PEI gibt 29 Millionen Dosen Grippeimpfstoff frei |
Trotz temporärer Engpässe: Grippeimpfstoffe sollten in der aktuellen Saison ausreichend verfügbar sein. / Foto: Imago Images/Margit Wild
Deutlich angespannt waren Ärzte und Apotheker vor Kurzem in die neue Grippesaison gegangen. Vielen waren die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr noch allzu präsent, als Impfstoff zunächst knapp und der Ansturm auf die Praxen groß war. Bislang blieb es allerdings vergleichsweise ruhig in der Branche. Zwar fehlen Impfstoffe in einigen Fällen, darunter auch das Hochdosis-Vakzin Efluelda®, das Senioren ab 60 Jahre in diesem Jahr erstmals bekommen sollen. Doch schon in dieser Woche fließen zusätzliche Dosen in den Markt, die dann auch Nachbestellungen möglich machen sollen.
Nach offiziellen Angaben stehen für die aktuelle Grippesaison knapp 27 Millionen Dosen Impfstoff für Deutschland bereit. Das hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erst vor Kurzem noch einmal betont. Damit wäre die Bundesrepublik ähnlich gut aufgestellt wie im vergangenen Jahr. Wie es aussieht werden allerdings deutlich mehr Vakzine in den Markt kommen. Das zumindest geht aus einer Aufstellung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) hervor. Die Behörde muss alle Impfstoff-Chargen prüfen, bevor sie verabreicht werden können. Jede Woche gibt sie den Stand der Freigaben bekannt. Bis zum 17. Oktober haben demnach ganze 28,9 Millionen Dosen das offizielle Okay bekommen.
Warum knapp 2 Millionen Dosen mehr zur Verfügung stehen als ursprünglich kalkuliert, ist unklar. Möglicherweise hätten Hersteller doch mehr Impfstoffe in den deutschen Markt gegeben als zunächst geplant, erklärte eine PEI-Sprecherin auf Nachfrage der PZ. Ob Deutschland tatsächlich alle Impfdosen brauchen wird, bleibt indes abzuwarten. In der vergangenen Saison haben rund 22 Millionen Menschen eine Grippeimpfung bekommen, auch für diesen Herbst peilt die Bundesregierung eine ähnliche Größenordnung an. Bereits jetzt in die Nachfrage in einigen Regionen vergleichsweise groß. Auch das trägt zu temporären Impfstoff-Engpässen bei.
In der Ärzteschaft kursiert derweil noch eine ganze andere Theorie, wie es zu knappen Impfstoffkontingenten kommt. Bundesweit haben Apotheken und Krankenkassen in diesem Jahr zehn Modelprojekte organisiert, in deren Rahmen Offizinen gegen die Grippe impfen können. Seit Wochen laufen Mediziner dagegen Sturm, erst vor wenigen Tagen hat der Hausärzteverband Nordrhein (HÄVN) noch einmal nachgelegt. Demnach tragen die Apotheker auch die Schuld an vorübergehenden Impfstoff-Engpässen. Sie sorgten mit ihren Modellvorhaben »für eine künstliche Verknappung des Impfstoffs und behindern die Impfungen in Arztpraxen«, so HÄVN-Chef Oliver Funken.
Die immerwährenden Klagen der Ärzte tragen inzwischen erste Früchte in der Politik. So hat die nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Susana dos Santos Hermann (SPD) im Düsseldorfer Parlament eine Kleine Anfrage gestellt. Darin möchte sie mehr über die Gründe für fehlende Grippeimpfstoffe erfahren. Während nach Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausreichend Grippeimpfstoff für Deutschland verfügbar sei, sehe die Realität zumindest in Teilen von Köln schlichtweg anders aus, schreibt sie. »Hausarzt- und Kinderarztpraxen klagen über zu wenig Impfstoff, impfwillige Personen werden abgewiesen.«
Konkret möchte dos Santos Hermann wissen, ob der Landesregierung Erkenntnisse über einen Mangel vorliegen und wo sie die Gründe für mögliche Engpässe sieht. Darüber hinaus fragt sie nach dem voraussichtlichen Ende der Lieferschwierigkeiten. Und: »Wie viele Grippeimpfdosen stehen für NRW ab Oktober bis Ende des Jahres zur Verfügung?«
Die Landesregierung muss sich dazu nun positionieren. Für Antworten auf Kleine Anfragen bleiben ihr in der Regel maximal vier Wochen Zeit. Bis Anfang November allerdings könnte das Problem fehlender Grippeimpfstoffe bereits ausgestanden sein. Bis dahin nämlich sollen weitgehend alle Impfdosen im Markt verfügbar sein.