Noch längst nicht alles geklärt |
Atmosphärisch scheint es zu stimmen zwischen den Apothekern – rechts ABDA-Präsident Thomas Preis – und Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Inhaltlich lagen die Gesprächspartner jedoch nicht in allen Punkten auf einer Linie. / © PZ/Alois Müller
Die Erwartungen an den Auftritt der Ministerin waren hoch gewesen, doch erfüllt wurden sie nur teilweise. Zwar hatte Warken in ihrer Rede vor den Delegierten in Düsseldorf einige Reformpläne in Aussicht gestellt, die schon lange auf der Wunschliste der Apotheker stehen. Doch den dringlichsten Wunsch konnte sie zunächst nicht erfüllen: den nach einer Erhöhung des Fixums von 8,35 Euro auf 9,50 Euro pro abgegebener Rx-Arzneimittelpackung.
Spürbar wurde dennoch, dass das Klima zwischen der Ministerin und den Apothekern deutlich besser ist, als es bei ihrem Vorgänger im Amt gewesen war. Dass Warken betonte, wie gerne sie persönlich nach Düsseldorf gekommen sei, war sicherlich auch als ein Seitenhieb auf Karl Lauterbach (SPD) zu verstehen, der sich stets nur per Video in die Hauptversammlung hatte zuschalten lassen. Die Ministerin berichtete von ihren Erfahrungen bei einem Besuch in der Möhler-Apotheke in Igersheim im Juli dieses Jahres. Dort habe sie auch unter Aufsicht eine einfache Rezeptur herstellen dürfen.
»Politik funktioniert allerdings leider nicht wie die Umsetzung einer Rezeptur«, sagte Warken. Es seien häufig gegenläufige Interessen unter einen Hut zu bringen – meist seien Vorhaben nicht 1:1 durchzubringen. Die bedauere selbst, dass die Anhebung des Fixums angesichts der desaströsen Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) derzeit nicht möglich sei. Hier konterte Müller, der im Bild der Rezeptur blieb: »Ich bin zwar wie Sie kein Apotheker, aber so viel habe ich verstanden: Wenn man bei einer Rezeptur den Wirkstoff weglässt, wird es schwierig.« Die Apotheken seien dringend auf eine Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation angewiesen.
»Die Anhebung des Fixums ist eine dringend benötigte Soforthilfe«, stellte auch Preis klar. Mit ihr müsse nachgeholt werden, was seit zwei Jahrzehnten verpasst wurde. Um auskömmlich zu wirtschaften, bräuchten Apotheken eigentlich sogar mehr als das, nämlich 13 oder 14 Euro pro Rx-Packung. »Apotheker sparen den Kassen jedes Jahr allein 5 Milliarden Euro durch die Umsetzung der Rabattverträge. Das darf man in diesem Zusammenhang ebenfalls nicht vergessen«, sagte Preis.
Eine mögliche wirtschaftliche Entlastung, die Warken in Aussicht gestellt hatte, ist die Verdopplung des Notdienstzuschusses. Allerdings soll dies aus dem Finanztopf der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) bezahlt werden, was Preis nicht gutiert. »Wie sollen dann die pDL bezahlt werden, wenn der Topf leer ist? Wenn wird dann direkt mit den Krankenkassen abrechnen sollen, drohen Nullretaxationen«, befürchtet der ABDA-Präsident. »Wir sehen gerade, dass der pDL-Topf sehr gut gefüllt ist und das Geld nur schleppend abfließt«, konterte Warken. »Wir haben da Geld liegen, das momentan nicht genutzt wird, und das ändern wir jetzt.«
Der ABDA-Präsident bemängelte noch zwei weitere Punkte an den Plänen der Ministerin: dass künftig in einem Filialverbund alle bis auf eine Apotheke auf die Anfertigung von Rezepturen verzichten dürfen sollen und die geplante Kompetenzerweiterung für PTA.
»Wie sollen Patienten erkennen können, in welchen Apotheken sie welche Leistungen erhalten?«, fragte Preis mit Blick auf den erstgenannten Aspekt. Es sei wichtig, dass auch in Zukunft alle Apotheken Rezepturen anfertigen.