Patienten im Klimawandel schützen |
Brigitte M. Gensthaler |
25.04.2025 13:30 Uhr |
Die Taskforce sieht die Angehörigen der Gesundheitsberufe in einer besonderen Rolle. »Mitarbeitende im Gesundheitswesen sind eine größere Treibermacht, um gesellschaftliche Veränderung herbeizurufen, als sie glauben«, sagt Grah.
Das Positionspapier nennt konkrete Maßnahmen, wie die Symptomlast für Betroffene verringert werden kann. Dabei geht es um klimasensible Gesundheitsberatung, um App-basierte Frühwarnsysteme, zum Beispiel die Warn-App NINA des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Warn-Wetter-App des Deutschen Wetterdienstes, sowie das Monitoring der Luftqualität, zum Beispiel mit der App Luftqualität des Umweltbundesamts.
Dem Hitzeschutz dienen unter anderem klimatisierte Räume, Wasserspender oder angepasste Öffnungs- und Sprechstundenzeiten. Diagnostische und therapeutische Eingriffe sollten während Hitzewellen möglichst zurückgefahren werden, schlagen die Ärzte vor.
Patienten könnten beispielsweise eine Atemschutzmaske bei hoher Staubbelastung tragen, die Atemfunktion regelmäßig zu Hause mit dem Peak-Flow-Meter messen und ihre Asthma-Basismedikation anpassen, gezielt lüften und offene Feuer vermeiden.
Wichtige Punkte sind das Medikamentenmanagement und die Tabak- und Nikotinentwöhnung. »Bisher kaum im Bewusstsein ist zum Beispiel, welchen Störfaktor Antibiotika und viele andere Medikamentengruppen für die Biodiversität darstellen. Wir benötigen mehr umweltfreundliche Arzneimittel und Medizinprodukte«, fordert Grah. Zudem müssten Über-, Fehl- und Unterversorgung, zum Beispiel durch leitliniengerechtes Antibiotika-Management, korrigiert und Medikamenteneinträge in die Umwelt reduziert werden.
Wenn möglich, sollten Ärzte bevorzugt Pulverinhalatoren statt Dosieraerosole verordnen. / © Adobe Stock/Goffkein
Ein wichtiger Hebel sei die Umstellung von Treibhausgas-haltigen Dosieraerosolen auf Pulverinhalationssysteme. Die Pneumologen verweisen erneut auf die S2k-Leitlinie »Klimabewusste Verordnung von Inhalativa« (AWMF-Reg.Nr. 053-059, Stand Januar 2024). Ferner würden viele mobile Sauerstoffkonzentratoren über einer Temperatur von 36 °C nicht mehr zuverlässig funktionieren.
Mit Blick auf häufiger werdende Extremwetterereignisse sprechen die Pneumologen auch die medikamentöse Versorgungssicherheit im Katastrophenfall an. Die Taskforce appelliert an alle Personen im Gesundheitswesen, sich »als klare Fürsprecher ihrer Patienten« zu positionieren und aktiv gegen klimabedingte Gesundheitsrisiken vorzugehen. »Ein widerstandsfähiges, nachhaltiges und klimafreundlicheres Gesundheitssystem muss zur Priorität werden«, heißt es abschließend.