Nutzen nur selten belegt |
Annette Rößler |
12.06.2023 11:30 Uhr |
Abgesehen von seinem Interaktionspotenzial ist es auch fraglich, ob grüner Tee bei Krebs überhaupt einen positiven Effekt hat. In der S3-Leitlinie »Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen und Patienten« steht zu grünem Tee beziehungsweise Epigallocatechingallat, es gebe »keine ausreichenden Daten für eine Empfehlung«. Diese Leitlinie, die 2021 erschien, bildet eine wichtige Orientierungshilfe für sowohl Heilberufler als auch Patienten. Sie bewertet nicht nur biologische Therapien, zu denen neben pflanzlichen Produkten wie dem grünen Tee unter anderem auch Vitamine und Spurenelemente zählen, sondern auch medizinische Systeme wie Akupunktur, anthroposophische Medizin und Homöopathie, Mind-Body-Verfahren wie Meditation, Tai-Chi und Yoga sowie manipulative Körpertherapien wie Sport und Bewegung.
Das Wechselwirkungsrisiko von pflanzlichen Produkte ist besonders schwer zu beurteilen, weil es sich um Vielstoffgemische handelt, deren genaue Zusammensetzung abhängig vom Extraktions- beziehungsweise Zubereitungsverfahren stark schwanken kann. Um es dennoch fundiert abschätzen zu können, hat das Verbundprojekt Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON), dessen Lenkungsgremium Ritter angehört, eine sogenannte Wechselwirkungsmatrix entwickelt und auf der Website der Universität Greifswald veröffentlicht. Dort sind in Tabellenform Onkologika gegen Arzneipflanzen aufgetragen. Klickt man auf eines der Felder, wird in dem sich öffnenden Fenster über das Ausmaß des Interaktionsrisikos informiert; die entsprechenden Studien sind verlinkt.