransport des venösen Blutes zum Herzen verbessert. Strümpfe der Kompressionsklasse II werden zudem im Gegensatz zu Phytopharmaka von der Krankenkasse erstattet.

Die Lonflit-4-Studie mit 132 Patienten mit einem geringen Risiko für tiefe Venenthrombosen konnte den Erfolg der so genannten Travelsocks, die einen Kompressionsdruck von 14 bis 17 mmHg ausüben, belegen. Bei Flügen zwischen sieben und acht Stunden reduzierte sich bei Patienten mit Travelsocks die Zahl der Ödeme und tiefen Venenthrombosen gegenüber der Kontrollgruppe, in der es zu zwei Komplikationen kam. Bei Patienten, die zwischen elf und zwölf Stunden in der Luft waren, erhöhte sich die Zahl der Komplikationen in der Vergleichsgruppe sogar auf sechs.

Von Alkoholkonsum an Bord riet Morck deutlich ab. Alkohol erweitere die Gefäße und erleichtere das Absacken des Blutes. Dennoch gilt es, reichlich zu trinken (zum Beispiel Wasser), um die Blutkonsistenz nicht negativ zu beeinflussen.

Risikopatienten sollten vor längeren Flug- oder Busreisen zusätzlich den Arzt aufsuchen, da sich bei ihnen das Injizieren von Heparin empfehle. Hierfür eignen sich vor allem Heparinpräparate, die nicht nach Körpergewicht dosiert werden müssen, ergänzte der Mediziner Professor Dr. Holger Kiesewetter aus Berlin. Als vorteilhaft haben sich auch entzündungshemmende Bromelainpräparate begleitend zur Heparingabe bewährt. Die vorbeugende Einnahme von Acetylsalicylsäure wurde von den Experten kritisch gesehen. Der Effekt sei nur gering und könne die Gabe von Heparin oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen nicht ersetzen. Ebenso unangebracht sei es, Diuretika einzunehmen. Sie erhöhen die Konsistenz des Blutes und könnten somit eine prothrombotische Situation verursachen.

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