Patienten äußerst zufrieden mit Corona-Impfungen in Apotheken |
Daniela Hüttemann |
10.06.2022 18:00 Uhr |
Schnell und unkompliziert in der Nähe impfen lassen – das wissen die Menschen zu schätzen. / Foto: imago images/photothek
In anderen Ländern dürfen Apothekerinnen und Apotheker bereits seit Langem gegen verschiedene Erkrankungen wie Grippe und FSME impfen. Dort war es auch relativ selbstverständlich, dass sie sofort in die Covid-19-Impfkampagnen eingebunden wurden. In Deutschland hat es rund ein Jahr gedauert, bis die Politik auf diese zusätzliche Ressource zurückgegriffen hat. Erst Anfang Februar dieses Jahres durften entsprechend geschulte Apotheker selbst Corona-Impfungen anbieten – da war aber die große Booster-Welle schon durch und die Nachfrage sank bereits. Trotzdem kamen die teilnehmenden Offizinen deutschlandweit immerhin auf etwa 100.000 Impfungen – und stehen für den kommenden Herbst auch in puncto Grippeimpfung bereit.
Die Akzeptanz des Corona-Impfangebots in den Apotheken hat nun der Münsteraner Apotheker und Pharmakotherapie-Forscher Dr. Olaf Rose zusammen mit drei Kolleginnen und Professorin Dr. Juliane Köberlein-Neu vom Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung an der Schumpeter School for Business and Economics der Bergischen Universität Wuppertal untersucht. Die Studienergebnisse befinden sich noch im Peer-Review-Verfahren, sind aber jetzt auf dem Preprint-Server SSRN veröffentlicht worden.
Dazu füllten 427 Patienten in elf Apotheken in NRW, Niedersachsen und Hamburg nach der Impfung einen Fragebogen aus. Auch die impfenden Apotheker wurden zu ihrer Motivation und ihren Erfahrungen befragt. 60,9 Prozent der Geimpften war älter als 50 Jahre; 8 Prozent waren Teenager. 57,1 Prozent der Befragten waren weiblich. Bei 34,6 Prozent der Geimpften war es die Drittimpfung (erster Booster), bei 59,6 Prozent die Viertimpfung (zweiter Booster). Nur 1,2 Prozent waren zur Erstimpfung gekommen.
91,5 Prozent der Patienten waren insgesamt höchst zufrieden, weitere 7,8 Prozent vergaben ein »gut«. Kein einziger Patient gab an, weniger oder gar nicht zufrieden zu sein. Bestnoten gab es von fast allen für die Einzelpunkte Zugänglichkeit, Wartezeit, Aufklärung, Hygiene, Impftechnik und Sicherheitsgefühl bei den Impfungen in der Apotheke (jeweils 96,5 bis 97,9 Prozent Zufriedenheit). Unerwünschte Ereignisse wurden keine berichtet.
61,8 Prozent der Geimpften gab an, sich aufgrund des einfachen Zugangs und der Nähe in der Apotheke geimpft haben zu lassen. 12,8 Prozent gaben an, keine Zeit zu haben, um sich während der Öffnungszeiten ihrer Hausarztpraxis impfen zu lassen. Hauptmotivation für die Impfung an sich war, sich selbst (88,9 Prozent Zustimmung) oder andere (72,9 Prozent Zustimmung) vor schwerem Covid-19 schützen zu wollen.
Neben den vorgefertigten Fragen mit einer Skala oder Multiple-Choice-Antwortmöglichkeit gab es auch ein Freitextfeld. Dort lobten einige die einfache und schnelle Terminvergabe oder die Impfmöglichkeit außerhalb klassischer Bürozeiten, zum Beispiel am Abend oder Wochenende. Mehrfach wurde hier auch nochmals die Nähe zur Apotheke in der Nachbarschaft genannt. Es gab zudem viele Dankeschöns und Smileys im Freitextfeld.
Die elf impfenden Apotheker waren nach eigenen Angaben ausnahmslos hoch motiviert und empfanden ihr Impfangebot als sinnstiftend. Die Patienten seien dankbar gewesen und hätten den neuen professionellen Service zu schätzen gewusst, so das Feedback. Schwierig sei jedoch die Organisation aufgrund ohnehin schon hoher Arbeitsbelastung und Personalengpässen gewesen. So impften vier Apotheken während ruhigerer Öffnungszeiten und neun Apotheken außerhalb der regulären Öffnungszeit. In den meisten Apotheken unterstützen PTA den Vorgang durch Impfstoff-Bestellung und -Rekonstitution, Terminmanagement und Dokumentation.
Alle teilnehmenden Apotheken wollen auch weiterhin Covid-19-Impfungen anbieten, weil sie es für wichtig und sinnvoll halten. Als Hindernisse nannten sie außer dem Personal- auch den Platzmangel in der Offizin. Zudem wünschten sie sich zum Teil die Verfügbarkeit von Einzel-Impfdosen, um Verwurf zu vermeiden, sowie eine bessere Vergütung für den Gesamtaufwand.
»Die Daten dieser Studie sprechen stark dafür, Apotheken als zusätzliche Anbieter von Covid-19-Impfungen einzubeziehen«, so das Fazit des Studienteams. »Die Patienten gaben eine ausgeprägte Zufriedenheit mit diesem Setting an und drückten ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen aus.« Die Patienten schätzten den niedrigschwelligen Zugang. Dieser könne möglicherweise zu höheren Impfraten beitragen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.