Paul-Ehrlich-Preis 2024 an Dennis Kasper verliehen |
Theo Dingermann |
15.03.2024 12:30 Uhr |
Professor Dr. Dennis L. Kasper von der Harvard Medical School wurde mit dem Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis 2024 ausgezeichnet. / Foto: Goethe-Universität Frankfurt / S. Maka
Nicht nur wegen des Preisgeldes von 120.000 Euro gilt der Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis als die wichtigste Auszeichnung, die in Deutschland für herausragende Leistungen auf den Gebieten Immunologie, Krebsforschung, Hämatologie, Mikrobiologie und Chemotherapie verliehen wird. Davon zeugt auch, dass von den 128 ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern 26 Preisträgerinnen und Preisträger auch den Nobelpreis erhalten haben.
In diesem Jahr erhielt der Harvard-Professor Dr. Dennis L. Kasper die Auszeichnung. Als Mikrobiologe machte er herausragende Entdeckungen zur Kommunikation der Darmmikrobiota mit dem menschlichen Immunsystem.
Es ist essenziell, dass sofort nach der Geburt eines Menschen dessen Dickdarm von Milliarden von Bakterien besiedelt wird. Die meisten dieser Darmbakterien sind keine Krankheitserreger. Im Gegenteil, sie tragen zur Gesundheit bei. Und genau das hatte Kasper fasziniert, als er sich entschloss, die Interaktionen der Bakterien mit dem menschlichen Organismus zu studieren.
Die Koexistenz von Bakterien und Menschen basiert auf einer echten Symbiose, bei der beide Parteien voneinander profitieren. Denn während der Mensch die harmlosen Bakterien mit einem Überfluss an Nahrung versorgt, schützen diese den Menschen vor pathogenen Organismen, helfen bei der Verdauung komplexer Kohlenhydrate und produzieren Vitamine, die der Mensch benötigt.
Kasper gelang es, das komplexe Miteinander von Bakterien und Mensch mechanistisch zu entschlüsseln. Er entdeckte, zusammen mit einer Vielzahl von Forschenden, zwei Moleküle: Das Polysaccharid-A (PSA) aus Bazillus fragilis und ein Glykosphingolipid (GSL-Bf717). Die Substanzen werden von Vertretern der Mikrobiota produziert und programmieren das Immunsystem des Wirts zuverlässig.
So steuert PSA ein Leben lang die Ausreifung einer ausbalancierten Population von regulatorischen T-Zellen, GSL-Bf717 hingegen nur in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt die Vermehrung von natürlichen Killer-T-Zellen (NKT-Zellen). Das ist ein wichtiges Argument für die sorgfältige Indikationsstellung bei der Anwendung von Antibiotika bei Neugeborenen.
Kaspers Entdeckungen haben zwischenzeitlich zu neuen Therapieoptionen geführt, die vor allem die Behandlung von Autoimmunerkrankungen vorantreiben werden.
Mit dem mit 60.000 Euro dotierten Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis wurde in diesem Jahr der Chemiker Dr. Johannes Karges von der Ruhr-Universität Bochum ausgezeichnet. Er erhielt die Auszeichnung für seine Arbeiten zur ortsgenauen Aktivierung hoch toxischer Zytostatika.