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Neue Studien

Neues zur Inkubations- und Überlebenszeit von Coronaviren

China listet Infizierte ohne Symptome nicht mehr. Derweil berichten Forscher, dass die Inkubationszeit deutlich länger sein könnte, als bislang gedacht, und die Viren bis zu neun Tagen auf Oberflächen überleben können. Die wissenschaftlichen  Erkenntnisse sollen heute und morgen bei einem WHO-Gipfel zusammen getragen werden.
AutorKontaktdpa
Datum 11.02.2020  10:32 Uhr

China führt nachweislich mit dem neuen Coronavirus infizierte Personen, die aber keine Symptome zeigen, nicht mehr in seiner Statistik der Ansteckungen. Das ging am Dienstag aus neuen Bestimmungen zur Vorbeugung und Kontrolle der nationalen Gesundheitskommission in Peking hervor, die schon am vergangenen Freitag erlassen wurden. Erst wenn Krankheitssymptome aufträten, werde die Person als «infiziert» geführt, heißt es darin. Ein Grund, warum die Statistik geändert wurde, wurde nicht genannt.

Wie viele Infektionen damit gar nicht erst erfasst werden, ist unklar. Generell dürfte die Dunkelziffer nicht registrierter Fälle hoch sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt betont, dass rund 80 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf nähmen. Die Zahl erfasster Fälle auf dem chinesischen Festland lag am Dienstag bei rund 42.600. Laut offizieller Statistik sind bisher 1.016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben. Seit Ende vergangener Woche wächst der täglich verkündete Anstieg der neu nachgewiesenen Ansteckungen mit der Lungenkrankheit nicht mehr so stark wie zuvor. In welchem Ausmaß die neue Art, die Zahlen zu erfassen und zu berichten, dahinter steckt, war zunächst unklar.

Die neue Definition widerspricht den Vorgaben der WHO, die als Infizierten jemanden betrachtet, bei dem eine 2019-nCoV-Infektion durch ein Labor bestätigt wurde – «ungeachtet klinischer Zeichen oder Symptome». Mit dem Coronavirus infizierte Personen können in der Inkubationszeit und auch bei nur milder Symptomatik schon selbst ansteckend sein.

Inkubationszeit bis zu 24 Tage

Die Inkubationszeit beim neuen Coronavirus könnte Analysen zufolge in seltenen Fällen bis zu 24 Tage betragen und damit zehn Tage mehr als bisher angenommen. Im Schnitt betrage der Zeitraum zwischen Ansteckung und ersten Symptomen wohl drei Tage und damit weniger als die bisher angenommenen gut fünf Tage, ergab eine Auswertung des Experten Zhong Nanshan nach Angaben der «China Daily» vom Montag.

Der Leiter des nationalen Expertengremiums zur Eindämmung der Lungenkrankheit hatte mit seinem Team 1.099 Fälle aus 552 Krankenhäusern in China untersucht. Es handelt sich allerdings um vorläufige Ergebnisse, die weiterer Bestätigung bedürfen. Ohne genaue Kenntnis der Methode lasse sich zunächst nicht sagen, wie gesichert die neuen Erkenntnisse seien, sagte der Coronavirus-Experte Professor Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité zu der Analyse. «Eine häufige Fehlerquelle bei scheinbar sehr langen Inkubationszeiten ist eine unbemerkte zwischenzeitliche Exposition.»

Nur unter sehr kontrollierten Bedingungen lasse sich ausschließen, dass Betroffene dem Erreger mehrfach hintereinander ausgesetzt waren. Einen Grund zur Änderung von Richtlinien oder Einschätzungen sehe er daher zunächst nicht. Auch Guan Weijie, Mitglied des chinesischen Expertengremiums, sagte, es gebe derzeit keinen Grund, die übliche Quarantänezeit von 14 Tagen zu verlängern.

Neun Tage infektiös auf Oberflächen

Coronaviren können sich bei Raumtemperatur bis zu neun Tage lang auf Oberflächen wie Klingeln und Türgriffen halten und infektiös bleiben. Im Schnitt überleben sie zwischen vier und fünf Tagen, berichtete am Freitag ein Forschungsteam aus Greifswald und Bochum im «Journal of Hospital Infection» (DOI: 10.1016/j.jhin.2020.01.022). «Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern ihre Lebensdauer noch», sagte Professor Dr. Günter Kampf vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald.

Da es gegen Coronaviren keine spezifische Therapie gebe, sei die Vorbeugung gegen Ansteckungen wichtig. Wie alle Tröpfcheninfektionen verbreite sich das Virus auch über Hände und häufig angefasste Oberflächen. «Im Krankenhaus können das zum Beispiel Türklinken sein, aber auch Klingeln, Nachttische, Bettgestelle und andere Gegenstände im direkten Umfeld von Patienten», erklärte Kampf.

Gemeinsam mit dem Virologen Professor Dr. Eike Steinmann von der Ruhr-Universität Bochum hatte Kampf für ein geplantes Fachbuch Erkenntnisse aus Studien über Coronaviren und deren Inaktivierung zusammengestellt. Aufgrund der aktuellen Lage veröffentlichten sie die wissenschaftlichen Fakten vorab. Sie nehmen an, dass ihre Erkenntnisse über andere Coronaviren auf das neue Virus 2019-nCoV übertragbar sind. «Es wurden unterschiedliche Coronaviren untersucht, und die Ergebnisse waren alle ähnlich», erklärte Steinmann.

Zur Desinfektion empfehlen die Forscher Mittel auf der Basis von Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit. Wende man diese in richtiger Konzentration an, reduzierten sie die Zahl der infektiösen Coronaviren binnen einer Minute drastisch – von einer Million auf nur noch 100 krankmachende Partikel. Würden Präparate auf anderer Wirkstoffbasis verwendet, sollten sie zumindest begrenzt gegen Viren wirken. «In der Regel genügt das, um die Gefahr einer Ansteckung deutlich zu reduzieren», meinte Kampf. Allgemein wird zu häufigem Händewaschen geraten.

WHO-Expertengipfel zu wissenschaftlichen Fakten

Die WHO richtet am Dienstag und Mittwoch einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Sie erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse zu der neuen Lungenkrankheit. WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte vorab, dass bei der Konferenz die Wissenschaft im Fokus stehen soll. Eine Politisierung der Veranstaltung lehnte er ab. «Lassen Sie uns auf diesen allgemeinen Feind der Menschheit konzentrieren», sagte Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Die weltweit führenden Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen. Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden.

Die WHO hat zudem am Montag ein Expertenteam nach China geschickt, um weitere Informationen über das Coronavirus zu sammeln. Der WHO-Generaldirektor sagte, dass das Team nun die Grundlage legen solle für ein dann größeres, internationales Expertenteam. Tedros betonte, dass dem Team freie Hand gelassen werde bei der genauen Konzeption seiner Arbeit. Die Expertengruppe solle möglichst frei an die Arbeit gehen, um dann hoffentlich Antworten auf noch offene Fragen liefern zu können. Auch die Entscheidung, ob die Experten etwa nach Wuhan reisen, liege bei diesem Team.

Wie Chinas Staatsfernsehen am Dienstag berichtete, sind die Chef der Gesundheitskommission in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei entlassen worden. Zhang Jin, Parteisekretär der Gesundheitskommission von Hubei, und Liu Yingzi, der Direktor der Behörden, wurden demnach von Wang Hesheng, dem stellvertretenden Leiter der Nationalen Gesundheitskommission, abgelöst. Zuletzt war in China immer mehr Kritik an der Untätigkeit oder langsamen Reaktion der Behörden auf den Ausbruch laut geworden.

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