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Neues zu Bärentraubenblättern und Mönchspfeffer

Präklinische und klinische Fortschritte bei Phytopharmaka lassen aufhorchen. Bärentraubenblätter hatten in einem Vergleich mit Antibiotika das Nachsehen und beim Mönchspfeffer wurde ein weiteres Puzzleteil des Wirkmechanismus entdeckt.
Manfred Schubert-Zsilavecz
Mario Wurglics
27.01.2022  07:00 Uhr

Harnwegsinfektionen (HWI) zählen zu den häufigsten Infektionen, insbesondere bei Frauen, und werden nach aktuellen Therapieempfehlungen vor allem antibiotisch behandelt. Angesichts der zunehmenden Resistenzproblematik werden verstärkt Alternativen geprüft. Eine kürzlich im Fachjournal »Clinical Microbiology and Infection« veröffentlichte Studie konnte eine Reduktion des Antibiotika-Einsatzes durch symptomatische Behandlung der Beschwerden mit Ibuprofen zeigen, wobei diese Alternative nicht für jede Patientin geeignet ist.

Einen phytotherapeutischen Therapieansatz untersuchte die im gleichen Journal publizierte REGATTA-Studie an 398 Frauen im Alter von 18 bis 75 Jahren mit den typischen Symptomen eines unkomplizierten Harnwegsinfekts wie Dysurie, häufiger Harndrang und häufiges Wasserlassen. Die doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie verglich die Einmalgabe von Fosfomycin (3 g) mit der täglichen Gabe von Bärentraubenblätter-Trockenextrakt (entsprechend 105 mg Arbutin) über fünf Tage. Als primäre Endpunkte dienten die Anzahl aller Antibiotika-Behandlungen, unabhängig von der medizinischen Indikation, von Tag 0 bis 28 und die Symptomlast bezogen auf einen Score von Tag 0 bis 7.

In der Fosfomycin-Gruppe wurden 233 Antibiotika-Zyklen registriert, wobei 189 auf die Behandlung der HWI als Teil der Studienmedikation zurückzuführen waren. Von den 44 zusätzlich verordneten Zyklen wurden 34 aufgrund der HWI und zehn aus anderen Gründen verschrieben. In der Bärentraubenblätter-Trockenextrakt-Gruppe musste 92-mal ein Antibiotikum eingesetzt werden, wobei zehn Gaben nicht in Zusammenhang mit der HWI standen. Demnach konnte die Anzahl der Antibiotika-Zyklen innerhalb der 28 Tage durch das Phytopharmakon um 63,6 Prozent reduziert werden.

Getrübt wird das Bild durch eine deutlich höhere Symptombelastung wie eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder Fieber in der Phytopharmakon-Gruppe. Darüber hinaus erholten sich die Frauen in dieser Gruppe langsamer, konsumierten mehr Schmerzmittel, konsultierten häufiger erneut den Arzt und verzeichneten mehr Krankenstandstage. Folgerichtig kommen die Autoren zu dem Schluss, dass eine Erstbehandlung mit Bärentraubenblätter-Trockenextrakt im Vergleich zu einer Antibiotika-Therapie nicht als gleichwertig angesehen werden kann.

Mönchspfeffer hemmt die Angiogenese

Vitex agnus-castus (Mönchspfeffer) wird schon seit der Antike als pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von prä- oder postmenstruellen Beschwerden bis hin zu Fruchtbarkeitsstörungen angewendet. Heute gehört der Einsatz von Mönchspfeffer-Extrakten aus Früchten und Blättern zu den etablierten Therapieoptionen beim prämenstruellem Syndrom (PMS). Während die klinische Wirksamkeit hinreichend belegt ist, war über die molekularen Wirkmechanismen dieser Extrakte bisher wenig bekannt. In den Fokus rückten zuletzt Berichte über eine Beeinflussung der Blutgefäßneubildung (Angiogenese), die eine zentrale Rolle bei der Erneuerung der Uterusschleimhaut im Zuge des Menstruationszyklus spielt.

Im Rahmen einer In-vitro-Untersuchung konnten Forschende im Fachjournal »Planta Medica« die inhibierende Wirkung eines ethanolischen Mönchspfeffer-Fruchtextrakts auf bedeutende Endothelzellfunktionen bei der Angiogenese zeigen. Diese Befunde sind insofern von klinischem Interesse, als sie den möglichen molekularen Wirkmechanismus des geprüften Extraktes widerspiegeln, insbesondere beim PMS, dem eine Endometriose zugrunde liegt.

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