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Diskussion beim WLAT

Noweda-Chef will Milliarden bei den Kassen einsparen

Das aktuell geplante Lieferengpass-Gesetz können Apotheken nicht akzeptieren. Darin waren sich Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) sowie der ABDA, und Michael P. Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda, beim 9. Westfälisch-Lippischen Apothekertag einig. Kuck forderte, dass man bei den Einsparungen im GKV-System künftig auch die Krankenkassen selbst in die Pflicht nehme – und beispielsweise deren Ausgaben für Werbung kürze.
Juliane Brüggen
19.03.2023  13:00 Uhr

»Demotivierender und demoralisierender kann Politik nicht mit Menschen umgehen, die maßgeblich dabei geholfen haben, aus einer Krisensituation herauszukommen«, verdeutlichte Overwiening in der politischen Diskussionsrunde. Nach den enormen Leistungen während der Pandemie sei die Erhöhung des Kassenabschlags »ein ganz schwerer Schlag ins Gesicht«. Dass Apotheken trotzdem standhielten und alles für die Versorgung der Patienten täten, sei »phänomenal« und verdiene ein großes Dankeschön. 

Kuck stellte die Frage, warum gerade Apotheken »das Geld abgepresst« werde – der Blick müsse vielmehr auf die Krankenkassen fallen. Hier könne man ebenfalls 240 Millionen Euro einsparen, wenn diese für die nächsten drei Jahre auf Werbung verzichten müssten. »Das wäre vernünftiges Sparen«, so der Noweda-Vorstandsvorsitzende. Auch das Geld, das in Verwaltungsarbeit versickere, sowie die Anzahl der Krankenkassen müssten diskutiert werden. Im GKV-Sektor liege ein »Milliardenhebel«. Mit Blick auf die Lieferengpässe forderte Kuck eine umfassende Revision des Rabattvertragssystems. Andernfalls könne es keine Versorgungssicherheit geben.

Ziel: Erleichterte Austauschregeln erhalten

»Nur durch die Pandemie haben wir flexible Austauschregeln erhalten, um die Lieferengpässe einigermaßen zu bewältigen und Menschen sicher zu versorgen«, betonte Overwiening. Die Apotheke brauche die Entscheidungsfreiheit, in Packungsgröße, Packungsanzahl, Wirkstärke und Darreichungsform von der Verordnung abzuweichen, wenn erforderlich. Auch das Ausweichen auf Einzelimporte und Rezepturen bei Lieferengpässen müsse erleichtert werden – ohne ständige Rücksprachen mit dem Arzt und Vorgaben, Rezepte neu auszustellen: »Das ist unwürdig, und zwar für beide Berufsgruppen.« Zumindest ein Teil der Politik habe die Notwendigkeit erkannt: Die erleichterten Austauschregeln der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung sollen kurzfristig bis Ende Juli 2023 verlängert werden.

Das ändere nichts an dem Bemühen, die Regeln dauerhaft zu etablieren, so Overwiening. »Daran werden wir gemeinsam arbeiten müssen. Das ist kein Selbstläufer. Daran werden wir die gesamte Kraft setzen.« So wie es aktuell geplant ist, könne das Lieferengpass-Gesetz die Situation nicht verbessern. Die erweiterten Austauschregeln an die BfArM-Liste zu knüpfen, sei unsinnig, meinte die Apothekerin, ebenso wie die 50-Cent-Pauschale. Die Liste bilde nicht die Realität ab, habe keinen Aktualitätsanspruch und berücksichtige auch nicht die regionalen Verhältnisse. Obwohl man dies im Bundesministerium für Gesundheit erläutert habe, wurde es nicht berücksichtigt. »Wir haben verdammt viel Arbeit vor uns«, folgerte die Kammerpräsidentin.

Lieferengpass-Gesetz: »Simulation einer Problemlösung«

Kuck bezeichnete das geplante Gesetz als »Simulation einer Problemlösung« und die BfArM-Liste als »völlig untauglich«, um das Engpassmanagement in Apotheken daran zu knüpfen. Man brauche sich nur die Defektliste des pharmazeutischen Großhandels angucken. In den Top-20-Engpässen der Noweda fänden sich gängige Präparate wie Cholesterin- und Blutdrucksenker, Magen- und Schmerzmittel. »Das Problem ist riesengroß«, so Kuck. Auch die Mitarbeitenden des Großhandels seien durch die Lieferengpässe stark belastet. Teils seien es offene Nachfragen für 560.000 Packungen Fiebersäfte gewesen und zahlreiche verzweifelte Apotheker am Telefon. »Das ist ein Alptraum für alle«.

Von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs (SPD) Bekenntnissen, die Apotheken zu stärken und mehr einzubinden, sei wenig übriggeblieben, resümierte Overwiening. Die ABDA halte an ihren Forderungen fest: Es brauche dringend Entbürokratisierung, mehr Entscheidungskompetenzen, ein Verbot der Null-Retaxationen aufgrund von Formfehlern und ein dynamisiertes Fixum. Wenn die Politik es ernst meine, müsse die Apotheke vor Ort immer mitgedacht werden, auch wenn es beispielsweise um Vorhaltepauschalen für Krankenhäuser geht.

Auf die Frage, was Apotheken tun können, sagte Overwiening: »Haben Sie Selbstvertrauen. Das, was Sie machen, ist großartig. Wir sind diejenigen, die vor Ort den sozialen Frieden erhalten, wenn etwas nicht geliefert werden kann. Das lösen wir zu 99 Prozent. Bleiben Sie dabei.« Die Grundhaltung der Apotheken sei genau richtig für die Versorgung der Patienten und der Zuspruch aus der Bevölkerung immens. Kuck appellierte an die Apotheken, bei den Maßnahmen, die von den Standesorganisationen vorgeschlagen werden, mitzumachen und zusammenzuhalten. »Streiken Sie, gehen Sie auf die Straße.« Es gehe nicht zuletzt darum, die Apotheke vor Ort flächendeckend zu erhalten.

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