Neues Signalmolekül PACAP im Visier |
Kerstin A. Gräfe |
10.09.2024 16:00 Uhr |
Sie erhielten entweder eine einmalige Infusion mit 750 mg Lu AG09222, 100 mg Lu AG09222 oder Placebo. Der primäre Endpunkt war die mittlere Veränderung der Anzahl der monatlichen Migränetage in den Wochen 1 bis 4 in der 750-mg-Gruppe von Lu AG09222 im Vergleich zur Placebogruppe. Die 100-mg-Gruppe diente lediglich zu Sondierungszwecken.
Die Infusion des Antikörpers verringerte die Anzahl der Migränetage pro Monat um 6,2 Tage, verglichen mit 4,2 Tagen unter Placebo. Zudem erreichten in der Verumgruppe mehr Patienten eine mindestens 50-prozentige Verringerung der Anzahl der Migränetage pro Monat als in der Placebogruppe (32 versus 27 Prozent).
Als häufigste Nebenwirkungen traten während der zwölfwöchigen Beobachtungszeit Nasopharyngitis und Müdigkeit auf. Insgesamt waren die meisten unerwünschten Wirkungen leicht ausgeprägt. Bei 11 Prozent der Patienten in den Verumgruppen traten Antikörper gegen Lu AG09222 auf.
Die Hemmung der PACAP-Signalübertragung durch Lu AG09222 stelle einen neuen und potenziell wirksamen Mechanismus zur Migräneprävention dar, resümieren die Studienautoren. Sie verweisen aber auch auf Limitationen der Studie: Dies sei lediglich eine Machbarkeitsstudie mit wenigen Teilnehmenden und kurzer Nachbeobachtung. Zudem seien Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgeschlossen gewesen. Größere Studien müssten folgen.
In einem begleitenden Kommentar ordnet Professor Dr. Elizabeth Loder, Neurologin am Brigham and Women’s Hospital in Boston, die Ergebnisse der HOPE-Studie ein. Der beobachtete Unterschied von zwei Migränetagen pro Monat sei vergleichbar mit Ergebnissen aus Studien mit CGRP-Antikörpern und geringer als der Unterschied mit etablierten, nicht antikörperbasierten Migränepräventionsbehandlungen wie Onabotulinumtoxin A oder Topiramat.
Auch wenn der Unterschied geringer als erhofft ausfiel, sei es eine gute Nachricht, dass ein weiterer potenzieller Angriffspunkt für Migräne identifiziert wurde und sich als behandelbar erwiesen habe. Antikörper hätten den Vorteil, dass sie in der Regel schnell und langanhaltend wirken und keine Wechselwirkungen haben. Künftige Studien würden subkutane Formulierungen des PACAP-Antikörpers untersuchen, die vom Patienten selbst verabreicht werden und praktischer seien als Infusionen.