»Paradigmenwechsel für Wissenschaft und Forschung« |
Melanie Höhn |
09.10.2025 13:30 Uhr |
»Die Daten werden ab dem heutigen Tage für ausgewählte Forschungsträger zugänglich gemacht. Es ist ein echter Paradigmenwechsel für Wissenschaft und Forschung, die Versorgung des Gesundheitswesens insgesamt und es stärkt den Forschungs- und Wirtschaftsstandort in Deutschland«, erklärte die Ministerin weiter. Sie verspreche sich viel von dem deutlich erweiterten Potenzial für die Gesundheitsforschung. Muster bei verschiedenen Erkrankungen könnten in Zukunft viel besser erkannt und die Effektivität von Behandlungsmethoden deutlich umfangreicher bewertet werden.
Des Weiteren könnten über Kinderkrankheiten auf Basis der Daten umfassendere Erkenntnisse erzeugt werden, ohne sie in klinische Studien einbeziehen zu müssen. »Heute ist daher ein guter Tag für die nachhaltige Verbesserung der Versorgung in allen Bürgerinnen und Bürgern und auch kommenden Generationen«, so Warken. Sie betonte aber auch, dass von Anfang an sehr großer Wert auf Sicherheit, Datenschutz und Transparenz gelegt wurde.
Als einen »ein Meilenstein für die Versorgungsforschung in Deutschland« bezeichnete auch Professor Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das neue FDZ Gesundheit. Die Daten würden sektorenübergreifend auch für seltene Erkrankungen sowie für Kinder ganz neue Forschungsfragemöglichkeiten bieten. Durch die Nutzung pseudonymisierter Real-World-Daten könnten Krankheiten besser verstanden und die Arzneimittelentwicklung beschleunigt werden. So könnten Patientinnen und Patienten schneller von neuen Behandlungsformen profitieren. »Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag zu einer verbesserten Versorgung in einem wachsenden digitalen Ökosystem Gesundheit«, so Broich.
Auch Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV Spitzenverbands, bezeichnete das FDZ Gesundheit als einen »Meilenstein für die Transparenz im Gesundheitswesen«. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) schaffe dafür die Basis, zum einen durch das Bereitstellen ihrer umfassenden Abrechnungsdaten und zum anderen dadurch, dass sie das Forschungsdatenzentrum derzeit fast vollständig finanziere.
Der entscheidende Vorteil im Vergleich zu den bisherigen Analysemöglichkeiten liegt laut Stoff-Ahnis in der Vollständigkeit der Daten: »Zum einen von circa 75 Millionen GKV-Versicherten und zum anderen über nahezu sämtliche Leistungsbereiche der Gesundheitsversorgung. So werden allein im Bereich der ärztlichen Behandlung jährlich Daten zu 600 Millionen Fällen mit insgesamt 8 Milliarden Datensätzen zu Diagnosen und zu diagnostischen Abrechnungen übermittelt«, erklärte sie. Die pseudonymisierten Abrechnungsdaten aller GKV-Versicherten für den Zeitraum von 2009 bis 2023 liegen bereits vollständig vor.
Derzeit ist für die Datenweitergabe seitens Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) keine Widerspruchslösung für Patientinnen und Patienten vorgesehen. Doch das Verfahren werde sich verändern, so Stoff-Ahnis, wenn 2026 die Daten der ePA in das FDZ Gesundheit eingebunden werden.
Die GKV werde die neuen Möglichkeiten intensiv nutzen, etwa um Präventionsangebote, Disease-Management-Programme, neue Versorgungsformen oder die Krankenhausreform gezielt im Sinne der bestmöglichen Versorgung für ihre Versicherten weiterzuentwickeln. »Ich bin sicher, dass die neuen Analysemöglichkeiten beim Forschungsdatenzentrum zu Verbesserungen für Patientinnen und Patienten führen werden. Die gesetzliche Krankenversicherung wird sich mit voller Kraft hierfür einsetzen«.