Osnabrücker Rezept gegen den Fachkräftemangel |
Melanie Höhn |
28.09.2023 16:00 Uhr |
Neben der Völker-Schule gab es noch vier weitere Finalisten-Projekte, die ihre Ideen auf der Expopharm vorstellten. Den zweiten Platz belegte das MIR-Spektrometer namens »Sweeb« der Wired-Sense GmbH. Im Kern geht es darum: Die Qualitätskontrolle bei individuellen Rezepturen in den Apotheken erfolgt durch chemische und Nah-Infrarotspektroskopie. Das mittlere Infrarot (MIR) bietet hohe Genauigkeit, erfordert jedoch normalerweise teure Ausrüstung sowie den Erwerb oder Aufbau einer ebenfalls kostenintensiven Referenzdatenbank. Zudem werde Fachpersonal für die Datenauswertung benötigt, das daher eher auf einen Laborbetrieb als auf den Apothekenalltag ausgerichtet sei. An diesen Schwachstellen setzt das Start-up an und hat auf Basis eines kompakten und kostengünstigen MIR-Spektrometers eine cloudbasierte Plattform geschaffen, die jeder Apotheke die Identitätsprüfung ohne Chemikalien und innerhalb von Sekunden ermöglichen will.
Den dritten Platz erreichte die Easy-Med-Box. Die Idee des Projekts ist folgende: Über 30 Prozent der über 65-Jährigen nehmen täglich fünf oder mehr Tabletten, gleichzeitig geben 39 Prozent einer Umfrage zufolge an, dass das »Vergessen« ihrer Medikationseinnahme der Hauptgrund ist, wieso sie sich nicht an ihre Arzneimitteltherapie halten. Dieses Problem will die Easy-Med-Box angehen und hat dafür einen digitalen Tablettenspender entwickelt, der auf patientenindividuell verpackten Blistern basiert und das richtige Medikament in der richtigen Dosis zur richtigen Zeit bereitstellen soll. Zusätzlich bietet das Unternehmen eine Rundumüberwachung der Medikation an, etwa durch Medikationsanalysen, Vitalwertüberwachung in Zusammenhang mit Medikationsänderungen und einer Alarmfunktion bei Nicht-Einnahme für die Angehörigen. Die Easy-Med-Box soll ausschließlich über Vor-Ort Apotheken vertrieben werden.
Den vierten Platz belegte das Start-up XO Life: Patientinnen und Patienten, Medizinerinnen und Mediziner, Pharmaunternehmen sowie Gesundheitsdienstleister sollen über eine Plattform und eine technologische Infrastruktur direkt miteinander verbunden werden. Patienten sollen ein »digitales Zuhause« zur Erkrankungs- und Therapiebegleitung bekommen, wo sie durch pharmazeutische Expertinnen und Experten unterstützt werden und sich mit anderen Patientinnen und Patienten vernetzen können. Außerdem soll ihnen die Möglichkeit geboten werden, ihren Gesundheitszustand und den Erkrankungs- und Therapieverlauf wissenschaftlich zu tracken – diesen können sie mit ihrer Apothekerin/ihrem Apotheker oder dem Arzt/der Ärztin besprechen. Apothekerinnen und Apotheker sollen durch XO Life eine digitale, unabhängige und kostenfreie Präsenz erhalten, um digital für ihre Kunden präsent und verfügbar zu sein.