Ozempic-Lieferengpass bis mindestens Mitte Januar |
| Daniela Hüttemann |
| 30.12.2022 15:00 Uhr |
Zum 23. Dezember hatte Hersteller Novo Nordisk angekündigt, nicht mehr wie geplant ausliefern zu können. Ozempic 1 mg, 3 Stück, Injektionslösung in einem Fertigpen soll voraussichtlich erst ab dem 16. Januar wieder verfügbar sein. Den anhaltenden Lieferengpass begründet Novo Nordisk mit unterbrochenen Lieferketten. Ozempic in den Stärken 0,5 mg oder 0,25 mg sei dagegen lieferbar, hieß es in der entsprechenden AMK-Meldung zu Weihnachten.
Das US-Nachrichtenportal »Bloomberg« meldete etwa zur gleichen Zeit, dass ein Trend auf TikTok und anderen Social Media-Kanälen mit Schuld sei an den Lieferengpässen. So wird vermutet, dass auch das für Menschen mit Typ-2-Diabetes gedachte Ozempic off Label für gesunde Personen verordnet wird, die abnehmen wollen – mit oder sogar ohne Übergewicht, wie die »New York Times« bereits Ende November berichtete.
Diabetiker unter Semaglutid-Therapie liefen nun Gefahr, ihr Medikament nicht zu bekommen, zumal es auch Engpässe bei ähnlich wirkenden Präparaten wie Dulaglutid (Trulicity® von Eli Lilly) und Tirzepatid (Mounjaro®, ebenfalls Eli Lilly) gebe, heißt es bei Bloomberg.
In der New York Times warnte eine Experte, dass die potenziellen Nebenwirkungen von Semaglutid wie Übelkeit, Fatigue, Dehydrierung, Durchfall und Verstopfung bei Normalgewichtigen stärker ausfallen könnten als bei den Patienten, für die es gedacht ist. Auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und Gallenblase können die Folge sein. So wurden Wirksamkeit und Sicherheit bei normalgewichtigen Gesunden nicht ausreichend untersucht.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hatte bereits Anfang November vor einer unkontrollierten, nicht zugelassenen Anwendung als Lifestyle-Medikament gewarnt und sieht die Versorgung der Diabetes-Patienten hierzulande gefährdet. Die DGE geht von tausenden regulären Anwendern in Deutschland aus.
»In den USA wird Ozempic sehr stark im Off-Label-Use, also ohne Zulassung, zur Gewichtsreduktion verwendet; auch weil viele Prominente wie Elon Musk das stark bewerben«, kritisierte Professor Dr. Harald J. Schneider, Sprecher der Sektion Angewandte Endokrinologie der DGE. Der Hashtag #Ozempic sei allein bis Anfang November 350 Millionen Mal in Sozialen Medien geteilt worden.
Die DGE mahnt: »Diese Medikamente sollten nur spezialisierte Ärztinnen und Ärzte verschreiben – und auch nur, wenn die medizinische Notwendigkeit besteht und die Anwendung in der Folge sorgfältig überwacht wird.«