Paxlovid und Herz-Medikamente |
Daniela Hüttemann |
14.10.2022 12:30 Uhr |
Als sicher stuft die Fachgesellschaft ACC die Koadministration von ASS oder des Thrombozyten-Aggregations-Hemmers (TAH) Prasugrel mit Paxlovid ein. Falls der Patient Clopidogrel oder Ticagrelor einnimmt, soll eine Umstellung auf Prasugrel erwogen werden (erhöhtes Thromboserisiko bei Clopidogrel plus Paxlovid beziehungsweise erhöhtes Blutungsrisiko bei Ticagrelor plus Paxlovid). Bei einer Kontraindikation gegen Prasugrel sollte Paxlovid nicht gegeben und stattdessen eine andere Covid-19-Therapie in Erwägung gezogen werden. Hier stehen Molnupiravir (Lagevrio®) und das Antikörperpräparat Evusheld® bereit.
Blutverdünner wie Phenprocoumon (Marcumar® und Generika) und Warfarin können laut ACC unter Paxlovid-Therapie beibehalten werden, allerdings soll dann ein engmaschiges Monitoring der Blutgerinnungsfaktoren stattfinden. Die deutsche Empfehlung dagegen lautet, unter Phenprocoumon- oder Warfarin-Therapie statt auf Paxlovid auf Molnupiravir zurückzugreifen.
Die Plasmaspiegel aller direkt wirksamen Antikoagulanzien (DOAK, also Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban sowie Dabigatran und Ximelagatran) können durch Paxlovid steigen. Hier empfiehlt das ACC entweder eine Dosisreduzierung der DOAK, eine Therapiepause oder ein Bridging, falls dies notwendig erscheint.
Hier erfolgt eine differenzierte Bewertung, da sich die Stoffwechselwege der verschiedenen Statine unterscheiden. Die Koadministration von Paxlovid und Simvastatin oder Lovastatin kann zu erhöhten Spiegeln der Statine führen und damit zu den gefürchteten Nebenwirkungen Myopathie und Rhabdomyolyse, warnen die Kardiologen. Diese beiden Statine sollten bei einer Paxlovid-Gabe pausiert werden. Die deutsche Empfehlung favorisiert dagegen die Molnupiravir-Gabe.
Bei Atorvastatin und Rosuvastatin soll laut ACC eine Dosisreduktion erfolgen. Auch hier empfiehlt die deutsche Übersicht eher ein Ausweichen auf Molnupiravir. Die anderen Statine gelten laut ACC als sicher in Kombination mit Paxlovid.
Ranolazin gilt in Deutschland als Ergänzungstherapie zur symptomatischen Behandlung einer stabilen Angina pectoris. Auch hier kann Paxlovid den Plasmaspiegel steigern, was das Risiko für Herz-Rhythmus-Störungen erhöht. Hier sprechen die US-Kardiologen eine Kontraindikation aus. Soll Paxlovid dennoch verschrieben werden, soll Ranolazin pausiert werden. In Deutschland wird als Alternative Molnupiravir empfohlen.