Nutzen und Risiko des Fastens |
Theo Dingermann |
27.08.2024 12:30 Uhr |
Die Forschenden konnten allerdings auch zeigen, dass Stammzellen in dem hochgradig regenerativen Zustand des Fastenbrechens anfälliger für Krebs sind. So ergibt sich aus der verstärkten Proliferations- und Differenzierungsaktivität auch die Gefahr, dass Tumorzellen im Dünndarm und Dickdarm entstehen.
Denn Mäuse entwickelten nach einer Fastenperiode viel eher präkanzeröse Polypen. Vor allem der sporadische Verlust des Tumorsuppressorgens Apc während der verstärkten Proliferation der Darmstammzellen führt zu einer höheren Inzidenz von Tumoren.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Fastenbrechen zwar eine regenerative Reaktion stimuliert, aber auch das Krebsrisiko erhöht, wenn es während der gesteigerten Proliferation der Zellen zu Mutationen kommt. Krebsinduzierende Mutationen, die während der Wiederaufnahme von Nahrung auftraten, führten auch viel eher zur Bildung von Polypen als Mutationen, die bei Mäusen auftraten, nicht gefastet hatten.
Somit unterstreicht die Studie die Ambivalenz diätetischer Interventionen und betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung diätbasierter Strategien zur Geweberegeneration, um ein erhöhtes Krebsrisiko zu vermeiden. Vor allem sollte die Phase der Wiederaufnahme von Nahrung nach einer Fastenperiode nicht zu abrupt erfolgen.
»Ich möchte betonen, dass dies alles an Mäusen mit sehr gut definierten Krebsmutationen durchgeführt wurde. Beim Menschen wird die Situation viel komplexer sein«, sagt Associate Professor und Seniorautor Dr. Omer Yilmaz. Sein vorläufiges Fazit aus der Studie: »Fasten ist sehr gesund, aber wenn man Pech hat und nach dem Fasten wieder Nahrung zu sich nimmt und dabei einem Mutagen ausgesetzt ist, wie etwa einem verkohlten Steak oder ähnlichem, erhöht sich möglicherweise das Risiko, eine Läsion zu entwickeln, aus der sich Krebs entwickeln kann.«
Yilmaz wies auch darauf hin, dass die regenerativen Vorteile des Fastens für Menschen von Bedeutung sein könnten, die sich einer Strahlenbehandlung unterziehen, die die Darmschleimhaut schädigen kann, oder bei anderen Arten von Darmverletzungen. Seine Arbeitsgruppe untersucht nun auch, ob Polyamine als Nahrungsergänzungsmittel beitragen könnten, die Regeneration der Darmschleimhaut zu stimulieren, ohne das gefastet werden muss.