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Verbreitung in Deutschland

Omikron ist nicht mehr zu stoppen

Die Omikron-Variante des Coronavirus verbreitet sich mit einer bislang ungekannten Geschwindigkeit. Dass sie auch in Deutschland bald dominieren wird, ist Experten zufolge nicht mehr aufzuhalten. Sie fordern ein rasches antizipatorisches Handeln der Politik, vor allem Notfallpläne für den Worst Case.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 15.12.2021  15:24 Uhr

Die Infektionen mit der Omikron-Variante des SARS-Coronavirus-2 verdoppeln sich aktuellen Daten in Großbritannien zufolge alle zwei bis drei Tage. »Das ist eine Geschwindigkeit, die niemand so richtig auf dem Radar hatte«, sagte Professor Dr. Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin heute bei einer Online-Pressekonferenz des Science Media Center Germany. Die kurze Verdoppelungszeit zeige, wie schnell sich das Virus in einer Population ausbreite und wie schnell sehr hohe Infektionszahlen erreicht werden könnten. Es sei gerade in Dänemark und Großbritannien zu beobachten, wie rasch Omikron das Infektionsgeschehen übernehmen könne, weil quasi kein Widerstand in Form von Immunschutz in der Bevölkerung vorhanden sei, erklärte Brockmann, der am Robert-Koch-Institut die Projektgruppe Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten leitet.

Der Grund hierfür ist die ausgeprägte Fähigkeit der Variante zur Immunflucht. Sie ermögliche es dem Virus, wieder mehr Wirte zu finden als zum Beispiel die Delta-Variante, sagte Professor Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Sie hatte vergangene Woche mit ihrer Arbeitsgruppe gezeigt, wie stark der Immunschutz durch die Impfung bei dieser Variante reduziert ist.

Ein Schutz vor schweren Verläufen durch die Coronaimpfungen ist laut Ciesek aber vermutlich noch erhalten. Laut Daten aus Südafrika schützt die vollständige Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer noch zu 70 Prozent vor Hospitalisierungen. »Wir haben noch keine systematischen Daten für Deutschland, wie schwer die Erkrankungen sind«, sagte die Virologin. Ersten Daten aus Dänemark zufolge liege die Rate an Krankhauseinweisungen bei Delta-Infektionen bei 0,7 Prozent und bei Omikron-Infektionen bei 0,8 Prozent – also im gleichen Bereich. Die Daten seien aber aufgrund der geringen Fallzahl bei Omikron-Infektionen noch mit Unsicherheit behaftet. Seriöse Angaben zur Häufigkeit von schweren Verläufen und der Hospitalisierungsrate ließen sich noch nicht machen.

»Um die weitere Verbreitung des Virus in Deutschland vorherzusagen, ist der Blick auf Großbritannien sinnvoll«, sagte Brockmann. Modellierungsstudien aus England seien relativ besorgniserregend, weil bei der Omikron-Variante zwei Faktoren zusammenkämen: eine hohe Übertragbarkeit und eine ausgeprägte Immunflucht. Somit sei aus Sicht des Virus mit Ausnahme von frisch geboosterten Personen die gesamte Bevölkerung infizierbar.

Laut den Modellrechnungen sei in Großbritannien, je nach verwendeten Parametern, mit 400.000 bis 700.000 Neuinfektionen pro Tag zu rechnen. Der staatlichen britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency zufolge könnte es, wenn der Trend anhält, Ende Dezember sogar zu einer Million Neuinfektionen täglich kommen. »Somit könnte sich in einem Zeitraum von Dezember bis April die Hälfte der britischen Bevölkerung infizieren«, verdeutlichte Brockmann. Das könne man auch auf Deutschland übertragen, weil in der Modellierung auch schon gewisse Schutzmaßnahmen wie Masketragen und Kontaktbeschränkungen mit einberechnet waren.

Mit Blick auf die sehr einschränkenden Maßnahmen, die bislang in der Pandemie erfolgreich waren, sei noch nicht abzuschätzen, ob sie bei Omikron überhaupt funktionieren. Den Wildtyp des Virus habe man damals »in die Knie zwingen können«, bei Omikron müsse aber »ungleich mehr passieren«, um das Virus überhaupt zu entschleunigen. Man müsse jetzt alles dafür tun, damit möglichst wenig Schaden in der Bevölkerung entsteht, aber zu stoppen sei Omikron seiner Einschätzung nach nicht.

Vom Booster nicht zu viel erwarten

Diese Einschätzung teilt Ciesek und warnte in diesem Zusammenhang auch vor überhöhten Erwartungen an Booster-Impfungen. Auch eine Auffrischimpfung sei kein 100-prozentiger Schutz vor einer Infektion, sagte die Virologin. Sie verwies auf Fälle von bereits geboosterten Menschen, die sich selbst infiziert und auch andere Personen angesteckt hätten. »Im Moment habe ich das Gefühl, dass vermittelt wird: Lassen Sie sich boostern und die Welt ist wieder gut. Das ist nicht so.« Insbesondere bei Kontakt mit Risikogruppen sei Vorsicht geboten.

Professor Dr. Christoph Neumann-Haefelin, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Virusimmunologie am Universitätsklinikum Freiburg, erklärte, dass viele Fragen zu der neuen Variante noch offen seien, aber es keinen Spielraum zum Experimentieren und Hoffen auf möglicherweise geringere Pathogenität des Erregers gebe. »Die Intensivstationen sind voll, wir haben aktuell wieder fast 500 Todesfälle pro Tag«, sagte der Mediziner. Alle Experten betonten, dass jetzt rasches antizipatorisches Handeln vonseiten der Politik notwendig sei. Diese müsse Notfallpläne für verschiedene denkbare Szenarien entwickeln, statt auf das Prinzip Hoffnung zu setzen.

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